
Nach der Errichtung des Bahnhofs in den 1840er-Jahren initiierte Carl Alexander, Großherzog von Sachsen-Weimar-Eisenach, ein ehrgeiziges Bauprogramm mit dem Ziel, die damalige, namentlich seiner Frau Großherzogin Sophie gewidmete Sophienstraße (heute Carl-August-Allee) zu einer „Kulturpilgerachse“ auszubauen, um so einen repräsentativen Stadteingang zu schaffen. In diesem Rahmen kam es auch zu einer Umgestaltung des damaligen Watzdorfplatzes, benannt nach dem Staatsminister des Großherzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach, Christian Bernhard Freiherr von Watzdorf. So riefen 1871 lokal einflussreiche Bürger:innen dazu auf, ein Denkmal zu errichten, das die Namen der „für das Vaterland Gefallenen“ tragen und den „kommenden Geschlechtern eine gewaltige Mahnung [sein sollte], wie sie zu handeln haben, wenn das Vaterland ruft“ (Weimarische Zeitung, 26.6.1871).
Die über sechs Meter hohe Bronze, gegossen aus eroberten französischen Geschützrohren, wurde am 10. Mai 1878 auf dem westlichen Teil des Watzdorfplatzes feierlich eingeweiht und bildete fortan die imposante Kulisse für nationalistisch-militaristische Aufmärsche. Das Denkmal selbst stellte zwei Soldaten dar, einen jungen Sterbenden, der von einem Älteren gestützt wird. Letzterer hält mit entschlossenem Blick einen Säbel in der linken und die Fahne des Großherzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach in der rechten Hand.
Das Kriegerdenkmal deutete zwar eine brutale Konsequenz des Krieges, hier die Außerkraftsetzung der „natürlichen“ Ordnung der Generationenfolge, an, fing diese jedoch als notwendige und heroische nationale Aufgabe gleich wieder ein. Damit diente der Watzdorfplatz fortan als Versammlungsort für national-konservative Krieger- und Schützenvereine, auch die zivile Bevölkerung marschierte zu Festtagen wie der Reichsgründung hier auf.
Nach dem Ersten Weltkrieg fanden auf dem Watzdorfplatz, der mit seiner Erinnerung an den deutschen Sieg 1870/71 die Schrecken der vergangenen Jahre verschleierte, weiterhin regelmäßig Versammlungen vaterländischer Verbände und Militärparaden statt, die in militaristischer und antidemokratischer Tradition das vergangene Kaiserreich feierten.