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Rudi Supek

„Naš glas“ – Unsere Stimme (3:59 Min.)

Portraitaufnahme von Rudi Supek
Rudi Supek (1913–1993), um 1955.

Transkription

Sprecher:in Am Nachmittag des 11. April 1945 tritt das Internationale Lagerkomitee zusammen – erstmals im befreiten Lager. Mit dabei ist der kroatische Kommunist Rudi Supek. Er und seine Mitstreiter, Abgesandte aus elf Ländern, stehen vor gewaltigen Aufgaben: Die amerikanischen Panzerverbände, die wenige Stunden zuvor die SS in die Flucht geschlagen haben, sind weitergezogen. Im Lager sind noch 21.000 Insassen – viele hungern, viele sind krank, insbesondere im Kleinen Lager geht das Sterben weiter. So gilt es vor allem, die Versorgung sicherzustellen, die Seuchengefahr zu bannen, die Ordnung aufrechtzuhalten.

Wie andere der Abgesandten ist auch Rudi Supek vor der Befreiung im Lageruntergrund tätig. Heimlich hält er politische Vorträge über den Marxismus. Er ist Mitglied im illegalen jugoslawischen Komitee, das die jugoslawischen Häftlinge in der Widerstandsorganisation des Lagers vertreten soll. Kein leichtes Unterfangen, denn das von der SS vergebene Häftlingskennzeichen mit dem „J“ täuscht darüber hinweg, dass es sich bei den Jugoslawen um eine ungewöhnlich zersplitterte Haftgruppe handelt: Dazu gehören in der Mehrzahl Slowenen, aber auch Kroaten und Serben sowie einige Montenegriner und muslimische Bosnier. Doch auch hier haben die Kommunisten die Oberhand – trotz sprachlicher, kultureller und religiöser Vielfalt.

Gefangene vom Balkan schafft die SS erst ab Herbst 1943 in größerer Zahl nach Buchenwald, insgesamt fast 4.000, doch die meisten werden weiter in Außenlager transportiert. Im Sommer 1944 befinden sich etwa 900 Jugoslawen im Stammlager.

Rudi Supek kommt aus Frankreich nach Buchenwald. Der Sohn eines Schornsteinfegers studiert zunächst in Zagreb Philosophie, Kultur- und Kunstgeschichte. 1939 geht er nach Paris, um Psychologie zu studieren. In Frankreich tritt er der Kommunistischen Partei bei. Nach der Besetzung durch die Wehrmacht hilft er, jugoslawische Migranten für die Résistance zu mobilisieren. Die französische Polizei verhaftet Supek 1942 und übergibt ihn später der Gestapo; über das Durchgangslager Compiègne wird er im Januar 1944 ins KZ Buchenwald verschleppt.

Nach dessen Befreiung bleibt Supek noch bis September 1945 in Deutschland; er arbeitet an der Lagerzeitung „Naš glas“ (Unsere Stimme) mit. In Frankreich setzt er dann sein Studium fort und promoviert 1952 an der Sorbonne. Anschließend kehrt er nach Zagreb zurück und unterrichtet Psychologie. Später ist er Mitarbeiter am Institut der Gesellschaftswissenschaften in Belgrad, ab 1963 Soziologieprofessor an der Universität Zagreb.

International bekannt wird Supek vor allem als Mitbegründer der ab 1963 auf der Insel Korčula stattfindenden Sommerschulen; an diesen jährlichen Tagungen, die einem undogmatischen Marxismus verpflichtet sind, nehmen zahlreiche prominente Sozial- und Geisteswissenschaftler aus Westeuropa und den USA teil. 1975 verbietet die jugoslawische Regierung nicht nur die Sommerschule, sondern auch die zugehörige wissenschaftliche Zeitschrift „Praxis“.

Vier Jahre später, nach hochschulpolitischen Konflikten mit Regierungsstellen, wird Rudi Supek pensioniert. Im Ruhestand bleibt er wissenschaftlich tätig und engagiert sich weiter für einen humanistischen und demokratischen Sozialismus.


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