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Henri Manhès

„Fondateurs du collectif français“ (4:04 Min.)

Portraitaufnahme von Henri Manhès
Henri Manhès (1889–1959) während des 9. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Buchenwald, 11.4.1954. Foto: Zentralbild.

Transkription

Sprecher:in Zwei Männer sind für den französischen Widerstand in Buchenwald von entscheidender Bedeutung. Beide haben großen Anteil daran, dass im Lageruntergrund vereinte, parteiübergreifende französische Gruppen entstehen. Aufgrund ihrer unterschiedlichen Herkunft und ihren politischen Werdegängen verkörpern sie zugleich das breite Spektrum der Résistance: Der eine der beiden, Marcel Paul, boxt sich vom Findelkind zum kommunistischen Gewerkschaftsboss hoch. Der andere stammt aus bürgerlich-konservativem Milieu.

Henri Manhès, Soldat im Ersten Weltkrieg, ist Mitglied in einem rechtsnationalen Veteranenverband. Eine steile Karriere bringt ihn in die Chefetagen großer Pariser Verlagshäuser. Doch 1933 steigt er aus; auch seine politischen Einstellungen scheinen sich Mitte der 1930er Jahre zu ändern.

Als Journalist berichtet er 1936 über den Ausbruch des Bürgerkriegs in Spanien, ergreift zunehmend Partei für die republikanischen Kräfte.

Zeitweilig bekleidet er einen Posten im – sozialistisch geführten – französischen Luftfahrtministerium. Anschließend geht er zurück zum Militär, 1940 ist er Major einer Luftwaffenbasis in Südfrankreich.

Gleich nach dem Waffenstillstand 1940 gründet er eine Widerstandsgruppe. Im Frühjahr 1941 tritt er der von Charles de Gaulle im Londoner Exil geschaffenen Befreiungsarmee bei, in der er bald zum Colonel ernannt wird.

In der Résistance arbeitet Manhès, alias Colonel Frédéric, eng mit Jean Moulin zusammen, den er aus seiner Zeit im Ministerium kennt. Moulin betreibt maßgeblich die Vereinigung der zersplitterten französischen Widerstandsgruppen; 1943 bildet er im Auftrag de Gaulles den Nationalrat der Résistance und wird dessen erster Präsident.

Manhès unterstützt die Einigungsbestrebungen von Beginn an, zunächst im unbesetzten Süden, ab 1942 als Stellvertreter Moulins im Norden Frankreichs.

Im März 1943, kurz nach einer Reise zu de Gaulle in London, wird Manhès jedoch von einer Spezialeinheit verhaftet, im Gefängnis Fresnes gefoltert, zum Tode verurteilt und im Januar 1944 nach Buchenwald deportiert.

Bereits seit Mitte 1943 verschleppen die Deutschen immer mehr Franzosen nach Buchenwald – insgesamt sind es 25.000; Anfang 1944 stellen sie die größte Häftlingsgruppe. Doch es gibt nicht die Franzosen in Buchenwald: Nicht alle Inhaftierten kommen aus der Résistance, und nicht alle Widerstandskämpfer ziehen an einem Strang; politische Gegensätze und unterschiedliche Auffassungen machen am Lagerzaun nicht Halt.

Zusammen mit dem Kommunisten Marcel Paul gelingt es Manhès offenbar, solche Gegensätze zu überbrücken und die bürgerlichen und sozialistischen Kräfte im Verborgenen zu bündeln.

Nach dem Vorbild anderer nationaler Gruppen gründet sich zunächst eine geheime Hilfsorganisation für französische Staatsangehörige, das Comité des Intérêts Français; Manhès übernimmt den Vorsitz.

Bald folgt der nächste Schritt: eine militärisch organisierte französische Befreiungsbrigade, die sich auf den bewaffneten Kampf gegen die SS vorbereiten soll, wird aufgebaut. Leiter dieser Brigade française d’action libératrice werden Manhès und Paul.

Zurück in Frankreich, setzt Manhès die Zusammenarbeit mit Marcel Paul fort: Als Paul in der ersten Nachkriegsregierung unter de Gaulle Industrieminister wird, ernennt er Manhès zum Staatssekretär. Noch 1945 gründen die beiden einen nationalen Verband ehemaliger Häftlinge. Manhès engagiert sich bis zu seinem Tod in nationalen und internationalen Vereinigungen ehemaliger Deportierter und politischer Gefangener.


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