
Vor 35 Jahren eröffnete auf dem Ettersberg die erste Speziallager-Ausstellung. Was mit wenigen Objekten und Dokumenten begann, wurde wenig später zu einer der ersten Dauerstellungen über sowjetische Verhaftungen und Speziallager in Ostdeutschland. Ein Rück- und Vorausblick.



Im Juni 1990 fand in der Gedenkstätte Buchenwald eine erste Gesprächsrunde mit ehemaligen Internierten des Sowjetischen Speziallagers Nr. 2 Buchenwald statt. Hunderte ehemalige Insass:innen waren der Einladung der Gedenkstätte gefolgt und sprachen oft erstmals über ihre Lagererfahrungen. Es war der Beginn der Aufarbeitung dieses bisher verschwiegenen Themas in Buchenwald.
In den Wochen danach übergaben ehemalige Internierte und Angehörige zahlreiche Objekte und Dokumente an die Gedenkstätte Buchenwald. Es entstand ein eigener Sammlungsbereich. Das Inventarbuch vermerkt am 25. Juni 1990 als erstes Speziallager-Objekt einen Pullunder von Anna Siegert (1945–1948, Speziallager Nr. 2).
Die übergebenen Objekte bildeten die Grundlage für die erste Speziallager-Präsentation in Buchenwald. Sie wurde am 14. September 1990 im Erdgeschoss des ehemaligen Kammergebäudes eröffnet. Dort befand sich seit 1985 auch das „Museum des antifaschistischen Widerstandkampfes“, in dem die Geschichte des Konzentrationslagers Buchenwald dargestellt wurde.
Die gezeigte Präsentation hatte vor allem Werkstattcharakter: Die Erforschung der Speziallager stand erst am Anfang; zudem waren die sowjetischen Archive noch nicht zugänglich. Dennoch war diese erste Schau ein wichtiger Beitrag für die Thematisierung der Speziallager in der Gedenkstätte: Buchenwald war kein Ort des Schweigens mehr.
Diese erste Ausstellung wurde bis 1994 im Kammergebäude gezeigt und musste aufgrund der Neukonzeption der KZ-Dauerausstellung kurzzeitig in die ehemalige Häftlingskantine umziehen.
Es blieb jedoch nicht bei dieser kleinen Speziallager-Präsentation. Auf Empfehlung der Historiker:innenkommission, die 1991/92 Vorschläge für die Neukonzeption der Gedenkstätte machte, sollte die Geschichte intensiv erforscht und eine dauerhafte Ausstellung erarbeitet werden. Dafür fanden in regelmäßigen Gesprächskreisen Diskussionen mit ehemaligen Internierten zu Themen der Lagergeschichte statt.
Eine Besonderheit der geplanten Ausstellung: Es wurde ein Dokumentenhaus gegenüber dem Gräberfeld I gebaut. Bis heute ist es der einzige Neubau in der Gedenkstätte. Dort eröffnete am 25. Mai 1997 die erste Dauerausstellung, die in einer Gedenkstätte über sowjetische Verhaftungen und Speziallager informierte. Der Prozess ihrer Entstehung verlief dabei nicht ohne intensive öffentliche Diskussionen. So gab es immer wieder Proteste von Verbänden der KZ-Überlebenden und linksextremen Gruppen gegen das Ausstellungsvorhaben.
Seitdem sind 28 Jahre vergangen. Nicht nur der didaktische Zugang hat sich seitdem verändert; auch die Speziallager-Forschung entwickelte sich weiter: Die Ausstellung ist „in die Jahre gekommen“ und wird deshalb gegenwärtig neugestaltet. Die aktuelle Dauerausstellung muss dafür nun geschlossen werden. Um dem Thema dennoch Aufmerksamkeit zu geben, haben Studierende der Friedrich-Schiller-Universität Jena die kleine Ausstellung „(K)ein Ort des Schweigens – (No) Place of Silence“ erarbeitet. Sie wird am 20. September 2025 in der Gedenkstätte eröffnet und ist in der ehemaligen Verwaltungsbaracke am „Carachoweg“ zu sehen. Dort laden wir die Besuchenden auch ein, ihre Gedanken zu äußern und stellen deshalb abschließend die Frage: Was würden Sie sich für die neue Dauerausstellung wünschen?