Beruf: „Fußballspieler“
Am 19. Januar 1944 traf ein Transport mit über 1.900 Männern aus dem Polizeihaftlager Compiègne bei Paris in Buchenwald ein. Einer von ihnen war der Spanier Miguel Esteve. Wie alle anderen musste er sich nach der Ankunft von der Lagerverwaltung registrieren lassen. Als Beruf gab er an: „Fußballspieler“.
Er stammte aus Torresbesses in Katalonien, wo er 1915 geboren wurde. Über seine Anfänge als Fußballer ist nicht viel bekannt. Der Bürgerkrieg und die beginnende Franco-Diktatur zwangen den jungen Esteve 1939 dazu, Spanien zu verlassen. Er floh nach Frankreich und ließ sich in Grenoble nieder. Beim FC Grenoble, heute Grenoble Foot 38, fand er eine neue sportliche Heimat. Im Oktober 1941 wurde sein Name erstmals in der lokalen Sportpresse erwähnt. Als talentierter Verteidiger trug er zum Aufstieg seiner Mannschaft in die erste Division bei. Er lief auch als Stürmer auf und erzielte viele Tore. In der sogenannten französischen Kriegsmeisterschaft 1942/43, die getrennt im Norden und im Süden des Landes ausgetragen wurde, belegte Esteve mit seinem Team den zweiten Platz in der Südzone.
Im September 1943 streifte sich Esteve zum letzten Mal das Trikot des FC Grenoble über. Die deutschen Besatzer nahmen ihn bei einer Razzia am 11. November 1943 fest. Zusammen mit anderen hatte er an einer Gedenkveranstaltung zum 25. Jahrestag des Endes des Ersten Weltkrieges teilgenommen. Nach neun Monaten in Buchenwald brachte die SS Miguel Esteve im Herbst 1944 in das KZ Neuengamme. Er überlebte und kehrte nach Frankreich zurück. Er litt jahrelang an den Folgen der Haft. Seinen Lebensunterhalt verdiente er als Angestellter in der Industrie. In den 1950er-Jahren erhielt er die französische Staatsbürgerschaft und nannte sich fortan Michel Estève. Er starb 2006 in Romans-sur-Isère.