
Der Franzose Michel Julien über die in Block 17, dem ehemaligen Quarantäneblock des Lagers, festgesetzten SS-Männer, die von befreiten Häftlingen gefangengenommen worden waren:
„Ich gehe an Block 17 vorbei, dem Durchgangsblock […]. Hinter dem Stacheldraht gehen gefangene SS-Männer hin und her, die einen langsam, die anderen nervös, alle vermeiden es, Neugierige anzusehen. Einige Beschimpfungen, einige Aufforderungen zum Töten werden ausgesprochen. Doch die meisten der nun ehemaligen Häftlinge starren auf die Eingesperrten und scheinen die neue Situation nicht zu verstehen: sie selbst, der Stacheldraht, die SS-Männer.“
Michel Julien, Souvenirs de Captivité (unveröffentlichter Bericht), 1984.
Gedenkstätte Buchenwald






Karte des KZ Buchenwald, 6. Juli 1947. Foto: Dean L. Dennis (U.S. Signal Corps) ©National Archives at College Park, Maryland

Am 11. April 1945 und den Tagen danach nahmen befreite Häftlinge mehrere Dutzend fliehende oder versteckte SS-Männer in der Umgebung des Lagers gefangen. Die genaue Zahl ist nicht bekannt. In manchen Fällen kam es zu spontaner Rache. Das Internationale Lagerkomitee übergab die Gefangenen an die U.S. Army. Amerikanische Ermittlungsteams dokumentierten vor Ort die Spuren der Verbrechen, sammelten Zeugenaussagen und stellten Fahndungslisten auf. Zudem sicherten sie drei Tonnen Dokumente der SS-Lagerverwaltung. Ihre Arbeit bildete die Grundlage für die Prozesse, die amerikanische Militärgerichte zwei Jahre später in Dachau gegen SS-Personal aus Buchenwald führten.