Das Lagerpersonal rekrutierte sich aus Reserveeinheiten der Roten Armee. Offiziere des sowjetischen Geheimdienstes NKWD nahmen die Führungspositionen ein. Das Personal des Lagers wurde zwischen 1945und 1950 fortlaufend verstärkt.
Die einzelnen Abteilungen des Lagerpersonals bestanden häufig aus weniger als zehn Mitarbeiter:innen. Eine Ausnahme bildete die Schutz- und Ordnungsgruppe mit fast 180 Personen. Die Internierten des Speziallagers Nr. 2 bekamen – mit wenigen Ausnahmen – kaum Einblick in die personellen Strukturen des Lagers.
Erst in den letzten Jahren konnte das Wissen zum Lagerpersonal durch Archivrecherchen in den Nachfolgestaaten der Sowjetunion erweitert werden.


Es handelt sich um das einzig überlieferte Foto des sowjetischen Lagerpersonals. Über dem Tor steht: „Waffen abgeben“. Aus Sicherheitsgründen sollte das Wachpersonal innerhalb des Lagers keine Waffen tragen. Links ist der Soldat Wladimir J. Brjutschkowski (1925-20XX) zu sehen. Brjutschkowski wurde 1943 zur Zwangsarbeit nach Deutschland verschleppt. Nach seiner Befreiung 1945 musste er als Wachsoldat in den Speziallagern in Buchenwald und Torgau dienen. Aufgrund einer Beziehung zu einer Internierten wurde Brjutschkowski durch ein Militärtribunal verurteilt und mehrere Jahre in sowjetischen Lagern gefangen gehalten.

Fjodor Matuskow
Fjodor J. Matuskow wird 1906 im Gebiet Rostow (Russisches Reich) geboren. Im Zweiten Weltkrieg ist er als Hauptmann der Spionageabwehr tätig. Im Frühjahr 1945 leitet er ein Durchgangslager für sowjetische Zwangsarbeiter:innen. Nach Kriegsende wird er stellvertretender Leiter des Speziallagers Nr. 6 in Frankfurt (Oder).
Im August 1945 wird Matuskow nach Thüringen abkommandiert. Er soll einen geeigneten Standort für ein geplantes Speziallager finden. Den Standort Buchenwald lehnt er auf Grund des schlechten Zustands der Sicherheitsanlagen ab. Seine Bedenken werden jedoch ignoriert und die Instandsetzung von Teilen des Lagers befohlen. Matuskow wird im Herbst 1945 der erste Leiter des Speziallagers Nr. 2. Er verhält sich in dieser Funktion sehr unauffällig. Einige Insassen halten deshalb seinen Stellvertreter Hauptmann Ipatij J. Pastuschenko für den eigentlichen Lagerleiter. Nach seiner Absetzung kehrt er 1947 in die Sowjetunion zurück. Dort ist Matuskow bis 1956 als Lagerleiter tätig. Über sein späteres Leben ist nichts bekannt.

Major Konstantin P. Andrejew
Konstantin P. Andrejew wird 1907 in Pskow (Russisches Reich) geboren. Nach einer Schusterlehre arbeitet er in verschiedenen Berufen. Seit 1929 dient er in sowjetischen Grenztruppen. 1933 besucht er einen Lehrgang an der Geheimdiensthochschule in Neu-Peterhof. Im Zweiten Weltkrieg ist er u. a. in der Spionageabwehr tätig. 1944 wird er zum Major befördert. Nach dem Krieg leitet er 1945 bis 1947 das Speziallager Nr. 5 in Ketschendorf. 1947 löst er Fjodor Matuskow als Leiter des Speziallagers Nr. 2 in Buchenwald ab.
Einige Internierte berichten von direkten Gesprächen mit dem Lagerleiter. Vergehen des Lagerpersonals werden unter seiner Leitung drastisch verfolgt. Nach der Auflösung des Speziallagers Nr. 2 Buchenwald 1950 kehrt Andrejew in die Sowjetunion zurück. Er übernimmt für kurze Zeit verschiedene Leitungsfunktionen in sowjetischen Arbeitslagern. 1954 geht er aus gesundheitlichen Gründen in denRuhestand. Andrejew stirbt 1989 in Moskau.

©Russisches Staatsarchiv für sozio- politische Geschichte, RGASPI