Die Gestaltung der Mahnmalsanlage geht zurück auf einen 1951 ausgeschriebenen beschränkten Wettbewerb, in dessen Ergebnis eine junge Architektengruppe, die sich bald das „Architektenkollektiv Buchenwald“ nannte, aufgefordert wurde, mit dem Bildhauer Fritz Cremer zusammenzuarbeiten. Sie konzipierten eine monumentale Anlage, die die Besucher:innen nach dem Abstieg zu den drei Massengräbern, der „Nacht des Faschismus“, wieder zum riesigen Glockenturm, dem „Licht der Freiheit“ heraufführt. Die Architekten nutzten dafür das in der abendländischen Tradition verankerte Motiv der Auferstehung, um das Leiden und den Tod der KZ-Häftlinge als Kampf und Sieg unter der Führung der Kommunisten zu interpretieren.
Eingang und Stelenweg
Durch ein wuchtiges, steinernes Tor führt der Weg über eine Freitreppe hinab zu den Gräbern. Er wird begleitet von sieben Stelen, die für die sieben Jahre des KZ stehen:
- Stele 1: „Aufbau des Lagers“
- Stele 2: „Ankunft der Häftlinge“
- Stele 3: „Fronarbeit im Steinbruch“
- Stele 4: „Leiden und Vernichtung der Häftlinge“
- Stele 5: „Solidarität trotz Leid und Vernichtung“
- Stele 6: „Thälmann-Feier und Vorbereitung zum Widerstand“
- Stele 7: „Die Befreiung“
Der in den Stelen dargestellte Widerstand der Häftlinge gegen die SS stand zu Zeiten der DDR stellvertretend für den siegreichen Kampf des Kommunismus gegen den Faschismus. Auch die Gestaltung der Treppe ist von diesem Gegensatz geprägt: Rote und schwarze Steinplatten sind so verlegt worden, dass sie in der Rückschau, von unten, die gesamte Treppe rot erscheinen lassen.
Die Verse auf der Rückseite der Stelen stammen von Johannes R. Becher, dem damaligen Kulturminister der DDR.
Straße der Nationen
Die drei Ringgräber werden durch die monumentale „Straße der Nationen” miteinander verbunden. Sie galt den Erbauern als „ein Weg des Nachdenkens und der Sammlung der Kräfte“.
Die Straße wird begleitet von 18 Pylonen mit Feuerschalen, die in ihrer Gestaltung auf ägyptische Vorbilder zurückgreifen. Sie tragen die Namen 18 ausgewählter Nationen, aus denen Menschen nach Buchenwald deportiert wurden.
Bereits kurz nach der Einweihung des Mahnmals wurde nicht nur die Zusammenstellung der Länder kritisiert, sondern auch Zweifel geäußert, ob der Begriff der Nationen geeignet ist, die Schicksale der sozial und rassisch Verfolgten zu repräsentieren.
Vor allem an der „Straße der Nationen“ wird der neoklassizistische Stil totalitärer Herrschaftsarchitektur deutlich, der durch die Architekten des Mahnmals verwendet wurde. Doch indem den Toten mit dem Rückgriff auf eine klassische Formensprache ein monumentaler Gedächtnisort errichtet wurde, ist das Mahnmal auch als ein Versuch zu sehen, sowohl auf die Größe des Verbrechens als auch auf das Vergessen der Zeit zu reagieren.
Ringgräber
Wuchtige, im römischen Stil gehaltene Ringmauern umfassen drei große Grabtrichter. Es sind Massengräber des KZ Buchenwald, in denen die SS im Frühjahr 1945 etwa 3.000 Tote (2.000 weitere in den angrenzenden Gräberfeldern) verscharren ließ. Viele von ihnen waren ungarische Juden, die über Auschwitz nach Buchenwald deportiert worden waren. Auf einer Tafel werden sie als „antifaschistische Widerstandskämpfer und Patrioten“ imaginiert.
Die ersten Denkmalsplanungen waren noch von zwei Massengräbern ausgegangen. Als man jedoch im Zuge der Bauarbeiten ein drittes Massengrab fand, wurde der Stelenweg nach rechts geschwenkt und so auch dieser dritte Erdtrichter in die „Straße der Nationen“ miteinbezogen.
An ihrem Ende führt der Weg durch das dritte und größte Ringgrab und über die steile und hellgepflasterte „Treppe der Freiheit“ zum Glockenturm.
Figurengruppe
Auf dem Manifestationsplatz vor dem Glockenturm steht, aufgesockelt auf rotem Stein, die von Fritz Cremer geschaffene Figurengruppe. Die Bronzeplastik – es ist die größte in Deutschland – ist dem siegreichen Widerstandskampf im Lager gewidmet und zeigt die „Selbstbefreiung“ der Häftlinge unter der Führung der Kommunisten.
Für die Gruppenplastik hat Fritz Cremer elf Charaktere realisiert: Angetrieben durch den „Rufer“, einem politisch bewussten Kämpfer, befreien die Häftlinge sich selbst, nur rechts stehen der „Zweifler“ und der „Negative” im Abseits. Über dem „Stürzenden” – im Zentrum der Gruppe – spricht der „Schwörende” den „Schwur von Buchenwald”. Der entschlossen wirkende „Junge” steht stellvertretend für die vom Lagerwiderstand geretteten Kinder.
Die Kinderfigur wurde 1998 von rechtsradikalen Jugendlichen beschädigt. Im Zuge der Restaurierungsarbeiten entdeckte man innere Rostschäden, die die Standfestigkeit der 17 Tonnen schweren Bronzeplastik in Frage stellte. Bis 2005 wurde sie grundlegend restauriert.
Glockenturm
Der aus hellem Sandstein erbaute und weithin sichtbare „Turm der Freiheit“ – eine Bezeichnung, die in den 1970er-Jahren zugunsten des einfachen „Glockenturm“ verschwand – beendet den Weg „durch Sterben und Kämpfen zum Sieg“, den das Mahnmal aufzeigen will. Im Selbstverständnis der Erbauer steht der über 50 Meter hohe Turm für den Anspruch der DDR, das bessere Deutschland zu sein.
Die Brüstung des Glockenturms diente den Vertretern der Staats- und Parteiführung der DDR als Rednertribüne bei Massenveranstaltungen, die – ebenso wie Vereidigungen von Soldaten der Nationalen Volksarmee (NVA), Arbeiterweihen oder Immatrikulationsfeiern – regelmäßig auf dem davor liegenden Platz stattfanden.
In seinem Inneren befindet sich unter einer versiegelten Bronzeplatte Erde und Asche aus Konzentrationslagern und Terrorstätten der Nationalsozialisten in ganz Europa. Von ihr führen zwei Treppenaufgänge zu einer lichtdurchfluteten Plattform. Darüber ist die fast 7 Tonnen schwere Buchenwald-Glocke, die stündlich geschlagen wird.