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Menschliche Überreste als „Geschenkartikel“ der SS

Veranlasst durch den SS-Lagerarzt Dr. Hans Müller begann 1941 die Ablösung, Gerbung und Verarbeitung tätowierter Haut von Häftlingsleichnamen zu Alltagsgegenständen wie Taschenmesser-Etuis und Lampenschirmen.

Dienstzimmer des Lagerkommandanten. Zu erkennen ist der Lampenschirm, der auch am 16. April 1945 auf dem Tisch mit den Präparaten gezeigt wurde.
Dienstzimmer des Lagerkommandanten Hermann Pister. Im Hintergrund steht ein Lampenschirm aus Menschenhaut, 1943. Derselbe Lampenschirm stand auch schon auf dem Schreibtisch des ersten Lagerkommadanten Karl Otto Koch.

1940 richtete die SS die pathologische Abteilung des KZ Buchenwald ein. Sie unterstand dem SS-Lagerarzt und stellte u. a. Schaupräparate, z. B. für die SS-ärztliche Akademie in Graz, her.

Bereits seit 1939 war Erich Wagner als SS-Lagerarzt in Buchenwald tätig. 1940 wurde er an der Medizinischen Fakultät der Universität Jena mit der Schrift „Ein Beitrag zur Tätowierungsfrage“ promoviert. Deren sozialrassistische Zielrichtung geht bereits aus der Einleitung hervor: Tätowierungen seien als „Zeichen niederen Kulturstandes und minderer Intelligenz“ zu werten.

Es ist unzweifelhaft, dass mit diesem kriminalbiologischen Blick Erich Wagner gezielt tätowierte Häftlinge aussuchte und tötete, um ihre Haut als Anschauungsmaterial zu nutzen. Zugleich wurden die präparierten Häute hundertfach zu Gegenständen des Alltags der SS verarbeitet. Die menschlichen Überreste waren so auch „Trophäen“ für die SS-Männer, die sich zum Herren über Leben und Tod aufgeschwungen hatten.

Der österreichische Häftlingskapo der Pathologie, Gustav Wegerer, berichtete:

Müller war es, der den Auftrag gab, Tätowierungen von den Körpern verstorbener Häftlinge abzulösen und Lampenschirme aus dieser Haut herzustellen. Er berief sich bei der Übermittlung dieses Auftrags an mich auf einen Befehl aus Berlin. Wiederholt wurden Hunderte von Stücken tätowierter Haut, auf verschiedene Art gegerbt, an den Chef des Amtes D III des Wirtschafts- und Verwaltungsapparates in Berlin, Obersturmführer Lolling, überführt. [...] Müller gab über mich an Stöckel und Werner Bach den Auftrag, aus dieser gegerbten Haut Taschenmesseretuis und andere Gegenstände herzustellen.

Diese Produktion von Alltagsgegenständen als Trophäen nahm ein Ausmaß an, dass sich der Standortarzt Waldemar Hoven nach dem Weggang Müllers 1942 genötigt sah, die Anfertigung „so genannter Geschenkartikel (Schrumpfköpfe u.s.w.)“ zu untersagen.

Zugleich wurde das Gerben tätowierter Haut für „Studienpräparate“ der SS beibehalten. Noch 1944 forderte Enno Lolling, der Vorgesetzte aller Lagerärzte im SS-Wirtschafts- und Verwaltungshauptamt, vom Buchenwalder SS-Standortarzt Schiedlausky umgehend den Versand der „vorhandenen 142 Stück Tätowierungen“.


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