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Otto Leischnig

„… ist nach wie vor hartnäckiger Bibelforscher“ (3:34 Min.)

Gruppenaufnahme von vier Männern darunter Otto Leischnig. Im Hintergrund zu sehen, ist ein Buchenwalder Wachturm.
Otto Leischnig (1907–1973) (zweiter von links) nach der Befreiung in Buchenwald, 1945. Foto: Alfred Stüber.

Transkription

Otto Leischnig Meine Liebe Marthel! Teile Dir mit, meine liebe Mutti, daß ich noch gesund und munter bin, was ich auch von Dir hoffe. Was machst Du sonst schönes? Herzliche Grüße auch an unser kleines Renatchen. Es grüßt Dich liebe Mutti in alter Liebe und Treue Dein Otto“

Sprecher:in 1 Absender dieses Briefes ist der Häftling 2670 Otto Leischnig. Er schreibt ihn am 6. August 1939 an seine Frau Martha. Zwei Wochen später kommt der Brief zurück an die Kommandantur des Konzentrationslagers Buchenwald. Der Vorstand des Frauenstrafgefängnisses in Leipzig Meusdorf hat ihn nicht ausgehändigt. Auch sie hat Postsperre.

Sprecher:in 2 „In der Anlage reiche ich Ihnen einen von dem dortigen Schutzhäftling Otto Leischnig an seine Ehefrau gerichteten Brief zurück, mit dem Hinweis, daß die Genannte Briefsperre für ein- und ausgehende Post … hat. Sie ist eine völlig unbelehrbare und fanatische Bibelforscherin.“

Sprecher:in 1 Auch Otto Leischnig gehört, ebenso wie seine Frau seit Langem dieser Glaubensgemeinschaft an. Der selbstständige Schneidermeister aus dem Erzgebirge hat bereits eine zweimonatige Haft im KZ Sachsenburg hinter sich, als er erneut verhaftet wird. Im Februar 1938 weist ihn die Gestapo Dresden in Buchenwald ein. Registriert als „rückfälliger Bibelforscher“, beginnt seine Haft in der Strafkompanie. In der Regel dauert der Aufenthalt dort 3 bis 9 Monate.

Otto Leischnig „Das Glück schien mir hold zu sein; ich war Schneider und solche wurden dringend benötigt. So kam ich nach einigen Wochen in die SS –Schneiderei.“

Sprecher:in 1 Die Gruppe der Bibelforscher ist besonderen Beleidigungen und Schikanen seitens der SS ausgesetzt. Ab März 1938 gilt für die Angehörigen der Glaubensgemeinschaft totale Postsperre. Nachdem diese Anfang 1939 wieder aufgehoben wird, dürfen die Gefangenen einmal im Monat schreiben. Allerdings müssen dafür spezielle Briefbögen bei der SS gekauft und verwendet werden. Über die gesamte Seite ist aufgedruckt:

Sprecher:in 2 „Vermerk der Kommandantur des K.L. Buchenwald.

Der Schutzhäftling ist nach wie vor hartnäckiger Bibelforscher und weigert sich, von der Irrlehre der Bibelforscher abzulassen. Aus diesem Grunde ist ihm  lediglich die Erleichterung, den sonst zulässigen Briefwechsel zu pflegen, genommen worden.“

Sprecher:in 1 Ganze 25 Wörter sind erlaubt, die in eine kleine Ecke gequetscht werden müssen. Doch auch diese wenigen Zeilen erreichen die Ehefrau von Otto Leischnig im August 1939 nicht.

Martha Leischnig wird nach 2 1/2 Jahren Haft im Leipziger Gefängnis in das Frauenkonzentrationslager Ravensbrück eingewiesen. Schwere körperliche Arbeit, eine angegriffene Gesundheit und die Sorge um die minderjährige Tochter Renate setzen ihr zu. Schließlich unterschreibt Martha Leischnig die ihr immer aufs Neue vorgelegte Erklärung. 1942 wird sie aus Ravensbrück entlassen.

Danach befördert ein SS – Wachmann verbotenerweise die Briefe Otto Leischnigs an seine Familie. Die Tochter schreibt Bibeltexte ab und schickt sie dem Vater auf diesem Wege in die Haft.

Otto Leischnig erlebt die Befreiung im April 1945. Im Mai trifft sich die Familie im heimatlichen Pockau wieder.


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