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Günter Pappenheim

Die Marseillaise eine „staatsfeindliche Einstellung“ (3:31 Min.)

Portraitaufnahme von Günter Pappenheim
Günter Pappenheim (1925–2021), 2019. Foto: Thomas Müller.

Transkription

Sprecher:in Opposition und Widerstand sind für Günter Pappenheim nichts Unbekanntes: Sein Vater Ludwig Pappenheim stammt aus einer jüdischen Kaufmannsfamilie und ist ein aktiver Sozialdemokrat, der sich früh gegen die Nationalsozialisten engagiert. Bereits 1933 – Günther ist sieben Jahre alt – wird sein Vater inhaftiert. Ein halbes Jahr später ermordet man ihn im KZ Neusustrum – einem der Emslandlager. Für die Familie verschärfen sich die Verhältnisse. Frieda Pappenheim muss ihre vier Kinder allein versorgen – wirtschaftlich schwere Zeiten brechen an, die Nationalsozialisten verweigern ihr die Witwenrente. Permanent wird die Familie weiter schikaniert, es kommt zu Hausdurchsuchungen, die Fensterscheiben werden mehrmals eingeworfen. Seitens der Behörden gibt es keine Bemühungen, die Täter zu ermitteln.

Die vier Kinder sind Außenseiter. Angestoßen durch die Biografie seiner Eltern identifiziert sich auch Günther Pappenheim mit der Sozialdemokratie und ihren Werten. Die Pappenheim-Kinder weigern sich, den „Hitlergruß“ zu zeigen oder in der Schule lobende Aufsätze über „den Führer“ zu schreiben. Sie werden auch nicht Mitglied in der Hitler-Jugend. Für sie ist dies auch ein Weg, den ermordeten Vater in Ehren zu halten.

Nach der Schule beginnt Günter Pappenheim 1940 eine Ausbildung zum Schlosser und arbeitet im Werk „Gebrüder Heller“ in Schmalkalden. Auch hier hat er wenig Kontakt zu den anderen Mitarbeitern, die seine politischen Überzeugungen nicht teilen – abgesehen von einigen französischen Zwangsarbeitern. Günther Pappenheim versteht sich gut mit ihnen, sie verbringen häufig die Pausen zusammen. Am 14. Juli (19)43 bitten sie ihn, die Marseillaise, die französische Nationalhymne zu spielen, denn es ist ihr Nationalfeiertag. Der 17jährige Günter Pappenheim spielt sie auf seinem Akkordeon.

[Einspielung der Marseillaise]

Er kennt die Melodie, denn es gibt auch eine deutsche Version des Liedes: Die Arbeiter-Marseillaise. Im Text heißt es: „Wohlan, wer Recht und Wahrheit achtet / zu unsrer Fahne steh allzuhauf!“ Werte, die konträr zu denen der Nationalsozialisten stehen.

Auch deutsche Werksmitarbeiter haben Günther Pappenheims Spiel gehört und denunzieren ihn: Noch am selben Tag wird er verhaftet und in das Gefängnis im nahegelegenen Suhl gebracht. Hier wird er von den Beamten misshandelt. Im Oktober bringt man ihn nach Buchenwald – wegen „staatsfeindlicher Einstellungen“. Hier wird er als „politischer Häftling“ und so genannter „Mischling 1. Grades“ inhaftiert.

Er bekommt Unterstützung von politischen Häftlingen, die seinen Vater kannten und ihn deshalb unter ihre Fittiche nehmen. Günther Pappenheim überlebt Buchenwald und geht nach seiner Befreiung zurück nach Schmalkalden. 1946 tritt er in die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands ein und arbeitet fortan in verschiedenen Parteipositionen. Sein Akkordeon wird heute in der Sammlung der Gedenkstätte Buchenwald aufbewahrt.


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