Mit der Einweihung des Mahnmals 1958 waren die zentralen Ziele des Gedenkens in der Nationalen Mahn- und Gedenkstätte (NMG) Buchenwald vorgegeben. Bis 1989 legte sich ein immer engmaschigeres Erinnerungsnetz über den historischen Ort, das nur noch jene Versatzstücke der Vergangenheit sichtbar werden ließ, die sich in die vorgegebenen Muster der Sinnbildung einfügen ließen.
Zugleich wurde die Gedenkstättenarbeit professionalisiert: Bibliothek, Archiv und Sammlung entstanden, Mitarbeiter:innen mit Hochschulabschluss wurden eingestellt.
Mitte der 1980er-Jahre kam es in der Gedenkstätte zu punktuellen Infragestellungen der bisherigen Arbeit. „Ungerechtfertigte Lücken“ wurden erstmals thematisiert, wie z. B. der Hitler-Stalin-Pakt oder das Schicksal der jüdischen Häftlinge. In den Ausstellungen selbst fand die Kritik jedoch nur zögerlich ihren Niederschlag.
In der DDR wurde die Existenz des sowjetischen Speziallagers Nr. 2 nicht grundsätzlich geleugnet; seine stereotype Charakterisierung als Lager für Nazi- und Kriegsverbrecher sollte aber eine Beschäftigung mit seiner Geschichte als obsolet erscheinen lassen. Gänzlich verschwiegen wurden die Toten des Speziallagers sowie deren Gräber in unmittelbarer Nähe der Gedenkstätte.