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US-Veteranen erinnern sich

Sofort nach dem 11. April 1945 begann die US-Armee mit der medizinischen Versorgung der häufig bis auf die Knochen abgemagerten befreiten Häftlinge. Die Erinnerungen des medizinischen Personals des 120. Evacuation Hospital geben einen Einblick in ihre Erlebnisse.

Ausgemergelte befreite Häftlinge des Kleinen Lagers im Gespräch mit amerikanischen Soldaten. Ein abgemagerter ehemaliger Häftling ohne Hemd sieht direkt in die Kamera.
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Ausgemergelte befreite Häftlinge des Kleinen Lagers im Gespräch mit amerikanischen Soldaten, 18. April 1945. Foto: Ardean R. Miller, U.S. Signal Corps. RPS. ©National Archives Washington.
Überlebende Häftlinge des Kleinen Lagers kochen sich zwischen Trümmern und Schutt eine Mahlzeit. Fünf hocken auf dem Boden, fünf weitere stehen. Links steht ein Sanitäter der US Army. Außerdem ein Mann mit Arkkordeon an eine Wand gelehnt.
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Überlebende Häftlinge des Kleinen Lagers kochen sich eine Mahlzeit, 16. April 1945. Foto: Rex L. Diveley. Rehabilitation Service. ©National Archives Washington.
Befreite Häftlinge tragen einen toten Kameraden aus einem der Steinblocks. Im Hintergrund sehen weitere befreite Häftlinge zu.
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Befreite Häftlinge tragen einen toten Kameraden aus einem der Steinblocks., 16. April 1945. Foto: Rex L. Diveley, Rehabilitation Service. ©National Archives Washington.
Vor einem Militärkrankenwagen werden zwei befreite Häftlinge untersucht.
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Untersuchung von befreiten Häftlingen vor dem in den SS-Kasernen eingerichteten provisorischen Lazarett, nach dem 15. April 1945. Foto: 120th evacuation hospital.
Blick in eine Baracke des Häftlingskrankenbaus nach der Befreiung. Rechts in der Mitte der ungarische Häftling Johann Csillag.
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Blick in eine Baracke des Häftlingskrankenbaus nach der Befreiung, Nach dem 11. April 1945. Foto: U.S. Signal Corps. @National Archives Washington
Die amerikanische Kongressabgeordnete Clare Boothe Luce im Gespräch mit befreiten Häftlingen. Die krank aussehenden Maenner liegen dicht an dicht in Decken eingewickelt auf dem Boden. Hinter der Abgeordneten steht der amerikanische Komandant.
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Die amerikanische Kongressabgeordnete Clare Boothe Luce im Gespräch mit befreiten Haeftlingen, Die in einer Krankenbaracke liegen, 21. April 1945. Foto: Byron H. Rollins. AP/Wide World Photos New York
Ein auf einer Bahre liegender, in eine Decke eingehüllter Mann wird in einen Transporter geladen. Ein Soldat mit Sanitäter-Zeichen führt die Trage. Im Hintegrund stehen Angehörige der U.S. Armee sowie befreitete Häftlinge.
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Angehörige des 120th Evacuation Hospital verlegen Kranke aus dem Kleinen Lager in die SS-Kasernen, 17.4.1945. Foto: U.S. Army Signal Corps

Rabbi Herschel Schachter, US-Militärgeistlicher, Bericht 1981 (Auszug)

„Vom Boden bis zur Decke waren Hunderte von Männern und einige Jungen hingen über dürren Strohsäcken und sahen auf mich herab, sahen auf mich herunter aus verwirrten Augen [...] Ich erinnere ihre Augen, wie sie herabschauten, herabschauten aus großen großen Augen - alles, was ich sah, waren Augen - gejagt, verkrüppelt, vor Angst paralysiert. Sie waren abgemagerte Haut und Knochen, halbverrückt, mehr tot als lebendig.“ Und da stand ich und rief auf jiddisch: „Sholem Aleychem, Yiden, yir zent frey!“ „Ihr seid frei.“ Die Mutigeren von ihnen kamen langsam auf mich zu [...], um meine Armeeuniform zu berühren, um die jüdischen Geistlichen-Insignien zu betrachten, und fragten mich ungläubig: „Ist das wahr? Ist es vorüber?“

Dr. Philip Lief, Captain der US-Army, Bericht 1981 (Auszug)

„Es gab viele kranke Insassen und die tägliche Sterberate lag bei ca. 145 pro Tag. Wir hatten große Mengen von Plasma bei uns und wollten den Insassen, die schwer krank waren, Infusionen verabreichen. Einige Insassen konnten nicht warten, sie öffneten die Plasma-Flaschen und setzten an, das Plasma zu trinken, obwohl wir ihnen sagten, es müsse intravenös gegeben werden. In der Autopsie zeigten viele Patienten Anzeichen einer deutlichen, fortgeschrittenen Lungen-Tbc, mit großen Höhlungen in beiden Lungen. [...] Wir nahmen uns der nicht transportfähigen und schwer kranken Patienten bzw. Lagerinsassen an. Das erste, was wir zu tun hatten, war, die schwer erkrankten Patienten, diejenigen die lebensgefährlich erkrankt waren, herauszunehmen und heroische Maßnahmen wie Transfusionen, intravenöse Ernährung und Therapie zu versuchen ... und unterstützende Hilfsmaßnahmen, mit dem Ziel, diesen Leuten ein Überleben zu ermöglichen. Den unterernährten Insassen wurden kalorienreiche Diäten verabreicht und in vielen Fällen wurden sie in psychiatrische Behandlung genommen. [...] Wir versuchten, Notfallhilfe zu leisten. Wir versuchten, die Leute vor einem Schock zu bewahren. Wir versuchten, ihre Widerstandskräfte so gut wie möglich aufzubauen. So leisteten wir in erster Linie unterstützende Hilfsmaßnahmen. Wir hatten Penicillin dabei und so versuchten wir diese und jegliche andere Therapie die damals, 1945, möglich war. Wir hatten nicht genug Blut zu der Zeit, aber wir hatten genug Plasma. Wir hatten genügend Medikamente. Unglücklicherweise waren die meisten Leute bereits in einem fortgeschrittenen Krankheitszustand und viele konnten deshalb nicht mehr gerettet werden.“

Bericht des 120. Evacuation Hospital, 10. Juni 1945 (Auszug)

„Zu dem Zeitpunkt, als diese Einheit das Lager übernahm, gab es etwa 21.000 Gefangene dort. Das größte Problem, vor welches die Einheit sich gestellt sah, war das der Hygiene. Die Wasserversorgung war infolge der Sprengung einer der Hauptleitungen unterbrochen worden. Die Toiletteneinrichtung war praktisch nicht existent und Hygiene jeder Art augenscheinlich unbekannt. Die Beleuchtung war unzulänglich, die Baracken waren schmutzig, die Baracken waren überfüllt, die Insassen waren unterernährt und mangelhaft bekleidet. Die Häftlingsbaracken waren in einem schlechten Zustand. Nach der Übernahme des Lagers begann die Einheit die Gebäude, in denen früher die SS-Wachen untergebracht waren, zu entlausen und zu säubern. Als diese Gebäude gesäubert waren, wurden die schlimmsten Fälle dorthin gebracht.“

Bericht des 120. Evacuation Hospital, 10. Juni 1945 (Auszug)

„Unter diesen aufgenommenen und diesen untersuchten Patienten waren die häufigsten Krankheitsbilder Ruhr, Unterernährung und Tuberkulose. Während der ersten Tage verließen die Offiziere und Mannschaften die Zelte und wurden in Gebäuden einquartiert. Im Lager Buchenwald wurde ein Speiseraum eingerichtet, um zu helfen, die Insassen zu ernähren. Das Essen bestand aus leichter und flüssiger Diät (z. B. Suppe, Milch, Haferschleim und Kochfleisch).“

Bericht des 120. Evacuation Hospital, 10. Juni 1945 (Auszug)

„Am 19. April 1945 besuchte eine Gruppe von zehn britischen Parlamentsmitgliedern das Lager, um die Bedingungen dort aus erster Hand zu sehen. Sie wurden durch das Lager und durch die Krankenstationen geführt und waren sehr beeindruckt von der Arbeit, die von der Einheit geleistet wurde. Während ihrer Inspektion wurden ihnen die Gefangenenbaracken, die Kinderquartiere, das Lagerkrematorium, der berüchtigte 'Block 61' und die SS-Kasernen, die als Krankenstationen benutzt wurden, gezeigt. Sie sprachen mittels Dolmetschern mit einigen der Patienten und fanden, dass die Patienten dankbar für die Hilfe waren, die ihnen von den Amerikanern zuteil wurde.
Am folgenden Tag, dem 20. April 1945, besuchte eine Gruppe von zwölf US-Kongressabgeordneten das Lager, um sich einen Überblick über die Zustände zu verschaffen. Sie waren gleichfalls entsetzt von den Lebensumständen und von der Behandlung der Insassen durch die Deutschen, und sie waren höchst beeindruckt von den Fortschritten, die die Einheit machte, um diese Zustände zu beheben. Am 21. April 1945 beehrte uns eine Gruppe von US-Senatoren durch ihren Besuch, die gesandt worden waren, um das Konzentrationslager Buchenwald zu untersuchen.“

Bericht des 120. Evacuation Hospital, 10. Juni 1945 (Auszug)

„Am 23. April wurden wir davon entlastet, aber bis dahin musste Nahrung besorgt und zum Lager transportiert werden, um die Patienten mit einer Ration zu versorgen, die einer A.-Ration vergleichbar ist. Da das Konzentrationslager Buchenwald seit der Landung auf dem Kontinent unsere erste Möglichkeit war zu arbeiten, arbeiteten sowohl die Offiziere als auch die Mannschaften hart, um ihre Fähigkeiten auf die Probe zu stellen. Jeder begriff, dass er etwas zu leisten und zur wirkungsvollen, gemeinsamen Arbeit aller Sektionen beizutragen hatte, die Moral wurde in höchstem Maße gehoben. Die Verlegung zu unserem nächsten Einsatzgebiet, Kersbach, Deutschland, begann am 25. April 1945, um 6 Uhr, und wurde mit der Rückkehr der Krankenschwestern zum Dienst der Einheit am 28. April 1945, 18 Uhr, abgeschlossen.“

Time Magazine, 14. Mai 1945

„Zurück aus dem Grab“, so heißt der Artikel des Time Magazine vom 14. Mai 1945. In dem Artikel berichtet der Reporter Percy Knauth als Augenzeuge von den Anstrengungen des 120. U.S. Army Evacuation Hospital, die kranken und völlig entkräfteten Buchenwald Häftlinge am Leben zu erhalten.


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