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Franz Ehrlich

Ein Bauhaus-Schüler (4:21 Min.)

Portraitaufnahme von Franz Ehrlich
Franz Ehrlich (1907–1984), um 1932.

Transkription

Franz Ehrlich „Ich hätte den Nachmittag nicht überstanden und wäre bestimmt im Steinbruch an der Lore abgeschossen worden. (…) Am Montag wechselte ich eigenmächtig das Kommando und schloss mich dem sogenannten Werkstättenaufbaukommando an. Der Kapo, der mich stillschweigend im Kommando ließ, war ein Chemnitzer Genosse, der mit andern Genossen aus dem Lager Sachsenburg und Lichtenburg kam.“

Sprecher:in  Wer ist dieser Mann, der mit dem Mut der Verzweiflung eigenmächtig  im September 1937  vom Steinbruch an das Zeichenbrett des Baukommandos wechselt? Der selbstbewusst und von sich überzeugt ist, dort zu bestehen. Geboren 1907 in einem Hinterhaus im Leipziger Osten, entwickelt der Arbeiterjunge Franz frühzeitig technische und künstlerische Interessen. Er beginnt eine Lehre als Maschinenschlosser. Am Bahnhof in Leipzig fällt dem jungen Mann ein Plakat ins Auge. Zu Fuß macht sich der 16jährige auf den Weg nach Weimar. Der Besuch der Bauhaus-Ausstellung lässt ihn einen Entschluss fassen.

Franz Ehrlich „Nicht Architekt, Formgestalter oder Künstler wollte ich werden, sondern Bauhäusler.“

Sprecher:in  Vier Jahre später beginnt das Studium bei Walter Gropius am Bauhaus in Dessau. Seine Herkunft und die Orientierung auf die Moderne prägen auch den politischen Menschen Ehrlich. Mit einer größeren Gruppe anderer Bauhausschüler tritt er dem Kommunistischen Jugendverband, wenig später der KPD bei. Frühzeitig steht Franz Ehrlich im Widerstand gegen den Nationalsozialismus.

Franz Ehrlich „Mein Atelier in der Felixstraße in Leipzig war seit 1933 ein Zentrum in dieser Arbeit. Ein umfangreiches Zeitschriften-, Flugblätter- und Druckmaterial ist bei mir hergestellt worden.“

Sprecher:in Mit der Verhaftung durch die Gestapo 1934 endet seine kurze berufliche Karriere. Elisabeth Haak kann ihrem Verlobten Malutensilien in die Untersuchungshaft bringen. Zahlreiche Aquarelle entstehen. Als die Zuchthausstrafe endet, verhaftet die Gestapo Franz Ehrlich noch im Gefängnis. Er wird „Schutzhäftling 2318“ im sechs Wochen zuvor gegründeten Konzentrationslager Buchenwald. Wie alle Neuankommenden muss er im Steinbruch schuften. Schnell verbrauchen sich die Kräfte. Das Zeichenbrett in der Tischlerei ist die Rettung. Kommunistische Mithäftlinge schützen ihn, bis er offiziell dem Kommando zugeteilt wird. Der unfähige Leiter des SS-Baubüros erkennt Ehrlichs gestalterische Fähigkeiten und   holt ihn in sein Kommando.

Anfang 1938 beginnen die Schmiedearbeiten für das Lagertor. Die SS will auf der Lagergrenze  Worte sehen, die den Ausschluss der Häftlinge aus der Volksgemeinschaft auf den Punkt bringen. Auf Befehl des SS-Bauleiters Riedl muss der Häftling mit der Nummer 2318 die Inschrift „Jedem das Seine“ entwerfen. Sie soll -  im Lagertor nach innen lesbar angebracht -  das Recht der SS auf brutale Aussonderung und Ermordung demonstrieren.

Der Bauhausschüler gestaltet die Buchstaben in Anlehnung an seine Lehrer Herbert Bayer und Joost Schmidt. Der bewusste Rückgriff auf gerade diese Typografie wendet sich entschieden gegen die nationalsozialistische Weltanschauung. Es ist eine stille Gegenwehr. Die SS-Lagerführung erkennt sie nicht.

Franz Ehrlich „Das Tor war so zur Zufriedenheit der SS ausgefallen, dass wir das Tor für Sachsenhausen ebenfalls entwerfen und ausführen durften.“

Sprecher:in  Nach der Entlassung aus Buchenwald im Oktober 1939 erhält  Franz Ehrlich eine Arbeitsverpflichtung als Angestellter der SS-Bauleitung Buchenwald. Die Wehrmacht beruft ihn gemeinsam mit anderen entlassenen KZ-Häftlingen 1943 in die als Bewährungseinheit bezeichnete Strafdivision 999 ein. In Griechenland erlebt er das Kriegsende und kehrt 1946 nach Deutschland zurück.


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