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Aleksandra Pawlowna Lawrik

„… sonst nehmen sie entweder das Kind oder jemand von meinen Eltern.“ (4:02 Min.)

Portraitaufnahme von Aleksandra Pawlowna Lawrik mit einem Baby auf ihrem Schoß
Aleksandra Pawlowna Lawrik (1918–2009) mit ihrem Sohn Anatolij, 1936.

Transkription

Sprecher:in Alexandra ist 24 Jahre alt, als sie im Sommer 1943 von der Gestapo verhaftet wird. Man bringt sie zusammen mit anderen politischen Häftlingen nach Buchenwald.

Familie Lawrik ist arm. Schon vor der großen Hungersnot, die in der Ukraine Anfang der 1930er Jahre zehntausende Menschenleben fordert, verhungert ihr 6 Monate alter Bruder. Aleksandra wird Mitglied der Kommunistischen Partei, heiratet früh und bekommt mit 17 Jahren ihr erstes Kind. Über ihre Verhaftung 1943 sagt sie später:

Aleksandra Pawlowna Lawrik „Ein alter Genosse, der bei der Gestapo arbeitete, hat mich gesehen und sagte mir, dass ich heute Nacht verhaftet würde. Ich solle mich nicht verstecken, sonst nehmen sie entweder das Kind oder jemand von meinen Eltern. Deswegen bin ich geblieben.“

Sprecher:in Wenige Tage nach der Ankunft in Buchenwald bringt man sie nach Ravensbrück. Die Situation ähnelt einem Sklavenmarkt. Die Frauen werden abgetastet und untersucht, um zu sehen, ob sie für die körperlich harte Arbeit geeignet sind. Ein Betriebsleiterwählt Aleksandra als Arbeiterin für die I.G. Farbenindustrie Wolfen aus. In ihrer Abteilung weichen die Frauen Cellulose in Natronlauge ein. Aleksandras Aufgabe ist die Weiterverarbeitung der Zellwolle. Doch die Arbeit ist sehr gefährlich. Die aggressiven Dämpfe verätzen ihr und vielen anderen Frauen die Lunge. Nach dem Krieg muss einer ihrer Lungenflügel entfernt werden. Die Aufseherinnen im Außenlager Wolfen sind äußerst brutal, schlagen die Frauen und Mädchen schon wegen Kleinigkeiten. Nach einer solchen Attacke kann Aleksandra zwei Tage lang nicht arbeiten:

Aleksandra Pawlowna Lawrik „Wir sollten, nachdem unsere Schicht zu Ende war, den Arbeitsplatz sauber verlassen. Das haben wir nicht geschafft. […] Wir gingen nach Hause, ohne dass uns jemand etwas gesagt hatte. Am nächsten Tag kommen wir und ich wurde geschlagen. Richtig zusammengeschlagen. Ich fiel auf den Fußboden, wurde mit Füßen getreten. Die Mädchen haben mir dann geholfen, denn alleine hätte ich es nicht nach Hause geschafft.“

Sprecher:in Aleksandra bekommt von Frauen aus anderen Abteilungen kleine Stofffetzen und fängt an, zu sticken, um dem schrecklichen Alltag zu entfliehen. Irgendwann beginnt sie, alltägliche Szenen aus dem Lager zu malen. Doch eines Tages wird ihr Skizzenbuch entdeckt:

Aleksandra Pawlowna Lawrik „Als wir wieder im Lager waren, wurde ich aufgerufen und sollte zum Tor kommen. Da kam dieser neue Chef und sagte mir, dass ich jetzt Essen gehen soll und dann in den Bunker […]. Aber er war ein gütiger Mensch. Ich muss ihm eigentlich danken. Er hat mich bis zum Bunker begleitet und gesagt: ‚Deine Fähigkeit, dein Talent wirst du für immer behalten. Wenn du wieder zu Hause bist, kannst du weiter malen; aber hier nicht.‘ “

Sprecher:in Als das Lager im April 1945 evakuiert wird, gelingt Aleksandra die Flucht. Sie schafft es, sich alleine bis nach Hause durchzuschlagen. Dort sieht sie die Mutter und ihren kleinen Sohn wieder:

Aleksandra Pawlowna Lawrik „Nachdem etwas Ruhe eingekehrt war, dachte ich, jetzt wecke ich meinen Sohn. […] Er hat mich angesehen und gesagt „Mama“. Er hat sich aufgerichtet und sich neben mich gesetzt. Drei Stunden bekam er kein Wort heraus. Es wurde schon hell draußen, aber er sagte immer noch kein Wort. Dann sagte er […]: „ich habe immer gesagt, dass die Mama kommt.“

Sprecher:in Doch die Rückkehr ins Leben ist nicht leicht. Aleksandra gilt als Verräterin der Heimat, wird aus der Kommunistischen Partei ausgeschlossen und vom KGB befragt. Nach erneuter Haft findet sie erst im Jahr 1954 eine Anstellung.


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