Öffnungszeiten Praktische Infos Was ist Wo? Apps Öffentliche Rundgänge Weitere Sprachangebote Barrieren vor Ort FAQ

Leonid Ivanovič Caricynski - „KZ (Kacet) Buchenwald“ Radierung

Das Bild zeigt eine Radierung, wobei aus einem großen Fleck aus Zeichenkohle, der Aufbau des Häftlingslagers Buchenwald radiert wurde. Überdeutlich sind die Lichtstrahlen der Scheinwerfer am Lagertor.
Leonid Ivanovič Caricynski: „KZ (Kacet) Buchenwald“ Radierung, o.J. (1965-1973), Sammlung Gedenkstätte Buchenwald, Inv. Nr. VI 107 B G

Die Radierung „KZ (Kacet) Buchenwald“ Leonid Caricynskis gehört zu den wenigen Beispielen künstlerischer Verarbeitung des Schicksals sowjetischer Kriegsgefangener und Zwangsarbeiter, die in der Sammlung der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora enthalten sind. Sie zählt zu den ausdrucksstärksten Arbeiten Caricynskis seiner insgesamt 20 grafischen Werke in der Kunstsammlung. Die Radierung zeigt das von einer Stacheldrahtmauer umgrenzte Lagerareal mit den terrassenförmig in die nördliche Hanglage des Ettersberges gebauten Barackenunterkünften, die von Scheinwerfern angestrahlt werden. Das Licht der Scheinwerfer reicht über den Appellplatz bis zu den einzelnen Barackenfeldern in der Hangtiefe. Es durchdringt gleichsam den gesamten Raum und symbolisiert die Präsenz des Terrors bis in den letzten Flecken. An konkrete Details der Lagerarchitektur anknüpfend, hat Caricynski hier in metaphorischer Verdichtung die Situation des dem Grauen unentrinnbar ausgelieferten Häftlings ins Bild gesetzt.

Das Thema der sowjetischen Häftlinge in den KZ war in der Kunst wie im gesamten öffentlichen Leben der Sowjetunion lange tabuisiert. Als Caricynski nach der Zeit aufgezwungenen Schweigens in den Nachkriegsjahren die tödlichen Bedrohungen während des Krieges zeichnerisch zu verarbeiten und mitzuteilen begann, fand er in der metaphorischen Darstellung die Ausdrucksform für seine extremen existentiellen Erfahrungen.

„Ich wollte selbst auch einmal ein Künstler werden...“
Leonid Ivanovič Caricynski. Etwa zwei Tage nach der Befreiung des KZ Buchenwald im April 1945, in: Valentin Logunov: „Im Widerstand in Buchenwald“, erschienen 1963.

Zur Biografie

Leonid Ivanovič Caricynski wird am 11. August 1920 in Solomenskoje in Südrussland geboren und wächst vornehmlich in Čečenien auf. 1940 wird er zur Roten Armee eingezogen und zum „Politruk“ („Politischer Leiter“) geschult. Seine Einheit befindet sich zum Zeitpunkt des deutschen Überfalls auf die Sowjetunion an der Landeswestgrenze in Galizien und wird von der Wehrmacht zerrieben; es folgen für Caricynski Wochen der verzweifelten Flucht vor deutscher Gefangenschaft. Es gelingt ihm, sich unter dem Namen „Aleksandr Salnik“ eine neue Identität zu verschaffen. Im April 1942 wird er jedoch zur Zwangsarbeit nach Deutschland deportiert. Dort wegen Widerstandsaktivitäten verhaftet, wird er am 27. Januar 1944 unter der Nummer „37936“ als „Politischer Russe“ in das KZ Buchenwald eingeliefert. Hier ist er in die geheimen Aktivitäten des russischen Widerstandes einbezogen.

Nach seiner Befreiung aus dem KZ Buchenwald am 11. April 1945 gerät Leonid Caricynski in der Sowjetunion - wie viele ehemalige sowjetische Häftlinge - in die Mühlen des sowjetischen Geheimdienstes NKWD; er kann sich daraus dank der Unterstützung einiger Gefährten aus dem Lagerwiderstand befreien. Er gibt Unterricht im Zeichnen und Malen, betreibt Kunststudien und studiert 1957/63 am Institut für Malerei, Skulptur und Architektur „Ilja Jefimovič Repin“ in Leningrad (St. Petersburg). In mehreren grafischen Zyklen beschäftigt er sich intensiv mit seinen Erfahrungen in der Roten Armee, als Zwangsarbeiter in der deutschen Kriegswirtschaft und als politischer Häftling im KZ Buchenwald. Es folgen Ausstellungsbeteiligungen im In- und Ausland (darunter die Grafikbiennale in Florenz 1972). 1968 wird ihm die besondere Auszeichnung der Aufnahme in den Unionsverband der Künstler der Sowjetunion (Sojus Chudošnikov) zuteil. Seit 1969 lebt Leonid Caricynski in Grosny. Er stirbt vermutlich an den Folgen eines Autounfalls in Moskau (das Todesdatum ist nicht bekannt).

* Etwa zwei Tage nach der Befreiung des KZ Buchenwald im April 1945, in: Valentin Logunov: „Im Widerstand in Buchenwald“, erschienen 1963.

var _paq = window._paq = window._paq || []; /* tracker methods like "setCustomDimension" should be called before "trackPageView" */ _paq.push(['trackPageView']); _paq.push(['enableLinkTracking']); (function() { var u="https://matomo.buchenwald.de/"; _paq.push(['setTrackerUrl', u+'matomo.php']); _paq.push(['setSiteId', '1']); var d=document, g=d.createElement('script'), s=d.getElementsByTagName('script')[0]; g.async=true; g.src=u+'matomo.js'; s.parentNode.insertBefore(g,s); })();