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Transformation des Gedenkens

Neuerscheinung

Neuer Sammelband zur Erinnerung an sowjetische Verhaftungen und Speziallager erschienen

30.05.2024

Transformation des Gedenkens

An der Mauer des ehemaligen Weimarer Gefängnisses in der Ernst-Thälmann-Straße befindet sich eine unscheinbare Gedenktafel. „Den unschuldigen Opfern des stalinistischen Terrors“ steht in Großbuchstaben auf ihr geschrieben, nähere Informationen fehlen. Nahezu vergessen ist, dass die Tafel 1992 zu den ersten Erinnerungszeichen an sowjetische Verhaftungen in Thüringen zählte.
Im Weimarer Gefängnis, das während des Nationalsozialismus als Hinrichtungsort genutzt wurde, tagten nach 1945 sowjetische Militärtribunale. Sie sprachen hohe Urteile und Todesstrafen aus. Viele Verurteilte wurden in Speziallager überstellt. Bis 1989 erinnerte nichts daran, offiziell herrschte Schweigen über das Thema. Erst mit dem Ende der DDR wurde das Tabu gebrochen.
Die Tafel am Weimarer Amtsgerichtsgebäude ist eines von vielen Denkmälern im öffentlichen Raum Ostdeutschlands, die seit 1990 an sowjetische Verhaftungen erinnern. Die Motive und Hintergründe, die zur Setzung dieser wenig bekannten Denkmäler führten, stehen im Mittelpunkt einer neuen Publikation: Im Böhlau-Verlag erschien nun der Sammelband „Transformation des Gedenkens“.

Er ist das Produkt mehrjähriger Recherchen. Seit 2019 beschäftigt sich das Team des Projektes „Gedenken ohne Wissen?“ an der Gedenkstätte Buchenwald im Rahmen des Forschungsverbunds „Diktaturerfahrung und Transformation“ mit der Erinnerung an sowjetische Verhaftungen und Speziallager.

Nicht immer waren diese Denkmalsetzungen unumstritten. Die Autor:innen des Bandes – Jörg Ganzenmüller, Enrico Heitzer, Julia Landau, Franziska Mendler, Christina Ramsch, Dorothee Riese, Franz Waurig, Jens-Christian Wagner und Annette Weinke – untersuchen die Diskussionen um einzelne Denkmäler in Ost- und Westdeutschland, vor allem jedoch in Thüringen. Beiträge zum historischen Hintergrund, etwa zu den alliierten Verhaftungen nach dem Zweiten Weltkrieg und zur Geschichte des Lager-Begriffs rahmen die Einzelstudien.

Dem Buch gingen mehrere Veröffentlichungen des Projektteams voraus: 2020 konzipierte es bereits die Internetseite „Zumutbare Wahrheiten“ zur Speziallager-Aufarbeitung seit 1989/90.
Zwei Jahre später folgten die Herausgabe des Arbeitsmaterials
„Wie erinnern?“ zum regionalen Forschen vor Ort und die Broschüre „Nach dem Krieg. Spuren der sowjetischen Besatzungszeit in Weimar 1945–1950“.

Derzeit plant das Projektteam Workshops zu sowjetischen Verhaftungen nach 1945 und zur biographischen Recherche. Bei Interesse an einem Workshop in Ihrer Region können Sie gern eine Nachricht an kustodie2(at)buchenwald(dot)de senden.


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