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Ilse Häfner-Mode - „Ansicht des jüdischen Frauenlagers in Elben“

Die Zeichnung zeigt in groben Strichen Personen, die offenbar Baumaterialien - vielleicht Sand in Eimern - transportieren. Im Hintergrund sind Holzbaracken zu erkennen.
Ilse Häfner-Mode: „Ansicht des jüdischen Frauenlagers in Elben“. Stahlfeder und Tinte auf Papier, (Dezember) 1944. Kunstsammlung Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, Inv. Nr. V 1118 L

Mit schnellen, ausgreifenden und zugleich sicheren Strichen hat Ilse Häfner-Mode den unmenschlichen Ort gezeichnet, an den sie 1944 von der Gestapo zur Zwangsarbeit verschleppt worden war: das jüdische Frauenlager in dem hessischen Dorf Elben (inzwischen eingemeindet zu Naumburg). Ihre Zeichnung zeigt Personen, die offenbar Baumaterialien - vielleicht Sand in Eimern - transportieren.

Im Lager waren jüdische Frauen in Arbeitskommandos eingeteilt und mussten bei der Errichtung ihrer Baracken und beim Ausbau eines Stollens Schwerstarbeit leisten. Sie waren zunächst gezwungen, in einem Wehrmachtszelt in einer ehemaligen Ziegelei dahinzuvegetieren, wurden dann in einem Saal einer Gastwirtschaft und seit Dezember 1944 in einem Barackenlager untergebracht. Es bestand aus vier Holzunterkünften und einer Waschbaracke, die sie selbst in dem Tonloch der Ziegelei hatten aufbauen müssen.

Das Lager im Tonloch von Elben war vor dem Hintergrund alliierter Fliegerangriffe errichtet worden, um Teile der Produktion der Henschel Flugmotorenwerke/Baunatal auszulagern; es unterstand der „Organisation Todt“ (einer 1938 von Fritz Todt, dem „Generalbevollmächtigten für die Regelung der Bauwirtschaft“später „Reichsminister für Bewaffnung und Munition“ geschaffenen Institution). Ilse Häfner-Mode hat mit der Zeichnung, mit einer Stahlfeder und Tinte gefertigt, den Alltag der Zwangsarbeit in diesem Lager dokumentiert — und sich vielleicht in der Gestalt in der Bildmitte selbst dargestellt.

„Egal was war – gemalt habe ich immer.“
Ilse Häfner-Mode

Zur Biografie

Die Malerin Ilse Häfner-Mode wurde am 24. Dezember 1902 in Kempen (Bezirk Posen) in eine jüdische Apothekerfamilie geboren; zwei Jahre nach ihrer Geburt zog die Familie nach Berlin. In den zwanziger Jahren studierte Ilse Mode dort an der Vereinigten Staatsschule für Freie und Angewandte Kunst bei dem Grafiker Erich Wolfsfeld. In dieser Umgebung lernte sie ihren späteren Mann Herbert Häfner kennen, den sie 1927 heiratete; ein Jahr später wurde Sohn Thomas geboren.

Ilse Häfner-Mode schuf figurenreiche Kompositionen und Porträts in Öl, als Aquarellzeichnung oder in Sticktechnik (Nadelmalerei). Über eine Mutter-Kind-Darstellung schreibt der renommierte Kunstkritiker Paul Westheim 1928 in der Zeitschrift „Das Kunstblatt“: „...das kommt von der Modersohn her, kompositorisch, auch im Ethos, auch in der Phrasenlosigkeit des sozialen Mitempfindens“ .

Nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten gelang ihrem Sohn 1938 die Auswanderung nach Ceylon; unterstützte wurde er dabei von einer Galerie in Basel (Schweiz), die 1931 Werke von Häfner-Mode ausgestellt hatte. Ihr selbst gelingt die Flucht aus Deutschland nicht mehr. Wegen ihrer jüdischen Herkunft fällt Ilse Häfner-Mode unter Mal- und Ausstellungsverbot. Der Verein Berliner Künstlerinnen schließt sie aus seinen Reihen aus. 1942 findet sie im ländlichen Leopoldshöhe bei Detmold (Lippe) eine Zuflucht. Doch am 19. September 1944 wird sie infolge einer Denunziation von Dorfbewohnern von der Gestapo Minden verhaftet und in das jüdische Frauenlager Elben bei Kassel verschleppt. Es gelingt ihr, heimlich einige Zeichnungen anzufertigen. Später schreibt sie: „Egal was war – gemalt habe ich immer.“  Im April 1945 wird sie durch amerikanische Truppen aus dem Lager befreit.

„Lass mich, lieber Gott“  , schreibt sie nach der Befreiung, „noch ein bisschen auf der Erde leben, der ich so viel Gutes abzugewinnen weiß.“  Sie konnte sich bei Freunden in der Schweiz erholen; dann kehrte sie nach Deutschland zurück. Sie lebte zunächst wieder in Leopoldshöhe. 1955 zog sie nach Düsseldorf, arbeitete als Künstlerin und stellte dort mehrfach ihre Bilder aus, etwa im Stadtgeschichtlichen Museum (1969) und in der Kunsthalle (1972). 1973 starb Ilse Häfner-Mode in Düsseldorf.

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