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Theo Balden - Entwurf für ein Grabrelief für die KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora

Das Bronzerelief zeigt einen Häftling, der sich zwischen ausgemergelten Leichen erhebt.
Theo Balden: Entwurf für ein Grabrelief für die KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora (um 1974) Bronze. Sammlung Gedenkstätte Buchenwald, Inv.-Nr. VI 970 G

20.000 Menschen starben von 1943 bis 1945 in den Mittelbau-Lagern im Harz, allein 6.000 von Januar bis April 1945. Zur Erinnerung an die Opfer des KZ Mittelbau-Dora schuf der Bildhauer Theo Balden ein Denkmal, das in der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora 1979 im ehemaligen Lagerkrematorium gegenüber den Verbrennungsöfen angebracht wurde. In vierjähriger Arbeit rang der Bildhauer um die Gestalt des Denkmals. Zu den zahlreichen Skizzen und plastischen Studien, die auf dem Wege der Formfindung entstanden, zählt auch ein Relief, das sich heute in der Kunstsammlung der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora befindet.

Das in der Anfangsphase der Arbeit am Denkmal entstandene Relief zeigt im Vergleich mit der fertigen Fassung, dass Balden schon im frühen Arbeitsstadium Klarheit über wesentliche Aspekte des Denkmals gewann: Er wollte eine gleichnishafte Gestaltung, die im metaphorischen Bild die Erinnerung an die Opfer und die Hoffnung auf erneuertes Leben, eine Zukunftsperspektive der Menschheit miteinander verbindet. Im frühen Stadium der Arbeit an der Denkmalsform ist für Theo Balden der „Phönix mit dem langgestreckten Hals der Hoffnung“ das „Thema der Mittelachse“. Der sich aus der Asche erneuernde Vogel, mythisches Symbol für Unsterblichkeit, weicht in der fertigen Fassung dem Natursymbol für sich erneuerndes Leben, der Blüte, „Sinnbild der Hoffnung [...] blühend, ein wenig verblüht schon und doch noch Knospe“ (aus seinen Tagebuchaufzeichnungen).

Motiviert wird seine sinnstiftende künstlerische Auffassung von der politischen Überzeugung, am Aufbau einer neuen, sozialistischen Gesellschaft mitzuwirken. Künstlerisch setzt sich Balden jedoch von den bekannten Denkmalen für die zentralen Mahn- und Gedenkstätten der DDR in Buchenwald und Ravensbrück ab. Reliefstudie und Denkmal lassen vielfältige Assoziationen und Bezüge zu; prägend für sein Kunstschaffen sind die Exilerfahrungen und der Einfluss von Künstlern wie Henry Moore.

„... diese Arbeit dürfte unter keinerlei Umständen Gegenstand kunstvoller Ablasskrämerei werden. Was ich nicht wünsche: seelische Absolution durch Erschütterung. Was ich wünsche: den Menschen, aufrecht und wachsam, ausgestattet mit Güte und Macht. Ach, wie viel Unsägliches, beinahe Unmögliches hieße das!“

Theo Balden

 

Zur Biografie

Der Bildhauer Theo Balden wurde am 6. Februar 1904 bei Blumenau im Distrikt Santa Catharina in Brasilien in eine deutsche Auswandererfamilie geboren. Nach einem tödlichen Unfall des Vaters kam der Zweijährige mit Mutter und zwei Geschwistern nach Berlin. Er wuchs in kargen Verhältnissen auf, der Volksschule folgten eine Ausbildung zum technischen Zeichner und 1923 eine kurze Zeit des Studiums am Bauhaus Weimar (bei Schlemmer und Moholy-Nagy). 1928 schloss er sich der KPD an. Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme kam er 1934 in Gestapohaft. Mit Auflagen aus der Haft entlassen, flüchtete er 1935 unter falschem Namen nach Prag (den für den Grenzübertritt angenommenen Namen legte er nicht wieder ab) und kurz vor der deutschen Besetzung Tschechiens im Januar 1939 schließlich nach Großbritannien.

Seine persönlichen Erfahrungen als Verfolgter verarbeitete er in Zeichnungen und Reliefs. Die im Exil entstandenen Arbeiten, vor allem „Head of a Beaten Jew“ („Geschlagener Jude“) gehören zu den frühesten Werken, die sich mit der Verfolgung und Ermordung der Juden in der NS-Diktatur auseinandersetzen.

Nach Kriegsende nahm Theo Balden noch an mehreren Ausstellungen in Derby, Stoke-on-Trent und Nottingham teil, bevor er 1947 nach Berlin zurückkehrte. 1950/58 unterrichtete er im Grundlagenstudium an der Hochschule für bildende und angewandte Kunst Berlin-Weißensee, bevor er nach schwerer Krankheit vorzeitig pensioniert wurde.

1968 übernahm Theo Balden den Vorsitz des Arbeitskreises zur Pflege des Barlachwerks beim Kulturbund der DDR. Im Gegensatz zur plastischen, an der deutschen Bildhauertradition orientierten Kunst in der DDR thematisierte Balden, an seine Erfahrungen der Exiljahre anknüpfend, in einer metaphorischen nonfigurativen Sprache die Verletzbarkeit des Menschen. Zu den wenigen Auftragsarbeiten für öffentliche Denkmale, die Balden schuf, zählt auch das Denkmal für die KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora.

1984 zeigte die Akademie der Künste der DDR eine Retrospektive seines Werkes; er erhielt eine Ehrenpromotion der Universität Greifswald, 1990 eine Ehrenprofessor an der Hochschule für bildende und angewandte Kunst Berlin. Er starb am 30. September 1995 in Berlin.

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