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II. Der Zweite Weltkrieg in Polen, den Niederlanden und Italien

Ein historischer Überblick zur Sonderausstellung

Transkription

II. Der Zweite Weltkrieg in Polen, den Niederlanden und Italien – ein Überblick

DER ZWEITE WELTKRIEG IN POLEN

Mit dem Überfall der Wehrmacht auf Polen begann am 1. September 1939 der Krieg, der sich in den kommenden Jahren zum Zweiten Weltkrieg ausweitete. Die Wehrmacht besetzte weite Teile Westpolens. In einer geheimen Zusatzvereinbarung zum deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt hatten kurz vor dem Angriff, im August 1939, das Deutsche Reich und die Sowjetunion die Aufteilung Polens verabredet. Die Rote Armee besetzte daher am 17. September Ostpolen. Das Land stand nun im Westen unter deutscher Herrschaft, im Osten unter Sowjetischer. Die unter deutscher Herrschaft stehenden Gebiete vor allem im Westen Polens wurden in das Deutsche Reich integriert. Diese Gebiete sollten „germanisiert“ werden, das heißt, hier sollten sich Deutsche ansiedeln, es sollte „Lebensraum“ für die deutsche Bevölkerung entstehen. Um dies zu erreichen, ging die nationalsozialistische Führung mit äußerster Brutalität gegen die lokale Bevölkerung vor: vor allem die polnische Intelligenz wurde Opfer von Mordaktionen, „rassisch unerwünschte“ Bevölkerungsgruppen wurden Opfer von Vertreibung, darüber hinaus wurden zahlreiche Menschen zur Zwangsarbeit in das Deutsche Reich verschleppt. Die zentralpolnischen Gebiete unter deutscher Besatzung wurden zum Generalgouvernement erklärt. Sie wurden zum Zielort der Deportationen aus den westpolnischen Gebieten. Die lokale Bevölkerung und die dorthin Deportierten fielen einer radikalen Ausbeutungs und Vernichtungspolitik zum Opfer. Die Instrumente zur Umsetzung dieser Politik waren die Einführung eines Arbeitszwangs, gezielte Mordaktionen, die Ghettoisierung der jüdischen Bevölkerung sowie schließlich die Errichtung eines Netzes von Arbeits- und Vernichtungslagern. Organisierter Widerstand, in den Städten, den Ghettos und Lagern, wurde durch die deutschen Besatzer brutal niedergeschlagen. Im Juni 1941 brach das Deutsche Reich den deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt (Hitler-Stalin-Pakt) und begann einen weiteren Eroberungs- und Vernichtungskrieg. Nach anfänglich aus der Sicht der Wehrmachtsführung positivem Verlauf stellten sich bereits im Winter 1941/42 erste Niederlagen der Wehrmacht ein, die in den kommenden zwei Kriegsjahren schließlich zu einer immer weiteren Zurückdrängung der deutschen Truppen führten. In ihrer Sommeroffensive des Jahres 1944 drang die Rote Armee bis nach Lublin vor, wo unter anderem die Befreiung des Konzentrationslagers Majdanek gelang. Die Winteroffensive der Roten Armee 1944/45 beendete die deutsche Besatzungsherrschaft in Polen. Das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz wurde am 27. Januar 1945 befreit.

DER ZWEITE WELTKRIEG IN DEN NIEDERLANDEN

Der 10. Mai 1940 markiert den Beginn des Krieges in den Benelux-Staaten: Deutschland griff ohne Kriegserklärung die Niederlande, Belgien und Luxemburg an. Bereits am 15. Mai kapitulierte die niederländische Armee, nachdem die deutschen Luftstreitkräfte die Altstadt von Rotterdam dem Erdboden gleichgemacht hatten. Belgiens Armee kapitulierte am 26. Mai. Die erhebliche militärische Unterlegenheit der luxemburgischen Armee führte dazu, dass dort kein nennenswerter militärischer Widerstand erfolgte und die Hauptstadt bereits am Tag des Überfalls besetzt wurde. In der Folge rückte die deutsche Armee über Belgien auch in den Norden und Westen Frankreichs vor. Mit einem Waffenstillstandsabkommen am 25. Juni endete der „Blitzkrieg“ im Westen nach nur sechs Wochen. Außer Polen, Dänemark und Norwegen waren nun binnen kurzer Zeit auch Luxemburg, die Niederlande, Belgien und der Norden und Westen Frankreichs deutsch besetzt. In den Niederlanden bemühten sich die Besatzer zu Beginn um ein gutes Verhältnis zur lokalen Bevölkerung. Ab Februar 1941 begannen sie allerdings mit systematischen Razzien gegen die jüdische Bevölkerung, der sich Teile der niederländischen Bevölkerung zunächst mit einem Generalstreik widersetzten. Dieser wurde jedoch niedergeschlagen. Ab Juli desselben Jahres begannen systematische Umsiedlungen und schließlich Deportationen der jüdischen Bevölkerung über das Durchgangslager Westerbork. Das angebliche Ziel dieser Deportationen war der Arbeitseinsatz in Lagern auf dem Gebiet des Deutschen Reiches. Auch Sinti und Roma waren Opfer der Deportationen. Neben verschiedenen Polizeihaft- und Durchgangslagern wurde im Januar 1943 schließlich das einzige Konzentrationslager der SS auf dem Gebiet der Niederlande in Betrieb genommen: Kamp Vught (Konzentrationslager Herzogenbusch). Nach der Landung der Alliierten in der Normandie im Juni 1944 wurden die Niederlande erneut zum Frontgebiet. In der zweiten Jahreshälfte des Jahres 1944 befreiten die vorrückenden Alliierten den Süden der Niederlande, darunter auch im Oktober 1944 das Konzentrationslager Herzogenbusch. Durch die Kapitulation der Wehrmacht am 5. Mai 1945 endete schließlich auch im Norden des Landes die deutsche Besatzung.

DER ZWEITE WELTKRIEG IN ITALIEN

In Italien herrschte bereits seit 1922 ein faschistisches Regime unter dem Diktator Benito Mussolini. Ab 1936 erfolgte eine Annäherung an das nationalsozialistische Deutschland, die in verschiedenen Abkommen ihren Ausdruck fand. Ab 1938 leitete Italien mit antijüdischen „Rassegesetzen“ auch die Verschärfung der Verfolgung von Jüdinnen und Juden ein. Das seit Mai 1939 mit dem Deutschen Reich verbündete Italien trat im Juni 1940 auf der Seite der Deutschen in den Zweiten Weltkrieg ein, indem es Frankreich und Großbritannien den Krieg erklärte. Der Italienfeldzug der Westalliierten begann im Juli 1943. Nach schweren Niederlagen wurde der faschistische Ministerpräsident Mussolini noch im selben Monat abgesetzt und gefangen genommen Der italienische König beauftragte die Bildung einer Militärregierung, die im September einen Waffenstillstand mit den Alliierten schloss. Innerhalb weniger Tage besetzten deutsche Truppen daraufhin Nord-, Mittel- und Teile Süditaliens, Rom wurde am 10. September 1943 eingenommen. Unmittelbare Folgen der deutschen Besatzung zeigten sich im Beginn der Deportation der jüdischen Bevölkerung Italiens in Konzentrations- und Vernichtungslager, in der Gefangennahme mehrerer hunderttausend italienischer Soldaten sowie in der Ermordung von zehntausenden weiteren Personen: Militärangehörigen, Partisaninnen und Partisanen sowie weiterer Menschen, die im Verdacht standen, diese zu unterstützen. Nach schweren Kampfhandlungen vor allem in Mittelitalien, die das Land verwüsteten, gelang es der italienischen Armee, die Deutschen bis zum Apennin-Gebirgszug zurückzudrängen, Partisaninnen und Partisanen verstärkten die Überfälle auf die deutschen Soldaten; es kam zu weiteren Massakern der Deutschen an der italienischen Zivilbevölkerung, unter anderem in Sant‘ Anna di Stazzema am 12. August 1944. Der Zweite Weltkrieg endete in Italien schließlich am 2. Mai 1945 nach der Kapitulation der deutschen Wehrmacht.

2005 wurden zehn der am Massaker in Sant’ Anna beteiligten SS-Offiziere in Italien zu lebenslanger Haft verurteilt. Jedoch weigerte Deutschland sich, diese auszuliefern. 2012 wurde ein weiteres Verfahren in Stuttgart eingestellt. Im Unterschied zur italienischen Justiz gingen die deutschen Richter davon aus, dass es keine Vernichtungsabsicht gegeben habe. 2022 hat die BRD Italien verklagt, nachdem deutsche Liegenschaften in Italien konfisziert werden sollten, um Opfer deutscher NS-Verbrechen entschädigen zu können. Die Bundesregierung äußert sich bisher nicht dazu, ob und wenn ja, inwiefern diese Entschädigungen auch im Zusammenhang mit dem Massaker in Sant’ Anna stehen.

 


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