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Karol Konieczny - „Porträt des Kollegen Zbigniew Jędrzejewski, gestorben am Tage der Zeichnung“

Ein Portrait mit einem extrem ausgemergelten Gesicht eines Sterbenden mit ins Leere gehenden Augen und geöffnetem Mund; eine Hand ist auf die Brust gelegt.
Karol Konieczny: "Porträt des Kollegen Zbigniew Jędrzejewski, gestorben am Tage der Zeichnung" (1945). Wasserfarben über Bleistift. Kunstsammlung der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, Inv. Nr. V 339 L

Das „Porträt des Kollegen Zbigniew Jędrzejewski, gestorben am Tage der Zeichnung“ zeigt das ausgemergelte Gesicht eines Sterbenden mit ins Leere gehenden Augen und geöffnetem Mund; eine Hand ist auf die Brust gelegt. Das Kunstwerk stellt sich mit seiner Innigkeit und zeichnerischen Ästhetik den Umständen entgegen, denen es abgerungen ist, dem anonymen Massensterben im Lager. Der Zeichner behauptet nicht nur die Würde des zu Tode geschundenen einzelnen dargestellten Menschen, sondern auch seine eigene Identität als mitleidendes, den Schrecken dokumentierendes künstlerisches Subjekt, als sich solidarisierender Mitmensch. Besonders für dieses Blatt trifft zu, was Karol Konieczny über seine Lagerkunst schrieb: „lebendiges und erschütterndes Zeugnis der Welt des Grauens und des Leidens“ zu sein.

Anfang 1945 begann Karol Konieczny im Auftrag des Internationalen Lagerkomitees, das Konzentrationslager im Geheimen zu dokumentieren. In der Unsicherheit der letzten Wochen vor der Auflösung des Lagers im Jahr 1945 gingen jedoch Teile des Albums verloren, im dem Konieczny seine Aquarelle und Bleistiftzeichnungen sammelte. Er wiederholte einige Zeichnungen und nahm sie mit, als er am 10. April 1945 – einen Tag vor der Befreiung des KZ Buchenwald – auf den Todesmarsch gezwungen wurde.

Mitte der sechziger Jahre übergab Karol Konieczny einige dieser Aquarellzeichnungen der Gedenkstätte Buchenwald, darunter das Porträt des Zbigniew Jędrzejewski, am Tage dessen Todes gezeichnet.

„Ich möchte den Jungen (...) zeigen, wie es war. Damit sie verstehen, dass sie es nicht zulassen dürfen, dass solche Bedingungen, unter denen wir gelebt haben, sich jemals wiederholen.“
Karol Konieczny

Zur Biographie

Karol Konieczny wird am 22. November 1919 in Cieszyn in Oberschlesien geboren. Als Achtzehnjähriger schließt er sich der sozialistischen Jugendbewegung an. 1938 beginnt er ein Kunststudium in Krakau. Nach dem deutschen Überfall auf Polen am 1. September 1939 tritt er den „Freiwilligen Arbeiterbataillonen“ (Obrona Narodowa) bei. Er gerät in deutsche Gefangenschaft, kann jedoch fliehen, bevor er in Cieszyn erneut verhaftet wird. Wieder kann er entkommen und bei Verwandten in Wien untertauchen. Doch beim Grenzübertritt nach Ungarn am 24. März 1940 wird er festgenommen und im Wiener Landgericht von der Gestapo verhört. Für Zellengefährten zeichnet er mit Streichhölzchen Ansichten Wiens – Straßen und Caféhäuser.

Im Juli 1941 vom Volksgerichtshof verurteilt, wird Karol Konieczny in verschiedenen Moor-Straflagern im Emsland inhaftiert, schließlich einem „Bombensucher-Leichenbergungs-Kommando“ zugeteilt. Am 4. Juli 1944 wird er unter der Nummer 13958 in das KZ Buchenwald eingeliefert. Er überlebt schwere Arbeitskommados und gelangt mit gezeichneten und getuschten Geburtstagskarten für Mithäftlinge an Zusatzrationen. In einer Gruppe kulturell aktiver polnischer politischer Häftlinge organisiert er „Blockkonzerte“: Musikaufführungen und Sketche in der Häftlingsunterkunft.

An dem Projekt, die Lagerwirklichkeit in einem Album zu dokumentieren, beteiligt er sich gemeinsam mit mehreren Künstlern, darunter der Pariser Maler und Restaurator Eugène Labreux - vor der Haft Professor an der Fakultät für Denkmalpflege an der Akademie der Wissenschaften.

Nach der Befreiung ist Karol Konieczny bis zum 16. August 1945 in einem DP-Lager (Lager für „Displaced Persons“) in Wildflecken/Bayern untergebracht, bevor er nach Polen geht. Nach längerem Sanatoriumsaufenthalt knüpft er an seine Kunststudien an und arbeitet an verschiedenen Museen. Zuletzt lebt er mit seiner Familie in Breslau. Karol Konieczny stirbt am 13. Juli 1981.

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