Öffnungszeiten Praktische Infos Was ist Wo? Apps Öffentliche Rundgänge Weitere Sprachangebote Barrieren vor Ort FAQ

Nina Andrejewskaja

Als „Ostarbeiterin“ verschleppt (3:19 Min.)

Erkennungsdienstliche Aufnahme von Nina Andrejewskaja
Nina Andrejewskaja (1928–2002) Foto auf Arbeitskarte für Zwangsarbeiter, 1943.

Transkription

Sprecher:in Am 14. April 1945 beginnt für Nina Andrejewskaja, ihre Mutter und über 1.300 andere Frauen und Männer der Todesmarsch Richtung Tschechoslowakei. Denn die Amerikaner nähern sich der kleinen Stadt Taucha bei Leipzig. Noch auf sächsischem Gebiet wagen Nina, ihre Mutter und drei andere Frauen eine riskante Flucht.

Nina Schalagina „Die älteren Häftlinge, die keine Kräfte mehr zum Gehen hatten, fielen vor Müdigkeit und Hunger nieder und blieben auf der Fahrbahn liegen. Auch ich war von Kräften gekommen, die Beine knickten ein, aber mutig stützten mich meine Begleiter, meine Mutter und drei Mädchen, die fest entschlossen waren, zu fliehen. Die dunkle Nacht ausnutzend ließ sich unsere ganze Reihe zeitlich versetzt in einen Graben gleiten und [wir] versteckten uns dann unter einer Brücke, wobei wir aus Angst vor Entdeckung zitterten. Und so standen wir, solange noch das Schlurfen der Holzpantoffeln der Häftlingskolonne zu hören war.“

Sprecher:in Nina und ihre Schwester leben mit der Mutter Walentina in Klinzy. Die Familie muss im September 1943 miterleben, wie die Deutschen die Stadt niederbrennen. Sie werden mit anderen zusammengetrieben. In Viehwaggons beginnt ihre Reise in den Westen. Nach vier Wochen erreicht der Transport Chemnitz. Man zwingt die fünfzehnjährige Nina und ihre Mutter zur Arbeit für die Deutsche Reichsbahn, die Schwester kommt mit den anderen Kindern des Transports in ein separates Lager.

Nach einem missglückten Fluchtversuch wird Nina von der Gestapo verhaftet, wochenlang verhört und brutal misshandelt. Das Konzentrationslager Ravensbrück, in das man sie Ende September 1944 bringt, ist und in dem sie ihre Mutter wiedertrifft, ist jedoch nur eine Zwischenstation. Im Oktober werden beide Frauen in das Außenkommando der HASAG in Taucha überstellt und zur Arbeit in der Granatenproduktion gezwungen.

Die hygienischen Bedingungen im Lager sind katastrophal und die Arbeit gefährlich. Der Tagesdurchschnitt der ambulanten Behandlungen liegt bei 177. Einen Waschraum für die 1.200 Insassinnen gibt es erst ab Dezember 1944. Viele Frauen erleiden in diesem strengen Winter Erfrierungen, es mangelt an Kleidung.

Immer öfter gibt es Fliegeralarm. Schließlich, irgendwann im April 1945, treibt die SS die Frauen und Männer im Lager zusammen und der Todesmarsch beginnt. Einige Tage später sind Nina und die anderen Frauen bereits geflohen und warten in der Dunkelheit darauf, dass sich die Kolonne entfernt.

Nina Schalagina „Dann verließen wir unsere Deckung und gingen in ein Moor, stürzten in eisiges Wasser, aber von hier aus war es der kürzeste Weg zum Wald – unserer Rettung. […] Ungeachtet der schweren Bedingungen war ich doch am Leben geblieben – das Mädchen, die Halbwüchsige – ohne Kindheit, ohne Sonne und Freude.“

Sprecher:in  Den Frauen um Nina und ihre Mutter gelingt die Flucht. Nun müssen sie nur noch Ninas Schwester wiederfinden, die bei Kriegsende wie durch ein Wunder noch immer in einem Lager in Chemnitz lebt. Doch die Ankunft in der Heimat ist nicht leicht – als ehemalige Zwangsarbeiterin fällt es Nina schwer, Arbeit zu finden. Das Leid und Schicksal der zahlreichen Zwangsarbeiter wird systematisch verschwiegen.


var _paq = window._paq = window._paq || []; /* tracker methods like "setCustomDimension" should be called before "trackPageView" */ _paq.push(['trackPageView']); _paq.push(['enableLinkTracking']); (function() { var u="https://matomo.buchenwald.de/"; _paq.push(['setTrackerUrl', u+'matomo.php']); _paq.push(['setSiteId', '1']); var d=document, g=d.createElement('script'), s=d.getElementsByTagName('script')[0]; g.async=true; g.src=u+'matomo.js'; s.parentNode.insertBefore(g,s); })();