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Anna Peczenik

Krankenschwester in den Internationalen Brigaden (3:32 Min.)

Portraitaufnahme von Anna Peczenik
Anna Peczenik (1911–1944), um 1935.

Transkription

Sprecher:in „Was ist mit Annie Gadoll geschehen?“, fragt die österreichische Schriftstellerin Hilde Spiel in ihrem Tagebuch im Februar 1946. Zu diesem Zeitpunkt ist Anna Gadoll – inzwischen verheiratete Peczenik – seit mindestens einem Jahr tot. Ermordet im KZ Buchenwald, genauer Zeitpunkt unbekannt, irgendwann im Dezember 44.

Hilde Spiel ist als junge Frau in Wien mit Anna Peczenik befreundet gewesen. Zwischen ihrem letzten Treffen und dieser Frage liegen ein bewegtes Leben und ein viel zu früher Tod.

Anna Peczenik wächst in einer jüdischen Familie auf. Mit 20 heiratet sie den Schriftsteller Hermann Peczenik. In den folgenden Jahren tritt sie in die Kommunistische Partei Österreichs ein und bekommt eine Tochter. 1934 wird sie verhaftet und zu sechs Wochen Arrest verurteilt – wegen „politischer Betätigung“. Man entzieht ihr die Aufenthaltsgenehmigung für Österreich, schließlich geht sie nach Prag. Die tschechische Autorin Lenka Reinerová gehört hier zum selben Freundeskreis: Man trifft sich samstagsabends in der Wohnung eines befreundeten Ehepaares, isst, trinkt und diskutiert, es wird Klavier gespielt und getanzt im engen Wohnzimmer. Lenka Reinerová erinnert sich:

Lenka Reinerová »Als wir einmal an der Scheide zwischen Nacht und Tag endlich aufbrachen und uns im klirrenden Frost vor dem Haus schnell gegenseitig verabschieden wollten, bemerkte die Anni: ›Nächste Woche müßt ihr mir alle den Daumen halten. Da werde ich schon unterwegs nach Frankreich sein. Ihr wißt doch, daß ich Krankenschwester bin. Bei den Interbrigaden in Spanien gibt es fast keine gelernten Schwestern.‹«

Sprecher:in Im April 1937 reist sie über Paris nach Spanien. Während des Spanischen Bürgerkriegs arbeitet sie in verschiedenen Krankenhäusern und versorgt verletzte Mitglieder der Internationalen Brigaden. Nach der Niederlage der Volksfrontregierung geht sie zurück nach Frankreich und unterstützt dort kommunistische Widerstandsgruppen in der Résistance. Zwischen Paris und Österreich führt sie – getarnt als französische Fremdarbeiterin – Kurierdienste aus. 1944 wird sie zusammen mit einer Gruppe Mitstreiterinnen verhaftet und in das KZ Ravensbrück gebracht. Von dort schickt man sie nach Magdeburg-Polte, einem Buchenwalder Frauen-Außenlager. Hier zwingt man die Häftlinge zur Arbeit in der Rüstungsindustrie. Viele der Frauen müssen ungeschützt mit giftigen Chemikalien hantieren. Cilli Muchitsch war hier ebenfalls in Haft. Sie erzählt:

Cilli Muchitsch »…die Anni Petschenig...eine ganz fantastische Frau ist das gewesen…In Magdeburg, im Lager, sind wir auf der Pritsche gesessen, am Abend, und sie hat uns gesagt: ‚Madln, ziehts euch ordentlich an! Versuchts euch herzurichten, damit ihr net so gedrückt seid. Das deprimiert ja die andern, wenn eine so elend daherkommt.’ – Sogar die Kittel haben wir uns gekürzt, stell dir das vor! Völlig wahllos hast ja Fetzen gekriegt, die dir überhaupt nicht gepasst haben. Und die Anni hat immer gesagt zu uns: ‚Laßts euch ja net moralisch unterkriegn! Ihr werdets sehen, es wird alles gut gehn, der Krieg wird bald aus sein. Durchhalten!ʼ Im Spätherbst 44 ist das gewesen. Eines Tages hat man sie geholt, unsere Anni. Fürchterlich war das für uns. Wie die Aufseherin zurückgekommen ist und ihr Gewand gebracht hat, haben wir gewusst, es ist aus mit der Anni. «

Sprecher:in Anna Pecenik wird im Dezember 1944 in Buchenwald ermordet. Die genauen Umstände sind bis heute ungeklärt.


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