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Pawel Lysenko, alias Alek Mironow

Handgranaten für den Widerstand (4:03 Min.)

Portraitaufnahme von Pawel Lysenko
Pawel Lysenko (1919–1984) als Soldat der Roten Armee, um 1950.

Transkription

Sprecher:in Anfangs haben sie versucht, Sprengstoff herzustellen. Pawel Lysenko aus Sibirien und sein polnischer Mithäftling Zdzisław Lewandowski arbeiten in einer Art Labor. Eigentlich sollen sie dort, im Keller der Häftlingskantine in Buchenwald, Zahnpasta, Seife und dergleichen anfertigen. Das Labor bietet aber auch andere Möglichkeiten; allerdings sind die Experimente gefährlich – Pawel Lysenko berichtet:

Pawel Lysenko „Die Schwierigkeit bestand darin, dass die Versuche in einem feuchten Kellerraum durchgeführt werden mussten, ohne Ventilation, quasi vor der Nase der SS-Wachmannschaften. Beim kleinsten Fehlgriff drohte ein Fiasko.“

Sprecher:in Beide Männer haben Vorkenntnisse; deshalb haben Funktionshäftlinge mit Kontakten zum Lagerwiderstand dafür gesorgt, dass sie ins Labor versetzt werden.

Pawel Lysenko hat in Tomsk die Medizinische Arbeiterfakultät besucht. In einer Artillerieschule ist er zudem militärisch ausgebildet worden. Einige Monate nach dem Überfall der Wehrmacht auf die Sowjetunion gerät er als Leutnant der Roten Armee beim ukrainischen Lubny in Kriegsgefangenschaft. Er flieht, versteckt sich einige Zeit, doch der Plan, sich zu Partisanen durchzuschlagen, scheitert. Erneut landet er im Kriegsgefangenenlager. Anfang 1943 deportieren ihn die Deutschen ins Reich, zunächst ins Sennelager bei Bielefeld und bald darauf ins KZ Buchenwald. Lysenko hat sich inzwischen einen falschen Namen zugelegt: Alek Mironow steht auf seiner Häftlingspersonalkarte.

Anfangs leistet er Zwangsarbeit im Gustloff-Werk. Als er sich nach einiger Zeit gegenüber Mithäftlingen als Artillerieoffizier zu erkennen gibt, wird er anderweitig eingeteilt – denn der Lagerwiderstand sucht Leute mit militärischen Kenntnissen. Schließlich kommt er ins Labor, wo nach einiger Zeit auf Anweisung der Leitung des Widerstands auch Handgranaten gefertigt werden sollen.

Das Unglück geschieht beim Test eines Verzögerungssatzes, der für die zeitlich versetzte Zündung der Sprengladung sorgt:

Pawel Lysenko „Der Verzögerer ist für sich genommen ein Gemisch aus Zellulosenitrat und Aktivkohlepulver in einer Gewehrpatrone zusammengefasst. Doch unsere Berechnung ging nicht auf. Die Gewehrpatrone explodierte in meiner Hand. Ich erlitt Splitterverletzungen im linken Oberschenkel und an der linken Hand. Zdzisław wurde durch die Splitter der Patrone an der rechten Hand verletzt. Dies geschah während der Mittagspause. [...] Zdzisław erhielt medizinische Versorgung in der Pathologie, mich trugen die Kameraden aus der Kantine in das Lazarett für Kriegsgefangene.“

Sprecher:in Lysenko muss operiert werden, Wundbrand entsteht, Häftlingsärzte verstecken ihn vor den SS-Ärzten und retten sein Leben. Nach zwei Monaten steht er wieder im Labor. Bald darauf funktionieren auch die selbstgebauten Handgranaten; sie werden im Lager versteckt – für einen möglichen Aufstand.

Pawel Lysenko erlebt die Befreiung nicht in Buchenwald. Auch ihn zwingt die SS noch kurz zuvor auf einen Räumungstransport. Unterwegs flieht er mit anderen aus dem Güterwaggon. Er marschiert nachts gen Osten, bis er auf die Rote Armee trifft. Auf der Stelle rekrutiert, nimmt er als Soldat noch an der Befreiung von Prag am 9. Mai 1945 teil.

Später kehrt er in seine Heimatstadt zurück; er heiratet; der 1947 geborene Sohn wird Alek genannt. Am Medizinischen Institut in Perm studiert Pawel Lysenko erneut; als Dozent für Pharmakologie und Chemie an der Medizinischen Fachschule in Sysran an der Wolga arbeitet er bis zur Rente 1979.


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