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Mahnmal Buchenwald

Das weithin sichtbare Buchenwalder Mahnmal ist die Grabstätte von Tausenden von KZ-Häftlingen und heute das größte Denkmal in Erinnerung an ein nationalsozialistisches Konzentrationslager in Europa. Die monumentale Anlage entstand bis 1958 auf der Südseite des Ettersberges als Nationaldenkmal der DDR.

Luftaufnahme der Mahnmalsanlage. Links oben beginnt der Stelenweg bergab. Weiter unten erstreckt sich die balkonartige Straße der Nationen von einem Ringgrab zum nächsten. Auf halber Strecke noch ein weiteres Ringgrab. Von dort bergauf führt der Weg zum Glockenturm.
Luftaufnahme der Mahnmalsanlage. Foto: André Hense, 2019. ©Gedenkstätte Buchenwald

Die Gestaltung der Mahnmalsanlage geht zurück auf einen 1951 ausgeschriebenen beschränkten Wettbewerb, in dessen Ergebnis eine junge Architektengruppe, die sich bald das „Architektenkollektiv Buchenwald“ nannte, aufgefordert wurde, mit dem Bildhauer Fritz Cremer zusammenzuarbeiten. Sie konzipierten eine monumentale Anlage, die die Besucher:innen nach dem Abstieg zu den drei Massengräbern, der „Nacht des Faschismus“, wieder zum riesigen Glockenturm, dem „Licht der Freiheit“ heraufführt. Die Architekten nutzten dafür das in der abendländischen Tradition verankerte Motiv der Auferstehung, um das Leiden und den Tod der KZ-Häftlinge als Kampf und Sieg unter der Führung der Kommunisten zu interpretieren.

Blick durch den Torbogen, der den Eingang der Mahnmalsanlage markiert. Dahinter führt der Weg bergab, entlang an massiven Stelen.
Der Torbogen markiert den Eingang zum Mahnmal und führt auf den Stelenweg, 2022. Foto: Lukas Severin Damm.

Eingang und Stelenweg

Durch ein wuchtiges, steinernes Tor führt der Weg über eine Freitreppe hinab zu den Gräbern. Er wird begleitet von sieben Stelen, die für die sieben Jahre des KZ stehen:

  • Stele 1: „Aufbau des Lagers“
  • Stele 2: „Ankunft der Häftlinge“
  • Stele 3: „Fronarbeit im Steinbruch“
  • Stele 4: „Leiden und Vernichtung der Häftlinge“
  • Stele 5: „Solidarität trotz Leid und Vernichtung“
  • Stele 6: „Thälmann-Feier und Vorbereitung zum Widerstand“
  • Stele 7: „Die Befreiung“
Vom Eingang der Mahnmalsanlage führt ein gepflasterter Weg bergab. Auf der linken Seite des Weges bildhauerisch gestaltete Stelen.
Der Stelenweg der Mahnmalsanlage führt herunter zum ersten Ringgrab, 2022. Foto: Lukas Severin Damm, 2022. ©Gedenkstätte Buchenwald

Der in den Stelen dargestellte Widerstand der Häftlinge gegen die SS stand zu Zeiten der DDR stellvertretend für den siegreichen Kampf des Kommunismus gegen den Faschismus. Auch die Gestaltung der Treppe ist von diesem Gegensatz geprägt: Rote und schwarze Steinplatten sind so verlegt worden, dass sie in der Rückschau, von unten, die gesamte Treppe rot erscheinen lassen.

Die Verse auf der Rückseite der Stelen stammen von Johannes R. Becher, dem damaligen Kulturminister der DDR.

Die "Straße der Nationen". Rechts stehen mehrere steinerne Säulen mit Feuerschalen, die in regelmäßigen Abständen entlang der gesamten Straße angeordnet sind. Die Straße selbst windet sich leicht nach links.
Die Straße der Nationen verbindet alle drei Ringräber, 2022. Foto: Lukas Severin Damm, 2022. ©Gedenkstätte Buchenwald

Straße der Nationen

Die drei Ringgräber werden durch die monumentale „Straße der Nationen” miteinander verbunden. Sie galt den Erbauern als „ein Weg des Nachdenkens und der Sammlung der Kräfte“.

Die Straße wird begleitet von 18 Pylonen mit Feuerschalen, die in ihrer Gestaltung auf ägyptische Vorbilder zurückgreifen. Sie tragen die Namen 18 ausgewählter Nationen, aus denen Menschen nach Buchenwald deportiert wurden.

Bereits kurz nach der Einweihung des Mahnmals wurde nicht nur die Zusammenstellung der Länder kritisiert, sondern auch Zweifel geäußert, ob der Begriff der Nationen geeignet ist, die Schicksale der sozial und rassisch Verfolgten zu repräsentieren.

Frontalansicht eines der 18 Pylonen auf der Straße der Nationen mit Feuerschale. Im Hintergrund das Weimarer Land am Fuße des Ettersberges.
Die Feuerschalen auf den Pylonen an der "Straße der Nationen" wurden ursprünglich bei Nationalfeiern entzündet, 2022. Foto: Lukas Severin Damm.

Vor allem an der „Straße der Nationen“ wird der neoklassizistische Stil totalitärer Herrschaftsarchitektur deutlich, der durch die Architekten des Mahnmals verwendet wurde. Doch indem den Toten mit dem Rückgriff auf eine klassische Formensprache ein monumentaler Gedächtnisort errichtet wurde, ist das Mahnmal auch als ein Versuch zu sehen, sowohl auf die Größe des Verbrechens als auch auf das Vergessen der Zeit zu reagieren.

Blick von der Treppe der Freiheit aus in eines der gemauerten Ringgräber. In der Mitte ist der begrünte Erdtrichter zu erkennen.
Drittes Ringgrab zwischen der Straße der Nationen und der "Treppe der Freiheit". 2022. Foto: Lukas Severin Damm. ©Gedenkstätte Buchenwald

Ringgräber

Wuchtige, im römischen Stil gehaltene Ringmauern umfassen drei große Grabtrichter. Es sind Massengräber des KZ Buchenwald, in denen die SS im Frühjahr 1945 etwa 3.000 Tote (2.000 weitere in den angrenzenden Gräberfeldern) verscharren ließ. Viele von ihnen waren ungarische Juden, die über Auschwitz nach Buchenwald deportiert worden waren. Auf einer Tafel werden sie als „antifaschistische Widerstandskämpfer und Patrioten“ imaginiert.

Die ersten Denkmalsplanungen waren noch von zwei Massengräbern ausgegangen. Als man jedoch im Zuge der Bauarbeiten ein drittes Massengrab fand, wurde der Stelenweg nach rechts geschwenkt und so auch dieser dritte Erdtrichter in die „Straße der Nationen“ miteinbezogen.

An ihrem Ende führt der Weg durch das dritte und größte Ringgrab und über die steile und hellgepflasterte „Treppe der Freiheit“ zum Glockenturm.

Eine Figurengruppe von hinten, die vom Ettersberg auf das Weimarer Land blickt. Alle Figuren stellen euphorische und teils bewaffnete Häftlinge da. Die Figur rechts außen hält eine Fahne hoch.
Der Standort der Figurengruppe auf dem Platz der Freiheit ist bewusst so gewählt worden, dass diese das Weimarer Land überblicken, 2022. Foto: Lukas Severin Damm.

Figurengruppe

Auf dem Manifestationsplatz vor dem Glockenturm steht, aufgesockelt auf rotem Stein, die von Fritz Cremer geschaffene Figurengruppe. Die Bronzeplastik – es ist die größte in Deutschland – ist dem siegreichen Widerstandskampf im Lager gewidmet und zeigt die „Selbstbefreiung“ der Häftlinge unter der Führung der Kommunisten.

Für die Gruppenplastik hat Fritz Cremer elf Charaktere realisiert: Angetrieben durch den „Rufer“, einem politisch bewussten Kämpfer, befreien die Häftlinge sich selbst, nur rechts stehen der „Zweifler“ und der „Negative” im Abseits. Über dem „Stürzenden” – im Zentrum der Gruppe – spricht der „Schwörende” den „Schwur von Buchenwald”. Der entschlossen wirkende „Junge” steht stellvertretend für die vom Lagerwiderstand geretteten Kinder.

Die Kinderfigur wurde 1998 von rechtsradikalen Jugendlichen beschädigt. Im Zuge der Restaurierungsarbeiten entdeckte man innere Rostschäden, die die Standfestigkeit der 17 Tonnen schweren Bronzeplastik in Frage stellte. Bis 2005 wurde sie grundlegend restauriert.

Im Vordergrund ist eine überlebensgroße, bronzene Figurengruppe, die Häftlinge des KZ nach ihrer Selbstbefreiung inszeniert. Im Hintergrund ragt der aus hellem Stein gebaute Glockenturm der Mahnmalsanlage auf.
Der Glockenturm auf dem Platz der Freiheit macht die Mahnmalsanlage bewusst aus großer Entfernung sichtbar, 2022. Foto: Lukas Severin Damm. ©Gedenkstätte Buchenwald

Glockenturm

Der aus hellem Sandstein erbaute und weithin sichtbare „Turm der Freiheit“ – eine Bezeichnung, die in den 1970er-Jahren zugunsten des einfachen „Glockenturm“ verschwand – beendet den Weg „durch Sterben und Kämpfen zum Sieg“, den das Mahnmal aufzeigen will. Im Selbstverständnis der Erbauer steht der über 50 Meter hohe Turm für den Anspruch der DDR, das bessere Deutschland zu sein.

Die Brüstung des Glockenturms diente den Vertretern der Staats- und Parteiführung der DDR als Rednertribüne bei Massenveranstaltungen, die – ebenso wie Vereidigungen von Soldaten der Nationalen Volksarmee (NVA), Arbeiterweihen oder Immatrikulationsfeiern – regelmäßig auf dem davor liegenden Platz stattfanden.

In seinem Inneren befindet sich unter einer versiegelten Bronzeplatte Erde und Asche aus Konzentrationslagern und Terrorstätten der Nationalsozialisten in ganz Europa. Von ihr führen zwei Treppenaufgänge zu einer lichtdurchfluteten Plattform. Darüber ist die fast 7 Tonnen schwere Buchenwald-Glocke, die stündlich geschlagen wird.


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