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Marcel Paul

„Fondateurs du collectif français“ (3:48 Min.)

Portraitaufnahme von Marcel Paul
Marcel Paul (1900–1982) aus einem Fragebogen der Association Française Buchenwald Dora et Kommandos, nach 1945.

Transkription

Sprecher:in Zwei Männer sind für den französischen Widerstand in Buchenwald von entscheidender Bedeutung. Beide haben großen Anteil daran, dass im Lageruntergrund parteiübergreifende französische Gruppen entstehen. Aufgrund ihrer unterschiedlichen Herkunft und ihrer politischen Werdegänge verkörpern sie zugleich das breite Spektrum der Résistance: Der eine der beiden, Henri Manhès, hat einen bürgerlich-konservativen Hintergrund; der andere stammt dagegen aus ganz einfachen Verhältnissen und macht in der Arbeiterbewegung politische Karriere.

Marcel Paul ist ein Findelkind; als sein Geburtstag gilt der Tag, an dem er gefunden wird. Mit 13 Jahren muss er bereits arbeiten, mit 15 ist er in der sozialistischen Jugend aktiv, später wechselt er zur kommunistischen Partei Frankreichs. In den 1930er Jahren steigt er zum Spitzenfunktionär der Gewerkschaftsbewegung auf.

Als die Deutschen Frankreich besetzen, ist Paul Soldat, wird gefangengenommen, kann aber fliehen und sich der Résistance anschließen. Er führt eine militante kommunistische Widerstandsgruppe, die Anschläge gegen die deutschen Besatzer ausführt.

Nach Verrat wird er Ende 1941 von der französischen Polizei festgenommen und im Gefängnis gefoltert. Ein Selbstmordversuch, um der Folter zu entgehen und Verrat zu vermeiden, scheitert. Ein französisches Sondergericht verurteilt ihn zu vier Jahren Gefängnis; im Februar 1944 wird er den Deutschen übergeben – das bedeutet Deportation: zunächst nach Auschwitz, einen Monat später von dort nach Buchenwald.

Die deutschen Besatzungsbehörden verschleppen seit Mitte 1943 französische Gefangene massenhaft auf den Ettersberg, insgesamt sind es etwa 25.000; Anfang 1944 stellen sie die größte Häftlingsgruppe.

Als Marcel Paul im Mai 1944 im KZ Buchenwald eintrifft, sind im Lager fast sämtliche größeren und kleineren Gruppen der Résistance vertreten. Politische Gegensätze und unterschiedliche Auffassungen über Mittel und Wege des Widerstands bleiben auch im KZ bestehen.

Dennoch gelingt es Paul, zusammen mit Henri Manhès, der eher dem gaullistischen Flügel der Résistance angehört, eine Art Dachverband zu bilden. Das Comité des Intérêts Français unter dem Vorsitz von Manhès ist zunächst eine gegenseitige Hilfsorganisation.

Der prominente Kommunist Paul wird außerdem Mitglied im geheimen Internationalen Lagerkomitee; damit ist ein solider Kontakt zum Lagerwiderstand gewährleistet, in dem die deutschen Kommunisten den Ton angeben. Trotz seiner bedeutenden Stellung bleibt Paul während der gesamten Haftzeit im Kleinen Lager.

Der nächste Schritt ist die Gründung einer militärisch organisierten französischen Befreiungsbrigade; sie soll sich insgeheim auf den bewaffneten Kampf gegen die SS vorbereiten. An der Spitze dieser Brigade française d’action libératrice stehen ebenfalls Manhès und Paul.

Beide gehören zur Gruppe der ersten Franzosen, die wenige Tage nach der Befreiung nach Paris ausgeflogen werden. Marcel Paul übernimmt im Nachkriegsfrankreich Regierungsämter, führende Funktionen in der kommunistischen Partei und auch wieder in der Gewerkschaftsbewegung. Die Zusammenarbeit mit seinem vertrauten Haftkameraden endet damit keineswegs. Paul wird Industrieminister im ersten Kabinett unter de Gaulle, Henri Manhès sein Staatssekretär.

Gemeinsam gründen sie schon 1945 einen Verband ehemaliger KZ-Häftlinge und Widerstandskämpfer. Marcel Paul bleibt auf diesem Gebiet und in der politischen Arena bis ins hohe Alter aktiv.


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