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Boris Taslitzky - „le 11 avril 1945“

Eine farbige Zeichnung bewaffneter Häftlinge, die kampfbereit nach vorn stürmen.
Boris Taslitzky:„le 11 avril 1945“ (1989). Ölstudie auf Leinwand. Sammlung Gedenkstätte Buchenwald, Inv. Nr. VI 1185 G

11. April 1945. 21.000 Menschen befinden sich im KZ Buchenwald, darunter Tausende entkräftete, dem Tode nahe Menschen. Gegen Mittag verlässt die SS das Lager und setzt sich nach Süden ab. Einheiten der 3. US-Armee nähern sich dem Ettersberg. Am frühen Nachmittag überrollen amerikanische Panzer den SS-Bereich und brechen die letzte bewaffnete Gegenwehr der SS. Gleichzeitig übernehmen Häftlinge des Lagerwiderstandes kampflos das Lagertor und hissen die weiße Fahne. In einer lange vorbereiteten Befreiungsaktion überwinden sie die Sicherungsanlagen, besetzen die Wachtürme und den SS-Bereich. Sie nehmen 76 noch verbliebene SS-Leute gefangen. Daran beteiligt sind Männern der französischen „Brigade d’Action Libératrice“ - unter Ihnen der Kunstmaler Boris Taslitzky.

Diese bewegende Aufbruchssituation und die Erinnerung an den Häftlingswiderstand ist das Thema der Ölstudie „le 11 avril 1945“. Die Figuren laufen nicht orientierungslos, sondern zielgerichtet in drei Richtungen, um planmäßig verschiedene Bereiche des Lagers zu besetzen. Boris Taslitzky hat den Häftlingen jedoch nicht den äußerlichen Habitus von Helden verliehen. Er zeigt sie in zerschlissener Kleidung, von Schwäche gezeichnet, aber mit letzter Kraft entschlossen vorwärts stürzend. Inmitten der Gruppe, auf schwankenden Beinen, glaubt man Taslitzky selbst zu erkennen.

„Die Gesamtheit der Buchenwald-Zeichnungen muss als die Geschichte gewöhnlicher Tage des Lagerlebens betrachtet werden. An den dramatischsten Tagen habe ich nicht gezeichnet. Und ich zeichnete nicht nur. Ich beteiligte mich am Widerstand im Lager und kämpfte als Mitglied der französischen Brigade, als Buchenwald sich selbst befreite.“
Boris Taslitzky

Zur Biografie

Der Kunstmaler Boris Taslitzky wurde am 30. September 1911 in Paris als Sohn russischer Juden, die nach der Revolution von 1905 nach Frankreich geflohen waren, geboren. 1928 nahm er ein Studium an der „École Nationale des Beaux-Arts“ auf und schloss sich 1933 der „Association des écrivains et artistes révolutionnaires“ an (Vereinigung revolutionärer Schriftsteller und Künstler). 1935 wurde er Mitglied der kommunistischen Partei und zeichnete für die ab März 1937 unter Louis Aragon und Jean-Richard Bloch erscheinende Zeitung „Ce Soir“. In der Assoziation der Maler und Bildhauer der „Maison de la Culture“ organisierte er Ausstellungen und Diskussionsabende; es begann eine lebenslange Freundschaft mit dem Dichter Louis Aragon.

Im August 1939 zur Infanterie einberufen, geriet er in deutsche Kriegsgefangenschaft, konnte entkommen, wurde jedoch im November 1941 erneut gefangengenommen und über mehrere Zwischenstationen im August 1944 schließlich in das KZ Buchenwald deportiert. Unter Lagerbedingungen entstanden „viele schnelle Zeichnungen und einige wenige Aquarelle im Lärm und dem Zusammengepferchtsein des Blocks (...) mit dem Gefühl, durch das Menschengedränge selbst und die liebevolle Aufmerksamkeit der mich umgebenden Kameraden geschützt zu sein“.

Nach Kriegsende initiierte Louis Aragon 1946 die Veröffentlichung von Taslitzkys Zeichnungen unter dem Titel „111 dessins faits à Buchenwald“ in der Reihe der „Bibliothèque Française“ mit einem Vorwort von Julien Cain, Direktor der Pariser Nationalbibliothek und Gefährte in Buchenwald. Boris Taslitzky arbeitete als Pressezeichner, Graphiker und Maler. 1971 wurde er an die „École Nationale Supérieure des Arts Décoratifs“ berufen, wo er 12 Jahre unterrichtete.

Taslitzkys Bilder wurden auf vielen Ausstellungen gezeigt, darunter 1987/88 in Berlin und Weimar. Der Gedenkstätte Buchenwald verbunden, gehörte er 1993 der Jury für ein Jüdisches Mahnmal in Buchenwald an. 1997 erhielt Boris Taslitzky die Ehrung als „Chevalier de la Légion d’Honneur“ (Ritter der Ehrenlegion). Er starb am 9. Dezember 2005 in Paris.

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