Öffnungszeiten Praktische Infos Was ist Wo? Apps Öffentliche Rundgänge Weitere Sprachangebote Barrieren vor Ort FAQ

Pio Bigo

„Wir waren etwa fünfzig Partisanen…“ (3:45 Min.)

Privataufnahme von Pio Bigo. Links neben ihm steht ein Freund
Pio Bigo (1924–2013) (links) mit einem Freund, um 1946.

Transkription

Sprecher:in  In Italien überschlagen sich im Herbst 1943 die Ereignisse: Deutsche Truppen besetzen das Land. Im Süden landen die Alliierten. Dem zuvor gestürzten Diktator Mussolini gelingt es, mit Hilfe der Deutschen im Norden des Landes ein neues Regime aufzubauen.

Pio Bigo ist 19 Jahre alt. Er lebt mit seinen Eltern in Turin. Ursprünglich stammen sie vom Land, sein Vater hat lange Jahre als Bauer gearbeitet. Pio selbst ist gelernter Mechaniker. Nun jedoch hat er seine Einberufung zum Militär erhalten: An der Seite der Deutschen soll er für die faschistischen Truppen Mussolinis kämpfen.

Wie viele seiner Altersgenossen, lehnt er dies entschieden ab. Er hat zwar noch nie gekämpft, und mit Waffen kennt er sich auch nicht aus. Dennoch beschließt er mit einigen Freunden, sich den Partisanen anzuschließen.

Diese leben versteckt in den Bergen nördlich von Turin. Ihr Ziel ist ein freies Italien; ihre Gegner sind gleichermaßen die Deutschen und die Truppen Mussolinis. Pio und seinen Freunden gelingt es, Kontakt zu ihnen aufzunehmen.

Pio Bigo So sind wir mit dem Zug von Turin nach Pessinetto im Tal Valle di Lanzo gefahren. […] Sie haben uns einen Ort genannt, wo wir uns getroffen haben. Wir waren etwa fünfzig Partisanen in den Almhütten, in dieser Kälte. […] Außer unserer Gruppe von fünfzig Jungs gab es auch einige Militärangehörige. […] Wir nannten sie unsere Väter, weil sie älter waren als wir und schon wussten, wie man mit Waffen umgeht, während wir das noch lernen mussten.

Sprecher:in  Mehrere Monate lebt die Gruppe in den Bergen. Im März 1944 starten deutsche und faschistische Truppen eine großangelegte Aktion gegen die Partisanen. Sie wird auch Pio Bigo und seinen Gefährten zum Verhängnis. Er wird verhaftet. Hiermit beginnt sein Weg durch verschiedene Konzentrationslager, an dessen Ende das KZ Buchenwald steht.

Aus einem Sammellager in Bergamo deportieren die Deutschen Pio Bigo zunächst in das KZ Mauthausen in Österreich und von dort in verschiedene Außenlager in Gusen und Linz. Ende 1944 wird er zur Zwangsarbeit in das KZ Auschwitz überstellt, zunächst nach Birkenau, später in das Außenlager Monowitz. Im Januar 1945 räumt die SS dieses Lager.

Zu Fuß treibt sie die Häftlinge gen Westen. Im oberschlesischen Gleiwitz entgehen Pio Bigo und sein Freund Pasquale nur mit Glück einem Massaker, bei der SS-Wachmannschaften mehrere hundert Häftlinge wahllos ermorden.

Ende Januar erreicht der Evakuierungstransport – wie die SS ihn nennt – schließlich das KZ Buchenwald. Pio leidet sehr an einer Fußverletzung, die er sich bei einem Unfall in Linz zugezogen hat. Doch seine italienischen Mithäftlinge, die schon länger in Buchenwald sind, kümmern sich um ihn. Mit ihrer Hilfe gelingt es auch, dass Pio bis zur Befreiung in Buchenwald bleiben kann. Die Rückkehr nach Italien verzögert sich jedoch:

Pio Bigo Wir Italiener waren alle in einer Baracke zusammen und unser Leiden war zu Ende, aber wir hatten keine Ahnung, wann wir nach Hause kommen würden. Manchmal gingen wir, um uns zu informieren, aber sie sagten, dass keine Züge fahren würden, dass die Brücken gesprengt wären und dass man warten müsse, bis die Amerikaner den Befehl gäben.

Sprecher:in  Mitte Juni 1945 hat das Warten ein Ende, und Pio Bigo kehrt in seine italienische Heimat zurück. Er arbeitet wieder als Mechaniker und gründet eine Familie. Seine Geschichte will viele Jahre niemand hören – für ihn eine schmerzhafte Erfahrung. Erst Jahrzehnte später bricht er sein Schweigen.


var _paq = window._paq = window._paq || []; /* tracker methods like "setCustomDimension" should be called before "trackPageView" */ _paq.push(['trackPageView']); _paq.push(['enableLinkTracking']); (function() { var u="https://matomo.buchenwald.de/"; _paq.push(['setTrackerUrl', u+'matomo.php']); _paq.push(['setSiteId', '1']); var d=document, g=d.createElement('script'), s=d.getElementsByTagName('script')[0]; g.async=true; g.src=u+'matomo.js'; s.parentNode.insertBefore(g,s); })();