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Station 5: Kinobaracke

Nur arbeitsfähige Häftlinge haben für die SS einen Wert. Kranke und ausgezehrte Männer und Jungen schickt die SS aus den Außenlagern zurück in das Hauptlager auf dem Ettersberg. Hier entscheiden SS-Lagerärzte über ihr Leben. Angeblich nicht mehr einsatzfähigen jüdischen Häftlingen droht – ebenso wie Sinti und Roma – der Transport in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau.

Zusehen ist eine Leere Baracke in der in der Mitte Bänke aufgestellt wurden. Das Bild wurde von der Leinwand aus gemacht. Die Bänke sind der Leinwand zugewandt. An der Decke hängt in einem Großen Kasten ein Projektor aus dem ein Lichtkegel nach vorne scheint.
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Der Innenraum der Kinobaracke,1943. Hier führte die SS Ende September 1944 eine Selektion jüdischer Häftlinge durch.
Zu sehen ist eine Collage von Häftlingsportraits verschiedener Häftlinge des KZ-Buchenwalds.
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Collage von Häftlingsportraits. Collage: Werkraum-Media

Die Kinobaracke, neben dem Häftlingskrankenbau am Rand des Häftlingslagers gelegen, wird Ende September 1944 zum Ort der Selektion. Jenö Heimler, damals 22 Jahre alt, ist einige Tage zuvor mit hunderten weiteren jüdischen Häftlingen aus dem Außenlager Tröglitz/Rehmsdorf zurück nach Buchenwald gebracht worden. Jahre später berichtet er über die Vorgänge in der Kinobaracke:

„Wir versammelten uns im Kinosaal von Buchenwald, in dem sie den Gefangenen gelegentlich alte deutsche Filme vorführten. Selbstverständlich war dieser Saal nur in zweiter Linie Kino. Er diente hauptsächlich als ‚Sortierhaus‘, wo Gruppen von Gefangenen für verschiedene Sklavenlager aussortiert wurden.[…] Inzwischen saß ich in der ersten Reihe und hatte einen Orchesterlogenblick auf das, was auf der Bühne geschah.
Der SS-Arzt fragte jeden Mann, was ihm fehlte, dann faltete er den Zettel mit der Gefangenennummer zusammen und legte ihn auf einen von drei Haufen. […] Bis jetzt hatte der SS-Mann mit dem Rücken zu mir gesessen und ich hatte sein Gesicht nicht sehen können. Aber als ich dran war, vor ihn hintrat und ihm ins Gesicht blickte,
durchrann mich ein kalter Schauer. [...] Mein Bewusstsein wollte ihm mitteilen, dass ich Tuberkulose hatte, aber in Wirklichkeit beantwortete ich ihm seine Frage, indem ich
sagte, ich hätte Blasenentzündung. Mechanisch wiederholte er: ‚Blasenentzündung‘. ‚Jawohl, Herr Doktor‘. Seine Hand streckte sich nach meinem Zettel und legte ihn auf den kleinen Haufen. ‚Abtreten‘.“5

Jenö Heimler bleibt in Buchenwald und wird später in das Außenlager Berga/Elster geschickt. 1.188 Männer und Jungen stuft der Lagerarzt jedoch als „unbrauchbar“ ein. Mit dem Zug werden sie nach Birkenau gebracht und direkt nach der Ankunft in den Gaskammern ermordet. Insgesamt schickt die SS über 1.900 Juden und Jüdinnen, Sint:izze und Rom:nja zurück nach Auschwitz-Birkenau. Nur wenige überleben.

5 Eugene Heimler, Bei Nacht und Nebel. Autobiographischer Bericht 1944/45,
Berlin 1993 [New York 1959], S. 114 f.


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