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Jorge Semprún

Ein Spanier in der französischen Résistance (3:19 Min.)

Aufnahme von Jorge Semprún am Rednerpult
Jorge Semprún (1923–2011) während des 60. Jahrestages der Befreiung in der Gedenkstätte Buchenwald, April 2005. Foto: Peter Hansen.

Transkription

Sprecher:in Spanien 1936: Bei Ausbruch des Bürgerkrieges lebt der zwölfjährige Jorge Semprún mit seinem Vater und sechs Geschwistern in Madrid. Der Vater ist Professor an der Universität, linksliberal und politisch engagiert. Die Familie muss aus Spanien fliehen.

Im französischen Exil legt Jorge Semprun sein Abitur ab, wird Student an der Pariser Universität Sorbonne und schließt sich den Kommunisten an. Im deutsch besetzten Frankreich führt ihn das zur Widerstandsgruppe Francs-tireurs et partisans. Er lebt im Untergrund. Die Gruppe beschafft Waffen aus Fallschirmabwürfen der Alliierten und verübt Anschläge auf Eisenbahnzüge. Nach dem Angriff auf einen Munitionszug der Wehrmacht wird Jorge Semprun von der Gestapo verhaftet. Später schreibt er darüber:

Jorge Semprún „Es war Mittag, mehr oder weniger. Zwei Tage zuvor hatten wir einen Munitionszug der Wehrmacht in die Luft gesprengt, und einer aus unserer Gruppe war verschwunden. […] Ich überquerte den Hof zu dem Gebäude, in dem sich die Küche befand: Irène sollte mir einen Kaffee machen.

Nur: wir hatten Besuch von der Gestapo.

Ich habe Irènes Stimme gehört und neben ihr einen Typ im Regenmantel vor mir stehen sehen, der seinen Hut aufbehalten hatte. Er schnitt eine Art Grimasse, als er mich sah, die in seinem Mund eine Menge Goldzähne entblößte. Weiter entfernt eine junge entsetzte Frau. Aber ich fühlte eine andere, nähere Gegenwart zu meiner Rechten, ein wenig hinter mir. Ich habe mich instinktiv […] umgedreht und dabei versucht, rasch den Revolver zu ziehen, den ich beim Erwachen unter meinen Gürtel geschoben hatte. […]

Es gelang mir nicht, ihn herauszuziehen, die Trommel blieb an meinem Ledergürtel hängen. […] Es geschah etwas Unerwartetes. Genau in dem Augenblick da es mir gelang, die Trommel meines Revolvers freizubekommen, drehte der Typ der Gestapo, statt zu schießen, seine schwere Automatik um, packte sie beim Lauf und schlug mir mit aller Kraft auf den Schädel. Zweifellos ein guter beruflicher Reflex. Ein Toter spricht ja nicht, und sie hatten durchaus die Absicht, mich zum Sprechen zu bringen.“

Sprecher:in Semprun wird gefoltert. Die Gestapo schleppt ihn durch mehrere Gefängnisse bis nach Compiègne, dem Sammellager für die Deportationen. Im Januar 1944 wird er in das KZ Buchenwald deportiert. Die lange Bahnfahrt im überfüllten Waggon wird in seinem ersten Roman zum Ausgangspunkt der Erzählung. In Buchenwald helfen ihm spanische und deutsche Häftlinge. Er wird Schreiber in der Arbeitsstatistik und gehört zur illegalen Gruppe der spanischen Kommunisten, mit denen er das Lager nach der Flucht der SS besetzt.

Zurück in Paris arbeitet Jorge Semprun als Übersetzer für die UNESCO, beteiligt sich am Widerstand gegen das Franco-Regime und unternimmt unter falschem Namen zahlreiche Reisen nach Spanien. Später löst er sich von der Kommunistischen Partei. Die Auseinandersetzung mit den Diktaturen des 20. Jahrhunderts wird zu seinem Arbeitsfeld als Schriftsteller. Sein erster Roman trägt den Titel „Die große Reise“. Er handelt – wie die meisten der nachfolgenden Bücher – von der Erfahrung des Konzentrationslagers und erscheint in vielen Sprachen der Welt.


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