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Fußball auf dem Appellplatz

Im Februar 1939 ließ die SS die Behelfsbaracken des Pogromsonderlagers auf dem Appellplatz abreißen. An dem Ort, wo in den Monaten zuvor Tausende jüdische Häftlinge gelitten hatten und 250 Männer gestorben waren, wurde kurz darauf ein improvisierter Fußballplatz eingerichtet.

An einem Sonntag im April 1939 fand dort auf Veranlassung der SS-Lagerführung ein erstes Fußballspiel statt: Eine Mannschaft jüdischer Häftlinge musste gegen ein Team aus nicht-jüdischen Häftlingen antreten. Nach diesem ersten Spiel duldete die SS weitere Spiele an den Sonntagnachmittagen, die in der Regel arbeitsfrei waren. Wie oft und wie lange die Häftlinge auf dem Appellplatz Fußball spielten, ist nicht bekannt. Schon bald jedoch wurde ein neuer Sportplatz unterhalb der letzten Barackenreihe, im Bereich des späteren Kleinen Lagers, zur Spielstätte. Überlebende berichteten später von bis zu zwölf Fußballmannschaften, die zeitweise in Buchenwald existierten. Für die SS dienten die Spiele dazu, den Schein der Normalität aufrechtzuerhalten und den verbrecherischen Charakter des Lagers zu verdecken. Nicht zufällig zählte der Fußballplatz zu den Orten, welche die SS auswärtigen Besuchern des Lagers vorführte.

Grundsätzlich war es nur wenigen Häftlingen möglich, im Lager Fußball zu spielen. Es waren dies vor allem solche in privilegierten Positionen. Wegen der harten Arbeit und der schlechten Ernährung war die Mehrheit der Häftlinge hierzu gar nicht in der Lage. Mit dem Bau des Kleinen Lagers verschwand Ende 1942 auch der Sportplatz. Vereinzelt soll es danach noch zu Spielen im Bereich der Lagergärtnerei gekommen sein.

„Ein großes Fußballmatch gab es zu Ostern 1939. Schon zwei Wochen vorher wurde ein Teil des noch immer nicht ganz planierten und aufgeschotterten Appellplatzes zu einem richtigen Fußballplatze umgestaltet, Tore aufgestellt, Linien markiert, die Bewachungsmannschaft, die sehr eifrig Fußball spielte, spendete 2 alte Bälle und am Ostersonntagnachmittag fand auf Befehl des Kommandanten ein Fußballspiel ‚Arier‘ gegen Juden statt. Unparteiischer war ein ‚Politischer‘, der seine Aufgabe gerecht und sachkundig löste, ein Radioansager war bestimmt, der das Spiel vor dem Mikrophon referierte, sodass man es in allen Baracken miterleben konnte, auf dem Platze hatten sich ca. 2000 Zuschauer eingefunden – Eintrittsgeld wurde nicht verlangt – die SS sah von den Fenstern des Kommandogebäudes zu und das Spiel begann. Die hatten lauter Wiener aufgestellt, darunter einige bekannte Spieler. Als nach der Halbzeit der Sprecher verkündete, dass das Spiel 2 zu 1 für die Juden stände, riefen die als Zuschauer anwesenden ‚arischen‘ Kameraden zur größten Heiterkeit, selbst der SS im Sprechchor, so wie es die Nazibanden bei ihren häufigen Umzügen in den Städten getan hatten, ‚Die Juden sind unser Unglück‘. Es half ihnen aber nichts, die ‚Arier’ verloren das Spiel, ich glaube 3 zu 1. Die Fußballspiele wurden dann an Sonntagnachmittagen bei gutem Wetter fortgesetzt.“

Der jüdische Arzt Dr. Edgar Rhoden aus Wien war von Ende September 1938 bis Ende April 1939 Häftling in Buchenwald. Er wurde Zeuge der ersten Fußballspiele auf dem Appellplatz und schrieb hierüber 1954 in seinem Erinnerungsbericht. Aussagen anderer Überlebender zufolge verbot die SS später Mannschaften mit jüdischen Häftlingen. (The Wiener Holocaust Library)



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