
Am 22. Juni 1941 überfiel das Deutsche Reich die Sowjetunion. Bis Kriegsende nahm die Wehrmacht etwa 5,7 Millionen Angehörige der Roten Armee gefangen. Ihre Behandlung war verbrecherisch. Dabei spielten antibolschewistische und rassistische Einstellungen ebenso eine Rolle wie militärische und wirtschaftliche Interessen des NS-Regimes. Mehr als drei Millionen sowjetische Kriegsgefangene kamen ums Leben. Eine Vielzahl von ihnen wurde erschossen. Die meisten starben aufgrund einer völlig unzureichenden Versorgung an Hunger und Krankheiten, vor allem bis zum Frühjahr 1942.
In der Sowjetunion waren die Überlebenden mit dem Misstrauen der Behörden konfrontiert. Sie standen unter den Generalverdacht des Verrats und wurden jahrzehntelang gesellschaftlich benachteiligt. Obwohl sie damit eine der größten Opfergruppen deutscher Massenverbrechen sind, wird bis heute kaum an sie erinnert. Diese Wanderausstellung möchte einem breiten Publikum die Geschichte der sowjetischen Kriegsgefangenen nahebringen.
"Beim Thema sowjetische Kriegsgefangene ist unser Blick oft auf das Deutsche Reich bzw. die dortigen Lager gerichtet. Es ist weitgehend unbekannt, dass zwei Drittel der Gefangenen in den besetzten sowjetischen Gebieten starben. Die Ausstellung macht so auch auf eine bisher eher unbekannte Region des Massensterbens aufmerksam. "
Dr. Babette Quinkert, Projektleiterin und Kuratorin
In neun Kapiteln gibt die Ausstellung einen thematischen Überblick, eine große Europakarte zeigt die Dimensionen dieses Verbrechens. Zwölf Biografien stellen individuelle Schicksale vor. Zwei Medienstationen ergänzen die Erzählung: sie ermöglichen Recherchen zu Gedenkorten und regen eine quellenkritische Auseinandersetzung mit Fotografien und zentralen Dokumenten an.
Zur Eröffnung am Samstag, 13. September 2025 um 11 Uhr, im Boris-Romantschenko-Saal, Museum Zwangsarbeit, Jorge-Semprún-Platz 2, 99423 Weimar, laden wir herzlich ein.
Es werden sprechen:
Dr. Daniel Logemann, Leiter des Museums Zwangsarbeit im Nationalsozialismus
Prof. Dr. Jens-Christian Wagner, Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora
Dr. Esther Meier, wissenschaftliche Leiterin des Projektes „Sowjetische und deutsche Kriegsgefangene und Internierte“, Max Weber Stiftung
Dr. Babette Quinkert, Projektleiterin und Kuratorin „Sowjetische Kriegsgefangene“, Museum Berlin-Karlshorst
Im Anschluss bieten wir einen kleinen Empfang sowie einen kuratorischen Rundgang durch die Wechselausstellung mit Dr. Babette Quinkert an.
Die Ausstellung wurde erarbeitet vom Museum Berlin-Karlshorst in Kooperation mit der Stiftung Niedersächsische Gedenkstätten, dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, dem Deutschen Historischen Institut Moskau und der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg.
Realisiert wurde die Ausstellung aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, dem Auswärtigen Amt und dem Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus.
Diese Wechselausstellung wird präsentiert von der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora
vom 13. September 2025 bis 22. Februar 2026 im Museum Zwangsarbeit im Nationalsozialismus in Weimar.
VERMITTLUNGSANGEBOTE FÜR GRUPPEN:
— Geführter Rundgang durch die Wechselausstellung
— Zweitägiger Fotografie-Workshop in Zusammenarbeit mit der Gedenkstätte Buchenwald
Buchungen und Informationen: buchung@museum-zwangsarbeit.de