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Durchschossenes Herz

Das präparierte Herz gehört ebenfalls zu den nach der Befreiung des Konzentrationslagers Buchenwald in dessen Pathologischer Abteilung vorgefundenen Präparaten. Laut dem Bericht eines ehemaligen deutschen Häftlings, der Ende 1945 seine Hafterinnerungen veröffentlichte, handelte es sich bei dem präparierten Organ um das Herz des tschechischen politischen Häftlings Jiří Hořejší (1920-1942).

Jiří Hořejší war im Juni 1942 „auf der Flucht erschossen“ worden und hatte dabei einen Herzschuss erhalten. Anschließend wurde sein Herz präpariert und in der Pathologie aufbewahrt. Nach der Befreiung nahm der deutsche politische Häftling Karl Straub das Präparat an sich. Von Dezember 1945 bis 1953 arbeitete er als Leiter der Abteilung Opfer des Faschismus beim Landesamt für Arbeit und Sozialfürsorge des Landes Thüringen in Weimar. Das Präparat des durchschossenen Herzens soll einem Bericht zufolge in seinem Arbeitszimmer gestanden haben.

Vermutlich Ende der 1940er-Jahre wurde Karl Straub vom Generalsekretariat der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) aufgefordert, das Objekt an sie auszuhändigen. Um 1953 wurde es von dort an das Museum für Deutsche Geschichte übergeben.

Für die am 18. August 1954 in der ehemaligen Häftlingskantine eröffneten Ausstellung „Widerstandsmuseum“ war für „Pult 50“ das Präparat des durchschossenen Herzens vorgesehen. Realisiert werden konnte dies allerdings erst rund ein Jahr später, denn das Exponat wurde erst nach dem 18. August 1955 aus dem Museum für Deutsche Geschichte nach Buchenwald geholt.

Auch in der am 1. Februar 1964 in der ehemaligen Desinfektion eröffneten Ausstellung „Lagermuseum“ wurde das Präparat gemeinsam mit dem Lampenschirm, den drei tätowierten Hautstücken sowie weiteren Objekten unter der Überschrift „,Heimschmuck‘ der SS“ in einer Vitrine gezeigt.

Bei der konservatorisch notwendigen Erneuerung des Objekts im Phyletischen Museum in Jena im September 1979 wurde konstatiert, dass das Präparat „als Anschauungsmaterial für den Besucher nicht geeignet“ sei. Auch ein zusätzlich in Auftrag gegebenes Gutachten des Instituts für gerichtliche Medizin der Friedrich-Schiller-Universität Jena kommt zu ähnlichen Schlüssen. Der Gutachter stellte „einen massiven Fettbesatz“ fest, „wie er für adipöse, übergewichtige Menschen mit kräftiger Vermehrung des Körperfettes typisch ist.“ Das Herz sei damit keineswegs charakteristisch für einen längeren Aufenthalt eines Häftlings im Konzentrationslager. Weiterhin verwies der Gutachter darauf, dass die sogenannte Einschussöffnung „eher das Aussehen einer nach dem Tode entstandenen Stanzverletzung“ habe. Eine Mitarbeiterin der Gedenkstätte Buchenwald folgerte daraus, dass es sich daher „unmöglich um das Herz eines Häftlings handeln kann“.

Auf Grund dieser gutachterlichen Aussagen wurde das Präparat Ende 1979 aus der Ausstellung genommen und wird seitdem in der Sammlung der Gedenkstätte verwahrt.

Ein 2023 in Auftrag gegebenes forensisches Gutachten musste festellen, dass das Untersuchungsobjekt keinerlei nachweisbare DNA mehr enthält und insofern die Möglichkeit besteht, „dass es sich sowohl um ein Menschen- als auch ein Schweineherz handeln könnte“. Eine abschließende Untersuchung dazu ist noch in Arbeit.

Zu sehen ist eine Austellungswand an der links Organpräperate und ein kleiner Lampenschirm aus Menschenhaut ausgestellt werden. Über ihnen ist eine Infotafel angebracht auf der zwei Schrumpfköpfe abgebildet sind. Links vorne sind Stücke von tätowierter Menschenhaut ausgestellt.
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Ausstellung in der NMG Buchenwald mit menschlichen Überresten, 1964. Foto: Ernst Schäfer.
Zu sehen ist ein durchschossenes Herz in einem Glas mit Konservierungsflüssigkeit. Am Herz ist eine Stelle zu erkenn die von einer Kugel durchschlagen wurde.
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Präparat eines durchschossenen Herzes

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