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Dominik Černý - „K.L. Dora: Wohnen im Stollen“

Der Holzschnitt zeigt das Eingepferchtsein der Häftlinge auf den Pritschen, die Enge und Gedrängtheit im Stollen. Die Menschen sind als Silhouetten, ohne individuelle Züge gezeichnet; häufig markieren nur weiße Punkte ihre Köpfe, die Gesichter sind nicht zu erkennen. Aus dieser gleichsam amorphen Masse sind einzelne Situationen beispielhaft herausgehoben: jemand verrichtet seine Notdurft über einem Fass, davor liegt ein Toter, ein Mann kratzt einen Essenkübel aus, ein anderer isst auf dem Fußboden.
Dominik Černý: „K.L. Dora: Wohnen im Stollen“ („Bydlení ve štole“). Holzschnitt, Blatt der Folge „K.L. Dora-Sangerhausen“, (1953).

Acht Jahre nach Kriegsende legte der tschechische Maler Dominik Černý in einer Folge von fünf Holzschnitten Zeugnis ab von den im KZ Mittelbau-Dora durchlittenen Schrecken: von dem Grauen des Lebens, Arbeitens und massenhaften Sterbens im Stollen des Kohnsteins in Nordthüringen.

Sein Holzschnitt „K.L. Dora: Bydlení ve štole” (Wohnen im Stollen) zeigt das Eingepferchtsein der Häftlinge auf den Pritschen, die Enge und Gedrängtheit im Stollen. Die Menschen sind als Silhouetten, ohne individuelle Züge gezeichnet; häufig markieren nur weiße Punkte ihre Köpfe, die Gesichter sind nicht zu erkennen. Aus dieser gleichsam amorphen Masse sind einzelne Situationen beispielhaft herausgehoben: jemand verrichtet seine Notdurft über einem Fass, davor liegt ein Toter, ein Mann kratzt einen Essenkübel aus, ein anderer isst auf dem Fußboden.

Das 1943 errichtete KZ Mittelbau-Dora war das letzte von den Nationalsozialisten gegründete KZ-Hauptlager. Es war zudem eines der ersten und bei Kriegsende das weitaus größte Konzentrationslager, das ausschließlich mit dem Ziel gegründet wurde, die Arbeitskraft seiner Insassen für die Kriegsrüstung auszubeuten.

Bei dem als Buchenwalder Außenlager „Dora“ gegründeten KZ konnte von einem Lager zunächst kaum die Rede sein. Denn die Häftlinge, die beim Ausbau der Stollenanlage zu einer unterirdischen Raketenfabrik eingesetzt wurden, waren dort untergebracht, wo sie arbeiten mussten: im Stollen. Erst nach Anlaufen der Raketenmontage Anfang 1944 wurden sie schrittweise in das entstehende oberirdische Barackenlager verlegt. Als Unterkunft dienten vier mit vierstöckigen Holzpritschen ausgestattete Querstollen. Diese sogenannten „Schlafstollen“ für insgesamt zehntausend Menschen waren dunkel, feucht, stickig, schmutzig, ohne sanitäre Ausstattung. Die Kleidung war zerschlissen und, wie die Strohsäcke (als Bettzeug), voller Ungeziefer.

In unmittelbarer Nähe dieser Schlafstätte wurden die Bewohner dieser Höhlen zu schwerster körperlicher Arbeit gezwungen: Sie arbeiteten in 12-stündigen wechselnden Tag- und Nachtschichten an Presslufthämmern, an Loren für den Abtransport herausgebrochenen Gesteins und mussten Ausschachtungs- und Planierarbeiten leisten. Allein bis April 1944 starben über 5.000 Häftlinge. Die Überlebenden verlegte die SS bis zum Sommer 1944 in das im Aufbau befindliche Barackenlager. Das Sterben ging jedoch weiter. Insgesamt kamen von den 60.000 Häftlingen des KZ Mittelbau-Dora 20.000 Menschen ums Leben.

Die 1953 von Dominik Černý gefertigte Holzschnittfolge über das Konzentrationslager „Dora“ führt nicht nur die katastrophalen Bedingungen in den Stollen vor Augen — sie erinnert auch an all jene geschundenen und ermordeten Häftlingen, deren Lebenskraft skrupellos für die Raketenproduktion in NS-Deutschland ausgepresst und deren Existenz im Stollen ausgelöscht wurde.

Zur Biografie

Dominik Černý wurde am 4. August 1903 in Chrlice bei Brno/Brünn geboren. In Brünn absolvierte er ein Lehramtsstudium und war anschließend als Pädagoge in Südmähren tätig. Er ließ sich in Hluk nieder, befasste sich mit ethnografischen Studien und hielt Landschaft und Menschen seiner mährischen Heimat in Zeichnungen und Aquarellen fest. Unter deutscher Besatzung schloss er sich dem tschechischen Widerstand an und wurde im Oktober 1942 in das KZ Auschwitz deportiert. Im sogenannten „Lagermuseum“ malte er Auftragswerke für die SS. Im August 1943 verschleppte ihn die SS nach Buchenwald und von dort aus wenige Wochen später in das Außenlager „Dora“.

Nach der Befreiung aus dem Lager kehrte Dominik Černý nach Hluk zurück. 1951 und 1953 veröffentlichte er die Holzschnittfolgen „Oswientim“ und „K.L. Dora-Sangerhausen“. Bekannt wurde er als passionierter Maler seiner Region. 1963 pensioniert, starb er am 13. Juni 1973 in Hluk.

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