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Hermann da Fonseca-Wollheim

Haftgrund „Ausländerfreundlichkeit“ (3:54 Min.)

Portraiaufnahme von Hermann da Fonseca-Wollheim mit Sohn
Hermann da Fonseca-Wollheim (1893–1944) mit seinem Sohn Hermann, um 1938.

Transkription

Sprecher:in  Hamburg-Bahrenfeld, 27. August 1943: Wie jeden Tag drängen sich Patienten im Wartezimmer von Dr. Hermann da Fonseca-Wollheim. Seit Kriegsbeginn haben nur noch wenige Arztpraxen geöffnet. Der fünfzigjährige Familienvater ist viel beschäftigt. Seine Praxis läuft bestens, obwohl er wegen seines jüdischen Großvaters immer wieder Schikanen ausgesetzt ist. An diesem Tag warten die Patienten jedoch vergebens. Seine Ehefrau Käthe erinnert sich:

Käthe Fonseca-Wollheim  Am 27. August 43 wurde mein Mann in der Wohnung von der Gestapo ohne Angabe des Grundes festgenommen. Er wurde sofort nach dem „Kolafu“ gebracht.

Sprecher:in  Im so genannten Kolafu, dem berüchtigten Polizeigefängnis in Hamburg-Fuhlsbüttel, wird Hermann da Fonseca-Wollheim über Wochen immer wieder verhört. Doch was wirft man ihm vor?

Seit 1942 betreut er als Arzt auch einige Lager, in denen ukrainische Zwangsarbeiterinnen untergebracht sind, die für Hamburger Firmen arbeiten müssen. Zwischen ihnen und seinen deutschen Patienten macht er keinen Unterschied. Weil die Versorgung der Lager mit Medikamenten schlecht ist, greift er sogar auf eigene Bestände zurück, um den Frauen angemessen helfen zu können.

Käthe Fonseca-Wollheim  Zwischen den Patienten dieser Lager und meinem Mann bestand ein sehr gutes Verhältnis. […] Ein Schreiben von Insassen dieser weiblichen Arbeitslager, das an meinen Mann gerichtet war, ist die Ursache zu der Verhaftung gewesen. […] Dieses Schreiben war in russischer Sprache geschrieben und bezeugte dem Inhalt nach die Anhänglichkeit und Dankbarkeit der weiblichen Patienten dieser Lager.

Sprecher:in  Die Gestapo geht jedoch davon aus, dass sich Fonseca-Wollheim das Schreiben hat geben lassen, um eine Rückversicherung zu haben, falls Deutschland von sowjetischen Truppen besetzt werden sollte.

Dem kulturell interessierten Arzt wird zudem seine Begeisterung für Fremdsprachen zum Verhängnis. Nach dem Studium hat Hermann da Fonseca-Wollheim zunächst als Schiffsarzt die Welt bereist und für fünf Jahre als Arzt in Persien gearbeitet. Er spricht englisch, französisch, spanisch und persisch. Um sich mit den ukrainischen Zwangsarbeiterinnen verständigen zu können, lernt er auch ein wenig russisch.

Käthe Fonseca-Wollheim  Auch dieses legte man ihm zur Last und suchte den Verdacht, dass er staatsfeindliche Verbindungen mit Russland unterhielt, darauf zu stützen.

Sprecher:in  Obwohl keine Beweise vorliegen, hält die Gestapo Fonseca-Wollheim über Monate in Haft. Die Familie, die über viele Kontakte verfügt, lässt nichts unversucht. Hochrangige Bekannte setzen sich für ihn ein – ohne Erfolg.

Am 17. März 1944 wird Hermann da Fonseca-Wollheim nach Buchenwald überstellt. Wegen seines jüdischen Großvaters gilt er hier als „Mischling zweiten Grades“. Als Haftgrund vermerkt die SS in den Unterlagen „Ausländerfreundlichkeit“.

Seine Frau und die beiden Söhne wissen nicht, wohin man ihn gebracht hat. Erst Anfang April erhalten sie einen Brief aus Buchenwald. Es ist das letzte Lebenszeichen des Familienvaters.

Käthe Fonseca-Wollheim  Am 18. Mai erhielt ich dann die Nachricht, dass mein Mann an Ruhr und Herzschwäche […] verstorben sei. Nach der Kapitulation erhielt ich von einem KZ-Insassen aus Buchenwald Besuch, der mich über die näheren Umstände des Todes meines Mannes aufklärte. Unmenschliche Arbeitsmethoden und die schlechte Ernährung waren nach den Angaben dieses Mitinsassen die Ursache, die den Tod meines Mannes verursachten.


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