Léon Blum wird am 9. April 1872 als Sohn einer wohlhabenden jüdischen Familie in Paris geboren. Nach dem Jurastudium etabliert er sich als Theater- und Literaturkritiker. 1895 übernimmt er eine Stelle im Staatsrat. 1896 erscheinen, zunächst ohne Autorenname, Léon Blums „Neue Gespräche mit Eckermann“, eine fiktive Fortführung der Goetheschen Gespräche mit seinem Sekretär über Literatur und Sozialismus bis zur Gegenwart. In der Dreyfus-Affäre fordert er als Anwalt die Revision des Verfahrens gegen den zu Unrecht degradierten jüdischen Offizier Alfred Dreyfus.
Mit seinem Freund Jean Jaurès gründet Léon Blum 1902 die französische Sozialistische Partei. Nach dem Mord an Jaurés (1914) wird er 1914 der führende Kopf, ab 1921 offizieller Parteichef und zugleich verantwortlicher Herausgeber der Parteizeitung „La Populaire“. Am 4. Juli 1936 wird Léon Blum Ministerpräsident einer aus Sozialisten und Radikalsozialisten gebildeten und von den Kommunisten tolerierten „Volksfront-Regierung“, er führt u.a. den bezahlten Urlaub und die 40-Stundenwoche ein. Im Juni 1937 wird er gestürzt.
Unter der Vichy-Regierung wird Léon Blum interniert und im Prozess von Riom als Hauptverantwortlicher für den Kriegseintritt Frankreichs angeklagt: seine geschickte Verteidigung wird legendär. Ende März 1943 bis April 1945 interniert die SS ihn gemeinsam mit Georges Mandel im
Im Winter 1945 wird der Sozialist Léon Blum als Sonderbotschafter Frankreichs nach Washington entsandt, im November 1946 führt er den Vorsitz in der Programmkommission der UNESCO. Nach Charles de Gaulles Rücktritt bildet Léon Blum das Übergangskabinett. In seinen letzten Lebensjahren tritt der Staatsmann als Essayist für einen humanistischen Sozialismus mit europäischer Perspektive ein.
Léon Blum stirbt am 30. März 1950 bei Versailles.