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Bruno Apitz - „Clownsfigur“

Ein Foto einer Holzskulptur eines Clowns, dessen Gestik und Gesichtsausdruck einen gleichgültigen Eindruck machen.
Bruno Apitz: "Clownsfigur" (1943), Eichenholz. Kunstsammlung Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, Inventarnummer V 672 L

Die 1943 von Bruno Apitz im KZ Buchenwald ins Eichenholz geschnittene Clownsfigur hat scheinbar nichts mit seinem später verfassten Roman „Nackt unter Wölfen“ zu tun: Entstehungsgeschichtlich sind die hölzerne kleine Figur, die im Lagerterror entstand, und der DDR-Romanklassiker mehr als ein Jahrzehnt voneinander getrennt. Während der Roman den kommunistischen Widerstand heroisierte steht seine Clownsfigur für einen bislang noch wenig beachteten Aspekt der Lagergeschichte: den Versuch der Selbstrettung des Häftlings durch das Überstreifen des Clownsgewands. Apitz betonte, dass er seine Clownsfigur aus eigenem Antrieb schnitt. Kein Auftrag trieb ihn an, sondern gleichsam die Zwiespältigkeit seiner Situation als Lagerbildhauer für die SS.

Der vielfältig talentierte Apitz — er war Schauspieler, Schriftsteller, Dichter, Musiker und: Holzschneider — suchte sich selbst in der Figur: er selbst war der Clown, dessen Los es ist, die Herren zu unterhalten, durch das eigene Leid hindurch. Ein Häftling als Künstler für die SS — „wir waren Luxussklaven“ — überlebte im KZ-Terror, weil er sich mit seiner Kunst zwar den Lagerbedingungen anpasste und die Wünsche der Herrschenden bediente, zugleich aber auch geistigen Widerstand intendierte. Mit der Figur des Clowns wird diese Situation auf eindringliche Weise symbolisiert.

Diese Seite der Lagererfahrung von Bruno Apitz ist, von wenigen Hinweisen abgesehen, zur Zeit der DDR jedoch nicht in den Fokus der Öffentlichkeit geraten — passte sie doch ganz und gar nicht in das Bild über das Grauen des Konzentrationslagers einerseits und des antifaschistischen Widerstands andererseits. Apitz selbst schrieb über die Bedeutung und Widerständigkeit seines Kunstschaffens im KZ: „Wir haben nicht nur geholzbildhauert, es wurde im Lager auch gemalt, es wurde musiziert, komponiert, geschrieben – heimlich, illegal das meiste. Was war es anderes als eine Selbstbefreiung des Menschen, als eine Bejahung des eigenen Menschtums, denn: Sie konnten uns den Kopf scheren, sie konnten uns den Namen nehmen und uns dafür eine Nummer geben, aber sie konnten doch den Menschen in uns nicht töten. Mehr oder weniger gelungene künstlerische Betätigung war ein Bedürfnis, weil wir gegen das Elend und die Not und den Hunger im Lager uns in uns selbst ein Gegengewicht schaffen mussten.“

„Wir waren Luxussklaven.“
Bruno Apitz

Zur Biografie

Bruno Apitz wird am 28. April 1900 als zwölftes Kind in eine Arbeiterfamilie in Leipzig geboren und besucht die Volksschule. 14-jährig beginnt er eine Lehre als Stempelschneider. 1918 beteiligt er sich an der Novemberrevolution in Leipzig. Zeitweilig arbeitet er in einer Großbuchhandlung. 1927 wird er Mitglied der KPD, schreibt für Agitprop-Spieltrupps und gehört selbst zu den Darstellern. Er organisiert sich im Bund Proletarisch-Revolutionärer Schriftsteller, 1930 übernimmt er den Vorsitz der Bezirksgruppe Leipzig. 1933 schließt er sich dem KPD-Widerstand gegen das NS-Regime an. Im selben Jahr wird er zunächst in das KZ Colditz, danach in das KZ Sachsenburg verschleppt. Nach kurzer Zeit in Freiheit erneut verhaftet, wird er 1934 im Zuchthaus Waldheim inhaftiert, im November 1937 dann in das KZ Buchenwald eingeliefert.

Nach der Befreiung aus dem KZ Buchenwald am 11. April 1945 arbeitet Bruno Apitz in verschiedenen Funktionen, unter anderem als Verwaltungsleiter der städtischen Bühnen Leipzig und schreibt Film- und Hörspieltexte. 1958 erscheint sein Roman „Nackt unter Wölfen“. Er wird in über 30 Sprachen übersetzt, zunächst für das Fernsehen und 1963 bei der DEFA für das Kino verfilmt. Bruno Apitz stirbt am 7. April 1979 in Berlin.

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