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Orest Dwornikow

Ein Arzt hilft ukrainischen Partisanen (4:06 Min.)

Portaitaufnahme von Orest Dwornikow
Orest Dwornikow (1916–2000) nach seiner Rückkehr aus Sibirien, Dezember 1954.

Transkription

Sprecher:in  23. Februar 1943 im besetzten Kirowograd, Ukraine. Im Haus eines Theaterangestellten trifft sich heimlich die „patriotische Gruppe“, ein Freundeskreis, der Widerstand gegen die deutschen Besatzer leistet. Sie singen sowjetische Lieder, feiern den Tag der Roten Armee und hören Meldungen der sowjetischen Nachrichtenagentur. Es ist ihre letzte Zusammenkunft. Zwei Tage später wird die Gruppe verhaftet. Nikolaj, ein Leutnant der Roten Armee, dem sie vertrauten, hat sie verraten.

Unter den Verhafteten ist der Arzt Orest Dwornikow. Der Krieg hat ihn nach Kirowograd verschlagen. Als Truppenarzt der Roten Armee verlor er im Dezember 1941 an der Front seine Einheit und irrte in der besetzten Ukraine umher. Menschen halfen ihm mit Nahrungsmitteln und Zivilkleidung. Schließlich erreichte er schwer krank die Stadt Kirowograd, durch Ruhr und Lungenentzündung am Rand des Todes. Kirowograd ist die Geburtsstadt seiner Frau. Hier leben Schwägerin und Schwiegermutter. Ein befreundeter Arzt verschafft ihm Ausweispapiere und bringt ihn ins Krankenhaus. Später arbeitet er selbst dort. Die Ärzte kennen sich gut untereinander und helfen ihren Landsleuten. Mit gefälschten Papieren schmuggeln sie Patienten aus der Stadt zu Partisaneneinheiten der Umgebung. Sie versorgen die Partisanen mit Verbandsmaterial, Medikamenten und Informationen über den Kriegsverlauf. Mit der Zeit schöpft die deutsche Sicherheitspolizei Verdacht. In einem Kriegsgefangenenlager wirbt sie einen Spitzel an, der Zugang zur „patriotischen Gruppe“ findet und sie verrät.

Im Gefängnis von Kirowograd werden die Verhafteten gefoltert. Orest Dwornikow kommt in das Konzentrationslager Ternowaja Balka südlich der Stadt. Auch dort hilft er als Arzt und übersteht selbst Bauchtyphus und Fleckfieber. Als die Rote Armee näherrückt, deportiert die SS sie im Herbst 1943 in Güterwaggons in das Konzentrationslager Buchenwald. Dwornikow wird ins Außenlager Wansleben gebracht, ein Untertagekommando im Raum Halle. Er ist der einzige Arzt für Hunderte von Häftlingen. „Diesem Arzt“, erzählt ein Mithäftling später, „standen [...] nur Pillen, einige Salben für Krätze und das Hörrohr zur Verfügung.“ Er habe Übermenschliches geleistet.

Als das Lager im April 1945 geräumt wird, bleibt Orest Dwornikow bei den Kranken. Monate später kehrt er in die Ukraine zurück. Doch man misstraut ihm, er wird angefeindet, bekommt keine Arbeit. Zusammen mit anderen Buchenwald-Häftlingen schickt er eine Petition an den Generalsekretär der kommunistischen Partei der Ukraine. Ohne Ergebnis. Dann darf er wieder als Arzt bei einer Militäreinheit arbeiten. Doch die Freude währt nur kurz: Im Juli 1946 verhaftet ihn der sowjetische Geheimdienst, ein halbes Jahr später wird er zu zehn Jahren Lagerhaft verurteilt. Die absurde Begründung: bewaffneter Verrat des Vaterlandes. Bis 1956 ist er Zwangsarbeiter in einem sibirischen Lager. Erst weitere zehn Jahre später wird das Urteil aufgehoben. Orest Dwornikow wird ein hochangesehener Arzt im Krankenhaus von Cherson. Im Jahr 2005, fünf Jahre nach seinem Tod, lässt die Stadt eine Gedenktafel an seinem letzten Wohnhaus anbringen. Für den mutigen Widerstandskämpfer.


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