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Naftali und Shmuel Fürst

Eine Familie aus Bratislava (3:39 Min.)

Portraitaufnahme von Naftali Fürst
Naftali Fürst, 2019. Foto: Thomas Müller.

Transkription

Naftali Fürst „Diese Tage und Nächte stellten alles, was wir bisher erlebt hatten, weit in den Schatten. […] Im Lager erhielten wir Befehle [...] waren immer irgendwelchen Regeln unterworfen. Während des Marsches musste jeder für sich entscheiden, ob er, bei allem Leiden, weiter gehen wollte oder ob er einfach jede Hoffnung aufgab und zusammenbrach.“

Sprecher:in Naftali Fürst erinnert sich an die Räumung von Auschwitz im Januar 1945. Er ist 13 Jahre alt, sein Bruder Shmuel, nur ein Jahr älter, ist bei ihm. Tagelang sind die beiden bei Minusgraden unterwegs, zunächst zu Fuß, dann im offenen Waggon. Einen Tag vor der Befreiung von Auschwitz kommen sie in Buchenwald an. Tausende Menschen überleben diese Räumung nicht.

Die Geschwister sind erst Anfang November 1944 zusammen mit ihren Eltern und 900 anderen slowakischen Juden nach Auschwitz-Birkenau deportiert worden. Sie stammen aus einer jüdisch-liberalen Familie, ihr Vater ist ein bekannter Unternehmer aus Bratislava. Seit 1942 sind sie gemeinsam im slowakischen Arbeitslager Sered interniert. Von hier deportieren die Deutschen ab Herbst 1944 Tausende Juden nach Auschwitz.

Die Familie Fürst befindet sich im ersten Transport, der bei der Ankunft nicht direkt in die Gaskammern führt; die SS lässt diese bereits sprengen, weil die Rote Armee näher rückt.

In Auschwitz trennt die SS jedoch Brüder und Eltern voneinander. Bei der Räumung gelangen sie in verschiedene Lager im Reich.

Naftali und Shmuel kommen nach Buchenwald, wo sie erstmals getrennt werden. Doch Shmuel tauscht seine Identität mit einem anderen, ebenfalls von seinem Bruder getrennten Jungen – so gelingt es ihnen, zusammenzubleiben.

Später kommt Naftali in den Kinderblock 66 im Kleinen Lager; hier sind viele hundert Minderjährige unter dem Schutz der politischen Häftlinge untergebracht. Dank des Blockältesten kann auch Shmuel, durch die neue Identität offiziell älter, in den Kinderblock wechseln.

Im März erkrankt Naftali schwer, sein Leben ist in Gefahr. Er wird in den Krankenbau gebracht. Die Brüder sind wieder getrennt. Naftali ist nicht transportfähig und kommt zu seinem Schutz nach ein paar Tagen ins Lagerbordell.

Naftali Fürst „Das Lagerbordell war meine Rettung. Die Frauen mochten mich und versorgten mich mit Lebensmitteln und Süßigkeiten. Als die Amerikaner im April nach Buchenwald kamen, wurde ich genau da befreit.“

Sprecher:in Doch Shmuel muss Buchenwald nur einen Tag vor der Befreiung mit einem Räumungstransport verlassen.

Shmuel Fürst „Unsere Fahrt schien niemals enden zu wollen, Tag für Tag, Nacht für Nacht. Der Hunger und die Kälte machten die Menschen verrückt. […] Mit meiner Gesundheit ging es steil bergab, und bald konnte ich kaum mehr aufrecht stehen. […] In der letzten Phase der Irrfahrt und auch am Tag unserer Befreiung war ich von unzähligen toten Körpern umgeben, und auch ich fühlte, dass mein Körper im Begriff war sich aufzulösen.“

Sprecher:in Die Odyssee endet erst nach vier Wochen in Theresienstadt, kurz vor der Befreiung durch die Rote Armee. Todkrank kämpft Shmuel noch monatelang um sein Leben.

Im Laufe des Sommers finden sich die Brüder und ihre Eltern in Bratislava wieder. Die Mutter hat das KZ-Außenlager Lippstadt, der Vater das KZ Dachau und einen Todesmarsch überlebt.

1949 emigriert die Familie nach Israel, wo sie in einem Kibbuz heimisch wird. Naftali Fürst lebt seit langem in Haifa.


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