Bereits die ersten Berichte nach der Befreiung beschreiben das Krematorium als „Nazi-Horrormühle“. Die Fotos, die in Buchenwald entstehen, geben der Welt ein Bild von der Funktionsweise dieser „Horrormühle“: Vor dem Krematorium die Leichen, im Krematorium die Verbrennungsöfen mit unvollständig verbrannten Leichnamen und hinter dem Krematorium Berge von Leichenbrand.
Auch wenn es in den 1950er-Jahren Überlegungen gab, das Gebäude zugunsten einer Gedenkstätte für Ernst Thälmann zu überformen, so setzte sich doch der Gedanke durch, „dass der grausame Eindruck durch eine Herrichtung nur als Weihestätte verloren gehen würde”, wie die Künstlerin Lea Grundig es ausdrückte. So blieb das Krematorium als Relikt der Maschinerie des Todes erhalten.
Auf die Gestaltung der 1950er-Jahre gehen die Rekonstruktionen in der Nähe des Krematoriums zurück: die Genickschussanlage im Nebengebäude und der Pfahl und Karren, die den alltäglichen Lagerterror versinnbildlichen sollen. Sie stehen noch in der Tradition der ersten Führungen im befreiten Lager, in denen der deutschen Bevölkerung mit Puppen und nachgestellten Szenen gezeigt wurde, wie weit außerhalb bislang gültiger Normen sich die SS bewegt hatte.
Da es keine Gräber gibt, an denen die Angehörigen trauern könnten, ist das Krematorium für sie das stellvertretende Grabdenkmal der Ermordeten. In einem Nebenraum haben sie die Möglichkeit, für die Toten Erinnerungstafeln anbringen zu lassen.