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Piotr Stefanowitsch Korschunkow

„Hoffen kann man nur auf den eigenen Willen und die Stärke des Körpers …“ (4:15 Min.)

Portraitaufnahme von Piotr Stefanowitsch Korschunkow
Piotr Stefanowitsch Korschunkow (1919–2002) nach der Befreiung als Soldat der Roten Armee, 9.1.1946.

Transkription

Sprecher:in Februar 1945. Truppen der Roten Armee stehen kurz vor der Oder. Die SS-Mannschaft im KZ Außenlager Gassen im heutigen Polen ist nervös. Soeben erreichte sie ein Befehl aus dem Stammlager Groß-Rosen. Das Außenlager ist sofort zu räumen, die Häftlinge „irgendwie“ nach Leipzig zu bringen. Marschunfähige sind zu erschießen.

Am Morgen des 12. Februar treibt die SS die Häftlinge aus dem Lager; SS-Männer setzen die Baracken in Brand. Möglichst alle Spuren sollen beseitigt werden.

In Vierer- und Fünferreihen schleppen sich dürre Gestalten in Holzpantinen und völlig unzureichender Kleidung über den schneebedeckten Boden. Es herrscht strenger Frost. Einer von Ihnen ist Piotr Stefanowitsch Korschunkow.

Wieder einmal läuft er um sein Leben. Wie schon so oft in den vergangenen Jahren. Nur nicht hinfallen! Pёtr weiß, wenn er hinfällt oder nicht mehr kann, wird er niemals wieder aufstehen, sondern sofort erschossen.

Piotr Korschunkow stammt aus dem Süden Russlands, 1919 wird er bei Stavropol geboren. Seine Eltern – einfache Bauern – sind streng gläubig. Doch der Glaube an Gott ist nicht Piotrs Sache. Als Soldat der Roten Armee lernt er schnell: Hoffen kann man nur auf den eigenen Willen und die Stärke des Körpers.

Anfang des Jahres 1942 gerät Pёtr bei Smolensk in deutsche Kriegsgefangenschaft. Sie bedeutet für viele sowjetische Soldaten den sicheren Tod: Sie werden erschossen, verhungern oder erfrieren in den Lagern.

Piotr will sich diesem Schicksal nicht fügen. Gemeinsam mit zwei Kameraden flieht er. Doch die Flucht misslingt. Sie werden entdeckt. Dass er nicht sofort erschossen wird, gleicht einem Wunder. Piotr kommt in das KZ Groß-Rosen und von dort nach Gassen, wo er zur Arbeit gezwungen wird.

Nun befindet er sich mit 700 anderen Häftlingen auf dem Marsch von Gassen nach Leipzig. Schon nach wenigen Kilometern sinken etliche Gefangene entkräftet auf die Knie. Die SS-Wachen erschießen allein am ersten Tag zehn bis fünfzehn Häftlinge. Erst auf der letzten Etappe des Weges werden die Überlebenden in Güterwagen gepfercht. Das Buchenwalder Außenlager Leipzig-Thekla erreichen sie am 22. Februar.

Piotr kommt nach Abtnaundorf, einem der drei Standorte des Außenlagers. Häftlinge müssen hier Flugzeugteile produzieren. Arbeiten kann der völlig entkräftete Piotr jedoch kaum mehr. Am 13. April 1945 räumt die SS auch dieses Lager. 304 kranke Gefangene bleiben auf dem Lagergelände zurück – darunter auch Pёtr. Was dann geschieht, ist im Frühjahr 1945 kein Einzelfall.

Angehörige der SS und des Volkssturms sperren die verbliebenen Häftlinge in eine Holzbaracke und setzen diese mit Panzerfäusten in Brand. Wer zu fliehen versucht, wird erschossen.

Piotr Stefanowitsch Korschunkow „Durch den Instinkt, das eigene Leben zu retten, kroch ich mit einem Haufen sich bewegender stöhnender und kraftloser Menschen. […] Schließlich zog ich mich mit letzter Kraft am Fenster hoch, das bereits hell in Flammen stand und ließ mich hinausfallen. Es verbrannte mir das Gesicht und die Hände, doch den Schmerz spürte ich nicht.[…]Nach Überwinden des Stacheldrahtzauns, musste ich durch drei Reihen Drahtrollen und dann noch einmal über einen Zaun. Und all dies bei einem schwarzen, alles erstickenden Rauch und unter Kugelhagel.“

Sprecher:in Am 19. April 1945 stehen die Amerikaner auf dem Lagergelände Abtnaundorf. Sie treffen auf 67 schwerverletzte Überlebende, unter ihnen Piotr Korschunkow. Nach seiner Genesung dient er ein weiteres Jahr in der Roten Armee. 1947 kehrt er in die Sowjetunion zurück und arbeitet als Fotograf und Künstler.

 


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