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Hermann Brill

„Dem deutschen Volke sagen, welche Maßnahmen notwendig sind.“ (4:06 Min.)

Portraitaufnahme von Hermann Brill
Hermann Brill (1895–1959), 1930.

Transkription

Manifest „Solange Faschismus und Militarismus in Deutschland nicht restlos vernichtet sind, wird es keine Ruhe und keinen Frieden bei uns und in der Welt geben. Unsere ersten Anstrengungen müssen darauf gerichtet sein, alle gesellschaftlichen Erscheinungen dieser blutigen Unterdrückung des Lebens für immer zu beseitigen.“

Sprecher:in Mit dieser Feststellung beginnt der Maßnahmenkatalog im „Manifest der demokratischen Sozialisten des ehemaligen Konzentrationslagers Buchenwald“. Es ist eines der frühen politischen Programme für eine neue demokratische Nachkriegsgesellschaft in Deutschland. Nur zwei Tage nach der Befreiung, am 13. April 1945, stellt der Sozialdemokrat Hermann Brill das Manifest unter dem Titel „Für Freiheit, Frieden, Sozialismus!“ bei einer Versammlung in der Buchenwalder Kinobaracke vor. Brill ist überzeugt, dass die Überlebenden der Lager, die im Widerstand gekämpft haben, in besonderer Weise dazu berufen sind, die Zukunft zu gestalten:

Manifest „Durch diesen Kampf ist es uns vergönnt gewesen, menschliche, moralische und geistige Erfahrungen zu sammeln, wie sie in normalen Lebensformen unmöglich sind. [...] [Wir] halten [...] uns deshalb für berechtigt und verpflichtet, dem deutschen Volke zu sagen, welche Maßnahmen notwendig sind, um Deutschland aus diesem geschichtlich beispiellosen Zusammenbruch zu retten.“

Sprecher:in Hermann Brill, promovierter Jurist, hat in der Weimarer Republik im öffentlichen Dienst gearbeitet und politisch Karriere gemacht: seit 1919 als Abgeordneter im Thüringer Landtag, 1932 als Mitglied des Reichstags. Die „Machtübernahme“ der Nazis beendet seine berufliche Laufbahn: Aus seinem letzten Amt als Mitglied des Thüringer Staatsgerichtshofes gejagt, geht Brill nach Berlin – und in den Widerstand. Er verfasst antifaschistische Schriften und Flugblätter. 1938 verhaftet ihn die Gestapo. Brill wird wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ zu zwölf Jahren Zuchthaus verurteilt und 1943 als „nichtbesserungsfähig“ aus dem Gefängnis nach Buchenwald verschleppt.

Hier bildet Brill das illegale Volksfrontkomitee, eine parteiübergreifende Untergrundorganisation, der Häftlinge aus dem sozialdemokratischen und kommunistischen Spektrum, aber auch aus christlichen Kreisen angehören. Aus den heimlich geführten Diskussionen des Komitees geht das Manifest hervor, das maßgeblich von Brill verfasst wird; es enthält konkrete Forderungen und Vorschläge für die Neugestaltung nach dem Ende der Nazi-Herrschaft: darunter eben die restlose Vernichtung nationalsozialistischer Einflüsse. Weitere Programmpunkte betreffen den demokratischen Aufbau einer Volksrepublik, sozialpolitische Reformen und die Abschaffung der kapitalistischen Wirtschaftsordnung, die für den Aufstieg des Faschismus verantwortlich sei. Der Text enthält zudem Bekenntnisse zu Frieden und Humanität, zu einem neuen Geist in Bildung und Kultur, aber auch zu einer notwendigen Wiedergutmachung und zu „einem europäischen Gesamtbewusstsein“.

Nach der Befreiung gestaltet Hermann Brill diese Pläne aktiv: unter amerikanischer Besatzung zunächst als Berater, dann als Regierungspräsident der Provinz Thüringen. Als die Besatzungsmacht im Juli 1945 wechselt, wird er aus dem Amt entlassen. In der nun sowjetischen Besatzungszone gibt es für Brills politische Vorstellungen keine Zukunft. Ende 1945 geht er nach Hessen und wird dort Chef der Staatskanzlei. Brill arbeitet am Entwurf des westdeutschen Grundgesetzes mit und ist Abgeordneter im ersten Bundestag. Bis zu seinem Tod lehrt Hermann Brill zudem an verschiedenen Hochschulen.


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