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Dietrich Bonhoeffer

„Von guten Mächten wunderbar geborgen …“ (4:04 Min.)

Privataufnahme von Dietrich Bonhoeffer
Dietrich Bonhoeffer (1906–1945) in London, März 1939. Foto: Rotraut Forberg.

Transkription

Sprecher:in 
„Von guten Mächten wunderbar geborgen
erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist mit uns am Abend und am Morgen
und ganz gewiss an jedem neuen Tag.“

Seine bekanntesten Verse schreibt der evangelische Theologe Dietrich Bonhoeffer Ende 1944 in einer Zelle; er sitzt inzwischen im berüchtigten Hausgefängnis der Berliner Gestapozentrale. Damit hat sich seine Situation nach 20 Monaten Haft deutlich verschlechtert. Das Gedicht soll seiner Familie trotz allem Zuversicht vermitteln; es ist im letzten Brief enthalten, der sie erreicht.

Dietrich Bonhoeffer wächst in einer Villa in Berlin-Grunewald auf – behütet, gefördert, hochbegabt: mit 17 Jahren Abitur, mit 21 Doktor, mit 24 habilitiert, anschließend ein Studienjahr in New York – eine glänzende akademische Karriere scheint vorgezeichnet.

Doch dann kommt Hitler an die Macht. Bonhoeffer gilt bereits 1933 als entschiedener NS-Gegner. Dennoch kehrt er 1935 von einer Pfarrstelle im sicheren London und auch 1939 nach einem USA-Aufenthalt nach Deutschland zurück.

Er versucht, innerkirchlich Widerstand zu leisten, ist einer der führenden Köpfe der Bekennenden Kirche, die sich der politischen Gleichschaltung durch die Nazis entzieht. Doch die von Bonhoeffer geleitete Pfarrerausbildung der Kirchenopposition wird verboten, heimliche Predigerseminare von der Gestapo unterbunden. Bonhoeffer selbst wird ab 1936 mit immer weiteren Verboten überzogen: Lehrverbot an Hochschulen, Redeverbot, Druck- und Veröffentlichungsverbot.

Doch es gibt andere Möglichkeiten, sich gegen das NS-Regime einzusetzen. Seit etwa 1938 ist Bonhoeffer in Staatsstreichpläne der Widerstandsgruppe seines Schwagers Hans von Dohnanyi eingeweiht. Ihm folgt er in den Dienst der militärischen Spionageabwehr – auch um der Einberufung zur Wehrmacht zu entgehen. Ab Oktober 1940 ist Bonhoeffer als Doppelagent in Europa unterwegs, reist mitten im Krieg nach Norwegen und Schweden, in die Schweiz und in den Vatikan und nutzt seine internationalen kirchlichen Kontakte; es gilt, die Alliierten über Putschpläne zu informieren und Chancen für einen Waffenstillstand nach Hitlers Tod auszuloten. Bonhoeffer ist der einzige evangelische Pfarrer, der die Ermordung Hitlers befürwortet und mit vorbereitet.

Attentatsversuche misslingen jedoch. Die Gestapo kommt der Gruppe allmählich auf die Spur und verhaftet Bonhoeffer Anfang April 1943 wegen konspirativer Tätigkeit gegen den NS-Staat. Anfangs scheint er allerdings nicht ernstlich gefährdet; es dauert, bis die Gestapo das tatsächliche Ausmaß seiner Beteiligung am Widerstand erkennt: Am 20. Juli 1944 scheitert das Attentat Stauffenbergs; erst im Zuge der folgenden Ermittlungen tauchen Unterlagen auf, die Bonhoeffer belasten.

Aus der Wehrmachtshaftanstalt Berlin-Tegel kommt er ins Gestapo-Hausgefängnis, dann, als sich die Rote Armee nähert, schafft man ihn Anfang Februar 1945 nach Buchenwald. Hier ist er zusammen mit anderen Widerständlern für zwei Monate im Arrestkeller einer SS-Kaserne inhaftiert bevor sie auch von hier Anfang April 1945 „evakuiert“ werden. Noch in der Nacht seiner Ankunft im KZ Flossenbürg verurteilt ein Standgericht Dietrich Bonhoeffer zum Tode; anschließend wird er erhängt.

Bonhoeffer ist einer der wenigen bedeutenden Theologen, die sich offen gegen die Nationalsozialisten und ihre Politik stellen und die kirchliche Komplizenschaft mit dem Nationalsozialismus verurteilen.

Erst 1996 hebt das Landgericht Berlin das Todesurteil vom 8. April 1945 auf und rehabilitiert Bonhoeffer.


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