Geschichte des Speziallagers Buchenwald

Bodo Ritscher
Die Einrichtung des sowjetischen Speziallagers Buchenwald im Jahre 1945

Ein Speziallager für Thüringen

Am 4. August 1945 wendet sich der im ehemaligen KZ Buchenwald beschäftigte Maschinenmeister Peter Rätz an die Weimarer Behörden. Der sowjetische Kommandant hatte zuvor angewiesen, dass die deutschen Arbeiter auch nach der Heimreise der letzten ausländischen Lagerinsassen zu bleiben hätten, "weil die von uns ausgeführten Arbeiten ihren Fortgang nehmen müßten." Rätz will erreichen, dass dem andauernden Vandalismus im Lager Einhalt geboten wird und dass dort befindliche Materialien bzw. Ausrüstungen nicht länger in dunklen Kanälen verschwinden. Die Aktennotiz nimmt ihren Weg durch die Instanzen. Als die Stadtwerke handeln wollen, ist die "Abfuhr der in Buchenwald lagernden Gegenstände" nicht mehr möglich. Man schreibt den 1. September 1945. Aus dem ehemaligen NS-Konzentrationslager war das sowjetische Speziallager Nr. 2 geworden.
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Volkhard Knigge
Zweifacher Schmerz

Speziallagererinnerung jenseits falscher Analogien und Retrodebatten

Erschienen in: Petra Haustein, Annette Kaminsky, Volkhard Knigge, Bodo Ritscher (Hg.): Instrumentalisierung, Verdrängung, Aufarbeitung. Die sowjetischen Speziallager in der gesellschaftlichen Wahrnehmung 1945 bis heute, Göttingen 2006, S. 250-264.

Verfolgt man Auseinandersetzungen um die angemessene Erinnerung an die sowjetischen Speziallager in der SBZ/DDR wie die jüngst von Jörg Schönbohm ausgelöste (1) – der brandenburgische Innenminister hatte in seiner den KZ-Opfern gewidmeten Gedenkrede zum Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Sachsenhausen auch aller Insassen des sowjetischen Speziallagers Nr. 7/Nr. 1 gedacht – , ist man verblüfft. Geredet und nur zu häufig polemisiert wird, als hätten die nach 1990 intensivierten Forschungsanstrengungen zur Geschichte und Bedeutung dieser Lager nicht zu Erkenntnisfortschritten geführt, die zugleich objektivierte Orientierungspunkte für sachlich und ethisch angemessenes historisches Erinnern geben. Damit die Erinnerung an die sowjetischen Speziallager und an das mit diesen Lagern untrennbar verbundene stalinistische Unrecht durch die Reduktion der Erinnerung auf Legenden oder politisch funktionalisierte Geschichtsbilder nicht delegitimiert wird, scheint es dringend geboten, die besonderen Herausforderungen der Erinnerung an die sowjetischen Speziallager neuerlich ins Gedächtnis zu rufen und damit einen Beitrag für eine Geschichts- und Erinnerungskultur zu leisten, die sich in überholten Frontstellungen und überflüssigen Retrodebatten nicht verschleißt.
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