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Hildegard Reinhardt (verheiratet Franz)

„Ich kam ohne Kind und ohne alles wieder …“ (3:45 Min.)

Portraitaufnahme von Hildegard Reinhardt
Hildegard Reinhardt (1921–2013), 1946.

Transkription

Sprecher:in Die 22jährige Hildegard Reinhardt wird im März 1943 mit ihrer Familie von Ravensburg ins KZ Auschwitz deportiert. Gemeinsam mit ihren drei Töchtern Natalie, Irmela und Anita, ihrer schwangeren Schwester und ihrem Neffen wird sie im so genannten „Zigeunerlager“ untergebracht. Dieser Lagerabschnitt ist Teil des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau. Die Versorgungslage ist katastrophal. Krankheiten breiten sich rasch aus, Hunger ist allgegenwärtig. Infolge dieser Zustände muss Hildegard miterleben, wie ihre Familie innerhalb kürzester Zeit diesen Bedingungen zum Opfer fällt:

Hildegard Franz „[Die Kinder] haben nichts zu essen gekriegt […]. [Sie] waren drei, [eine] über drei Jahre, [die] eine zwei [Jahre], [die] andere über einen Monat […]. Die Kleine, die habe ich noch gestillt. […] Aber wenn man selber nichts [zu Essen] hat, dann gibt’s auch [keine Milch] mehr. Innerhalb von zehn Tagen sind meine drei Kinder gestorben.“

Sprecher:in Ihr Ehemann muss Zwangsarbeit innerhalb des Lagers leisten. Ihr Neffe überlebt nur wenige Tage. Schwester Emilie bringt noch ein kleines Mädchen zur Welt, bevor auch sie im Krankenbau des Lagers stirbt. Hildegard versucht, ihre neugeborene Nichte notdürftig zu versorgen. Das Mädchen wird lediglich 10 Tage alt. Infolge der fatalen hygienischen Bedingungen erkrankt Hildegard Reinhardt an Flecktyphus und kommt für vier Wochen in den Krankenbau. Anschließend wird sie als „arbeitsfähig“ bewertet und muss im Lager arbeiten.

Nach einem Jahr im KZ Auschwitz überstellt man sie zur Zwangsarbeit in das KZ Ravensbrück. Dieses Schicksal teilen bis zum Sommer 1944 etwa 3.000 weitere Sinti und Roma des „Zigeunerlagers“. Zurück bleiben 3.000 Alte, Frauen und Kinder. Sie alle werden Anfang August in den Gaskammern ermordet.

Im Herbst wird Hildegard von Ravensbrück ins Buchenwalder Außenlager Schlieben verschleppt. Über ihre Arbeit in der Rüstungsindustrie berichtet sie:

Hildegard Franz „Wir haben dort die Panzerfaust hergestellt, und dann mussten wir die fertigen Panzerfäuste in die Eisenbahnwagen einladen. Es waren 350 oder 360 Kisten, die in einen Waggon passten. Das war alles schwerste Arbeit, die wir machen mussten. Tagsüber gab es für uns kein Essen, erst abends bekam man etwas zu essen und zu trinken.“

Sprecher:in Diese Arbeit muss sie für etwa einen Monat verrichten. Danach verlegt sie die SS in ein anderes Buchenwalder Außenlager nach Altenburg, in eine Munitionsfabrik. Als sich die alliierten Truppen nähern, räumt die SS das Lager und treibt die Frauen auf einen Fußmarsch in Richtung Böhmen und Mähren. Nach wenigen Tagen wird Hildegard Reinhardt von amerikanischen Soldaten befreit und kehrt nach Ravensburg zurück. Dort trifft sie ihre Eltern wieder:

Hildegard Franz „Meine Mutter hat so geweint. [Nur] zwei [ihrer drei] Töchter kamen [heim]. Ich kam alleine ohne, ohne Kind[er] und ohne alles wieder. […] Das hat ihr schon arg weh getan.“

Sprecher:in Erst nach der Befreiung erfährt sie vom Tod ihres Ehemannes. Hildegard Franz stellt mehrere Anträge auf Entschädigung. Für 25 Monate Haft erhält sie eine einmalige Zahlung von 3.750 Mark, für jedes ihrer in Auschwitz verstorbenen Kinder lediglich 150 Mark.


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