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Aleksandr Makejew

Vom Rotarmisten zum „Arbeitsrussen“ (4:11 Min.)

Privataufnahme von Aleksandr Makejew. Links neben ihm steht ein weiterer junger Mann.
Aleksandr Makejew (1919–1942) (links) mit einem Freund, 1937.

Transkription

Aleksandr Makejew Jetzt [bin] ich nur 2-3 km von der deutschen Grenze. […] Hierher wurde ich für einen Monat […] abkommandiert. Es vergeht kein Tag, ohne dass etwas geschieht. […] Bleibt am Leben und Gesund. Euer Sohn.

Sprecher:in Als Aleksandr Makejew Anfang Juni 1941 diese Zeilen schreibt, ist er bei den Grenztruppen der Roten Armee stationiert. In der Nähe von Grodno – im heutigen Weißrussland - , mehr als 1.600 Kilometer von Zuhause.

Es ist der letzte von vielen Briefen, den die Familie erhält. Als die Deutschen rund zwei Wochen später die Sowjetunion überfallen, wird auch Makejews  Einheit überrannt. Tausende Soldaten gehen in deutsche Gefangenschaft.

Aleksandr Makejew wird 1919 in dem russischen Dorf Obwal geboren. Er wächst mit fünf Geschwistern auf. Auf der Suche nach Arbeit zieht die Familie häufig um. Aleksandr ist vielseitig interessiert und hat unterschiedliche Talente: Briefe schreibt er oft in Gedichtform, er zeichnet gerne und spielt mehrere Instrumente. Im Frühsommer 1937 beginnt er eine Ausbildung zum Grundschullehrer – für ihn eine Perspektive auf eine sichere Zukunft

Neue Lehrer werden in diesen Jahren in der Sowjetunion dringend gebraucht. Schon wenige Wochen nach Beginn der Ausbildung wird Aleksandr Makeev in einer Schule weitab von Familie und Heimat eingesetzt. Er unterrichtet in zwei Schichten, bald an zwei Schulen gleichzeitig.

Aleksandr Makejew Ich wohne in der Einöde, keine Bekannten, keine einzige Seele. [Man] hat uns vorzeitig zur Arbeit delegiert. Jetzt […] unterrichte ich gleichzeitig 1. und 3. Klassen.

Sprecher:in Trotz der Arbeit und der Einsamkeit bleibt er ehrgeizig. Im Fernstudium arbeitet er weiter an seinem Lehrerdiplom, das er Ende 1939 mit guten Noten erhält. Auch privat ist er nun glücklich: Er hat sich in Klava, eine Kollegin, verliebt. Sie heiraten, planen die gemeinsame Zukunft. Zuvor muss er jedoch zur Armee. Viele Briefe – oft eine Mischung aus Melancholie und Hoffnung – sind der einzige Kontakt zur Familie.

Aleksandr Makejew Die letzte Zeit vor der Armee wurde mein Leben eigentlich in allen Beziehungen besser als sonst, aber es währte nicht lange. Insgesamt trauere ich der Vergangenheit nicht nach, sondern hoffe auf die Zukunft. Es kann sein, dass ich in einem Jahr, so etwa im Oktober/November 1941, falls natürlich alles ruhig sein wird, von der Armee zurückkomme.

Sprecher:in Acht Monate nach diesen Zielen gerät Makeev in deutsche Gefangenschaft. Die Bedingungen in den Kriegsgefangenenlagern sind verheerend, unzählige Rotarmisten sterben. Gleichzeitig fordert die SS immer mehr Arbeitskräfte. Als sie von der Wehrmacht sowjetische Kriegsgefangene verlangt, willigt diese bedenkenlos ein. Im Herbst 1941 kommen 2.000 Gefangene als sogenannte „Arbeitsrussen“ nach Buchenwald. Die dortigen Häftlinge sind vom Anblick der eintreffenden sowjetischen Kriegsgefangenen schockiert.

Ein Buchenwald-Häftling Die Gefangenen waren zu Skeletten abgemagert, ihre Kleider waren zerrissen, der lange Bart machte die eingefallenen Gesichter noch hagerer, Schuhe und Stiefel waren zerfetzt und ein Teil von ihnen hatte nur Lumpen um die Füße gewickelt.

Sprecher:in In Buchenwald werden die Kriegsgefangenen isoliert von den übrigen Häftlingen in sechs Baracken gepfercht. Doch entgegen ihrer Pläne hat die SS hat weder Arbeit für sie noch Interesse an ihrem weiteren Schicksal. Sie überlässt die Männer sich selbst. Häftlinge organisieren Hilfe. Für viele können sie dennoch nichts tun: Innerhalb eines Jahres stirbt jeder Dritte der Kriegsgefangenen an Krankheiten, Zwangsarbeit und Hunger.

Makejew ist bereits im Januar 1942 tot. Laut den Akten der Lagerverwaltung stirbt er an einer Lungenentzündung. Erst 1980, nach Jahrzehnten der Ungewissheit, erfährt Ira, seine Schwester, wo und wie Aleksandr starb.


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