Josef Gerö

Berufung Fußballfunktionär

Der Europapokal der Nationalmannschaften, ein Vorläufer der heutigen Fußballeuropameisterschaft, trug zwischen 1955 und 1960 den Namen von Dr. Josef Gerö. Hiermit ehrte man einen Mann, der sein Leben unter anderem in den Dienst des Fußballs gestellt hatte.

1896 wurde Josef Gerö im damaligen Österreich-Ungarn geboren. Er wuchs in Wien auf. Früh galt seine Leidenschaft dem Fußball. Zunächst lief er selbst für den „FC Libertas Wien“ auf, ein Verein, den er 1914 mit Mitschülern gegründet hatte. Schnell war jedoch klar: Seine wahre Berufung war nicht die eines Fußballspielers, sondern die des Funktionärs. Dies prägte sein Leben, in dem er als Jurist und als Sportfunktionär Karriere machte. Der Einmarsch deutscher Truppen im März 1938 beendete zunächst beide Laufbahnen. Als Abteilungsleiter im österreichischen Justizministerium und als „Halbjude“ geriet Gerö, seit 1927 auch Präsident des Wiener Fußballverbandes, ins Visier der Gestapo. Über das KZ Dachau wurde er im September 1938 nach Buchenwald deportiert. Im Juli 1939 kam er frei. Er floh nach Zagreb. Dort arbeitete er als Prokurist und litt nach der deutschen Besetzung der Stadt erneut unter Repressionen.

Nach dem Krieg setzte Gerö sein doppeltes Leben als Jurist und Sportfunktionär fort – als österreichischer Justizminister und gleichzeitig als Präsident des Österreichischen Fußballbundes und des Österreichischen Olympischen Comité. Ein letztes Amt übernahm er im Juni 1954, als er zum Vizepräsidenten der neugegründeten UEFA ernannt wurde. Ein halbes Jahr später starb Josef Gerö mit 58 Jahren in Wien.