Ein Fußballer, verfolgt als „Berufsverbrecher“

„Vielen Wienern ist der bekannte Fußballer Glotzmann vom FC. Wien noch in Erinnerung.“ So der erste Satz in einem Nachruf der Wiener Arbeiterzeitung im Dezember 1945. Doch wem galt diese Würdigung?

Karl Glotzmann wurde 1908 im Wiener Bezirk Favoriten geboren. Hier begann er mit dem Fußballspielen. Für den 1. Favoritner FK Vorwärts 06 debütierte er 1925 in der zweiten Liga. Der talentierte Stürmer zog schnell das Interesse größerer Wiener Vereine auf sich. Mit 19 Jahren wechselte er zu First Vienna FC in die erste Liga. Er bekam Einsätze und schoss Tore, dauerhaft durchsetzen konnte er sich aber nicht. Er spielte in verschiedenen Vereinen, pendelte zwischen erster und zweiter Liga. Auch im Ausland versuchte sich Glotzmann als Profi. Knieverletzungen bremsten ihn jedoch aus und führten 1935 zum frühen Karriereende. Hinzu kamen Konflikte mit dem Gesetz. Er schlug sich als Handelsvertreter durch, rutschte aber immer mehr ab. Die Kriminalpolizei Wien nahm ihn nach der Verbüßung einer Strafe wegen Diebstahls und Körperverletzung im Oktober 1940 in Haft.

Aufgrund seiner Vorstrafen galt er als „Berufsverbrecher“, der nicht in Freiheit gelangen sollte. Über das KZ Dachau kam er im Dezember 1940 nach Buchenwald, wo er über vier Jahre blieb. Die SS setzte ihn unter anderem in einem Strafkommando und als Vorarbeiter im berüchtigten Arbeitskommando „Gärtnerei“ ein, wo die Häftlinge den schwersten Bedingungen und zahllosen Übergriffen durch die SS ausgesetzt waren. Viele Mithäftlinge berichteten später über sein solidarisches Verhalten. „Glotzmann rettete Menschenleben“, so der Nachruf. Im Januar 1945 meldete er sich zum Fronteinsatz. Seit März 1945 gilt Karl Glotzmann als verschollen.