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Ignaz Feldmann

Vom Profifußballer zum Zeugen

Am 12. April 1945 besichtigte der Oberbefehlshaber der alliierten Streitkräfte in Europa, Dwight D. Eisenhower, das ehemalige Buchenwalder Außenlager in Ohrdruf. Ein Überlebender des Lagers erläuterte vor Ort die Spuren der Verbrechen – Ignaz Feldmann, ehemaliger Profifußballer aus Wien.

Feldmann stammte aus Przemyśl im heutigen Polen, wo er 1901 in eine jüdische Familie geboren wurde. Anfang der 1920er-Jahre ging er nach Wien. Den Lebensunterhalt verdiente er ab 1926 als Fußballprofi beim jüdischen Verein Hakoah Wien. Nachdem dieser 1925 den ersten österreichischen Meistertitel unter professionellen Bedingungen gewonnen hatte, genoss die Hakoah ein hohes Ansehen. Als harter, aber fairer Verteidiger wurde Feldmann schnell zum Publikumsliebling. Viele Jahre führte er sein Team als Kapitän aufs Spielfeld. Ein großer Titel blieb ihm allerdings verwehrt. Verletzungen warfen ihn Mitte der dreißiger Jahre zurück. Der deutsche Einmarsch in Österreich brachte 1938 das Ende für die Hakoah.

Feldmann floh in die Niederlande, wo er im Flüchtlingslager Westerbork unterkam. Dort geriet er in die Fänge der deutschen Besatzer, die das Flüchtlingslager 1942 zum Durchgangslager für Deportationen machte – hier begann für ihn im September 1944 die Odyssee durch mehrere Lager. Aus Auschwitz kam er im November 1944 nach Ohrdruf. Nach der Befreiung nach Wien zurückgekehrt, erfuhr er von der Ermordung seiner Frau und seiner beiden Kinder. Bis zu seinem Tod 1964 versuchte sich Ignaz Feldmann ein neues Leben aufzubauen, unter anderem als Fußballtrainer bei Hakoah Wien.

„Feldmann organisiert alles, stellt auch die Mannschaften auf. Aus der geplanten Meisterschaft wird nichts, da die Dienstbereiche wegen Schichtarbeit und Personalwechsel keine eigenen Teams bilden können. Möglichkeiten, um zu trainieren, gibt es nicht, dafür ist das Arbeitspensum zu groß. Die Zuschauer sagen, dass, in Anbetracht der primitiven Verhältnisse, gar nicht schlecht gespielt wird.“

Im Durchgangslager Westerbork erlaubte die SS Fußballspiele, um den Schein der Normalität aufrechtzuerhalten. Ignaz Feldmann organisierte die Spiele. Sein Mitgefangener Fred Schwarz berichtete später hierüber. (Züge auf falschem Gleis, Wien 1996)

„Drüben steht der Schuft, der gerade den Mann ins Kreuz getreten hat. Er ist Unterscharführer und kontrolliert, ob wir alle unsere kahlen Schädel entblößen. Er sieht Feldmann, schnauzt ihn an! ‚Vortreten, Namen!‘ ‚Ignaz Feldmann.‘ ‚Beruf!‘ ‚Fußballer.‘ Plötzlich ist der Sadist ein anderer Mensch. Hat er doch damals in Wien zusammen mit Feldmann in der Meisterschaft und in der Auswahl gespielt. Er war bei Austria, Feldmann bei Hakoah, dem jüdischen Fußballklub, der 1930/1935 zu den besten von Österreich gehörte. Feldmann soll sich melden, wenn wir bei der Baracke sind.“

Fred Schwarz wurde zusammen mit Ignaz Feldmann Ende September 1944 aus Theresienstadt nach Auschwitz deportiert. Er berichtete später, wie ein SS-Mann Feldmann bei der Ankunft erkannte. Feldmann wurde später als „Stubendienst“ eingeteilt, der für die Ordnung in der Baracke zuständig war. (Züge auf falschem Gleis, Wien 1996)



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