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Abschied in bewegten Zeiten

Das 33. Buchenwaldtreffen der Initiativgruppe Buchenwald

Der Direktor der Gedenkstätte Buchenwald Jens-Christian Wagner überreicht Heidrun Brauer am Rednerpult einen großen Blumenstrauß zum Dank für ihren Einsatz für die Speziallager-Erinnerung.
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Verabschiedung von Heidrun Brauer, Gründerin und Vorsitzende der Initiativgruppe Buchenwald ©Gedenkstätte Buchenwald
Eine Frau mit dunklen, halblangen Haaren und einer stark umränderten Brille redet mit ausgebreiteten Händen am Rednerpult des Kinosaals. Daneben ein großer Blumenstrauß. Im Hintergrund auf der Leinwand ist der Gedenkplatz im Wald zu sehen. Stelen erinnern dort an die Menschen, die im Speziallager gestorben und hier begraben sind.
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Irina Shcherbakova, Mitbegründerin der Gesellschaft „Memorial“ ©Gedenkstätte Buchenwald
Vier Kränze mit unterschiedlich bunten Schleifen liegen am Fuße des Gedenkkreuzes, eine davor hockende Person streicht eine der Schleifen glatt.
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Kranzniederlegung am Gedenkplatz für die Verstorbenen des sowjetischen Speziallagers Nr. 2 in Buchenwald ©Gedenkstätte Buchenwald
Wilhelm Kramer ist im konzentrierten Gespräch mit der Schwester eines früheren Mithäftlings und einer Mitarbeiterin der Gedenkstätte Buchenwald
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Begegnung: Wilhelm Kramer mit der Schwester eines Mithäftlings (li) und Gedenkstätten-Mitarbeiterin Antje Thoene ©Gedenkstätte Buchenwald
Ein älterer Mann in weißem Hemd beantwortet, mit seinen Händen gestikulierend, Fragen zu seiner Haftzeit.
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Fragestunde – Eberhard Schmidt, mit siebzehn Jahren inhaftiert, beantwortet Fragen des Publikums ©Gedenkstätte Buchenwald
Auf der Bühne des abgedunkelten Kinosaals stehen fünf Personen. In ihrem Rücken ist eine Videoprojektion zu sehen. Auf ihr ist ein eingeschossiger Betonbau am Waldesrand zu sehen; als Titel steht auf der Präsentation: „Neue Dauerausstellung Sowjetisches Speziallager Nr. 2 1945 – 50“
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Vorstellung des Konzepts für die neue Dauerausstellung zum Sowjetischen Speziallager Nr. 2 ©Gedenkstätte Buchenwald

Zeitgleich mit dem politischen Aufbruch 1990 und dem Ende des staatlich verordneten Schweigens über die sowjetischen Speziallager in SBZ und DDR gründeten Heidrun und Lothar Brauer in Weimar die Initiativgruppe Buchenwald e.V. Im Namen ehemaliger Internierter und deren Angehöriger begleitet und befördert der Verein seitdem maßgeblich die Aufarbeitung der Speziallagergeschichte und das Gedenken an die hier Inhaftierten und Verstorbenen. Bereits in ihrem Gründungsaufruf in der Thüringischen Landeszeitung am 30. März 1990 brachte die Initiativgruppe zum Ausdruck, dass sie „eine demokratische Entwicklung in Deutschland“ bejahe und „faschistisches oder rechtsradikales Gedankengut“ ablehne. Sie wolle „Aufklärung und Gedenken, aber keine Rache“.

Jährlicher Höhepunkt der Initiativgruppe ist das gemeinsam mit der Gedenkstätte Buchenwald organisierte Buchenwaldtreffen. Es stand in diesem Jahr im Zeichen zweier sehr unterschiedlicher, aber jeweils tiefer Einschnitte: Keine zwei Wochen zuvor ist in Thüringen eine rechtsextreme Partei stärkste politische Kraft im Landtag geworden. Nach mehr als dreißig Jahren gab Heidrun Brauer, nunmehr 80 Jahre alt, ihren Rückzug von der Leitung des Vereins bekannt. Unermüdlich hatte die Weimarer Lehrerin zusammen mit ihrem Mann Lothar Kontakte zu ehemaligen Speziallagerinsass:innen und ihren Angehörigen aufgebaut, sachliche Auseinandersetzungen um die Formen des Gedenkens und Erinnerns geführt, dabei auch zwischen unterschiedlichen Interessen von Zeitzeugen, Gedenkstätte und Wissenschaftler:innen vermittelt.

In ihrem Dank an Heidrun Brauer brachte Julia Miehe von der Stadt Weimar die Bedeutung dieser Arbeit zum Ausdruck: Wir brauchen, so Miehe, diese jährliche Veranstaltung, um für die Geschehnisse hier vor 79 bis 74 Jahren sensibel zu bleiben. Hier klang die Sorge vieler Zuhörer:innen an, dass im aktuellen politischen Geschehen die Lehren der Geschichte vergessen, wenn nicht gar geleugnet und bekämpft werden. Darauf verwies Gedenkstättendirektor Jens-Christian Wagner in seinen Dankesworten eindringlich: Es sei erschreckend, wie weit auch demokratische Parteien inzwischen die migrationsfeindliche und im Kern rassistische Rhetorik der AfD übernommen hätten.

Irina Shcherbakova, Mitbegründerin der russischen Menschenrechtsorganisation Memorial, erinnerte in ihrem Grußwort an die historische Chance, die sich mit der Öffnung der russischen Archive nach 1990 für die Aufarbeitung der Speziallager-Geschichte geboten habe.

Die nachdenklich machenden Reden fanden Zustimmung bei dem breiten Publikum, das an diesem Spätsommersamstag im Kinosaal der Gedenkstätte im Zeichen des Gedenkens und Reflektierens zusammentraf. Gekommen waren mit Eberhard Schmidt und Wilhelm Kramer auch zwei Menschen, die die Speziallagerhaft noch selbst bezeugen können. Sie waren im Alter von 14 und 17 Jahren vom sowjetischen Geheimdienst festgenommen worden und verbrachten mehrere Jahre Haft nicht nur in Buchenwald, sondern auch in Fünfeichen, Jamlitz und Waldheim.

Momente der Begegnung ergaben sich auf dem Treffen ebenso zahlreich wie unverhofft. Sichtlich erfreut zeigte sich Wilhelm Kramer, die Schwestern seines Mithäftlings Hanns-Henning Sidow anzutreffen. Kramer selbst hatte Sidow nur noch einmal nach seiner Entlassung sprechen können.

Eine Brücke in die Zukunft bildete die Präsentation des Konzepts für die neue Dauerausstellung zur Speziallagergeschichte. Das zuständige sechsköpfige Gedenkstättenteam skizzierte, wie die historischen Kontexte der Speziallagergeschichte und die Erfahrungen der ehemaligen Lagerinsass:innen künftigen Generationen von Besucher:innen vermittelt werden sollen.


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